Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
>

Twitter enttäuscht Anleger: Aktie abgestürzt

Die unter der Woche öffentlich gewordenen Zahlen des Kurznachrichtendienstes Twitter waren für das Unternehmen katastrophal. Die Aktie stürzte zeitweise um 22 Prozent ab. Denn Twitter enttäuschte nicht nur die Erwartungen der Investoren, sondern auch die eigenen.

BÖRSE am Sonntag

Die unter der Woche öffentlich gewordenen Zahlen des Kurznachrichtendienstes Twitter waren für das Unternehmen katastrophal. Die Aktie stürzte zeitweise um 22 Prozent ab. Denn Twitter enttäuschte nicht nur die Erwartungen der Investoren, sondern auch die eigenen. Das Problem: Das Unternehmen bekommt sein Modell auch nach acht Jahren nicht monetarisiert.

Unter der Woche ereignete sich für Twitter ein börsentechnischer Super-Gau. Die schlechten Quartalszahlen des Unternehmens waren schon frühzeitig durchgesickert. Und zwar während des Handelstages. Die Firma Selerity ist auf das Aufspüren von Informationen im Netz spezialisiert. Sie hatte die Zahlen Anfang der Woche etwa 45 Minuten vor Börsenschluss veröffentlicht – über Twitter. Angeblich sollen die Zahlen von der Investor-Relations Website stammen.

Kursverlust von 22 Prozent

Somit musste Twitter schon früher als geplant mit den offiziellen Zahlen aufwarten. Und diese enttäuschten deutlich. Der Kurznachrichtendienst steckt weiterhin in tiefroten Zahlen. Im ersten Quartal erwirtschaftete das Unternehmen einen Verlust von 162,4 Millionen Dollar. Dafür konnte es den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 74 Prozent auf 436 Millionen Dollar steigern. Doch damit blieb Twitter sowohl hinter den eigenen als auch hinter den Erwartungen der Analysten zurück.

Die Reaktion der Anleger folgte postwendend. Zum großen Nachteil des Unternehmens. Normalerweise veröffentlichen Konzerne ihre Zahlen erst nach Handelsschluss um den Investoren die Möglichkeit einer kurzfristigen Reaktion zu nehmen. So jedoch stürzte die Aktie Minuten nach Bekanntwerden der schlechten Nachrichten um sechs Prozent ab. Dann wurde die Aktie auf Wunsch von Twitter aus dem Handel an der New York Stock Exchange genommen. Doch auch das brachten dem Unternehmen nur eine kurze Verschnaufpause ein. Nach der Freigabe schloss die Aktie am nächsten Handelstag mit einem Minus von 18,18 Prozent bei 42,27 Dollar, was einem Verlust von 9,39 Dollar entspricht. Zeitweise war das Papier um ganze 22 Prozent abgefallen. Aktuell steht die Aktie bei 37,84 US-Dollar.

Die Probleme von Twitter sind vielfältig. Schon im Vorjahresquartal hatte das Unternehmern rund 130 Millionen Euro Verlust gehabt. Das Unternehmen selbst erklärt die derzeitigen Verluste mit dem starken Dollar. Das ließe die Auslandseinnahmen niedriger in der Bilanz erscheinen. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Fakt ist, dass Twitter sein Modell derzeit nicht in effektiver Weise monetarisiert bekommt. Die User sind nicht bereit, für den Dienst zu bezahlen. Trotz einem Plus von 14 Millionen Nutzern in drei Monaten schreibt Twitter daher derzeit rote Zahlen. Zudem hatten die Analysten ein deutlicheres Wachstum bei den monatlich aktiven Nutzer über mobile Endgeräte zugetraut. Nur rund 241,6 Millionen Menschen griffen monatlich über Tablet oder Smartphone auf den Kurznachrichtendienst zu.

Heilsbringer Anzeigengeschäft

Twitter dürfte sich der Probleme sehr wohl bewusst sein. Die Entscheidungen der letzten Zeit deuten daraufhin, dass das Unternehmen nicht mehr auf die Finanzierung durch User setzt, sondern sich auf Werbung spezialisiert und damit endlich rentabel werden will. So generiert Twitter seinen Umsatz hauptsächlich durch Anzeigen in Form von Tweets, sowie dem Hinweis auf zahlende Kunden und auf gesponserte Schlagworte in der Top-10 Themenliste. Zu der neuen Strategie passt auch die Ankündigung diese Woche von Twitter, die Firma TallApart zu kaufen. Diese ist auf Anzeigendienste für Handelsunternehmen spezialisiert. Es kombiniert dynamische Produktanzeigen mit E-Mail Marketing. Twitter-Chef Dick Costolo hatte schon früher in die Firma investiert. Durch den Kauf könnte Twitter seinem Anzeigengeschäft wieder neuen Schwung verleihen. Zudem kündigte das Unternehmen an, Anzeigenplätze künftig auch über die Google-Plattform Doubleblick zu vermarkten. Das soll großen Werbekunden entgegenkommen.

Die Analysten bewerten das Papier derzeit noch positiv und raten Anlegern gerade beim derzeitigen Kurs in Twitter zu investieren. So beließen Cannacord Adams, die Deutsche Bank und UBS ihre Einstufung auf „Buy“. Allerdings korrigierten sie ihre Kurserwartungen deutlich nach unten. Während die Deutsche Bank ihr Ziel von 65 auf 60 US-Dollar gesenkt hat, rechnet UBS sogar nur noch mit 50 US-Dollar.

Twitter selbst senkte auch seine Prognose für das derzeit laufende Quartal. Während Analysten von einem Umsatz von 538 Millionen Dollar ausgehen, rechnet Twitter nur mit 470 bis 485 Millionen Dollar. Die Zukunft des Unternehmens wird nun davon abhängen, ob Twitter eine solide Finanzierung des Geschäftsmodells erzielen kann. Denn die Anfangseuphorie ist bei den Anlegern schon lange verschwunden. Sie wollen nun Ergebnisse sehen.

Robin Schenkewitz