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Die Zinsen bleiben auch 2014 niedrig

Die Eurozone hat gegenw&auml;rtigen Sch&auml;tzungen zufolge im Sommer dieses Jahres die Rezession hinter sich gelassen. Nach einem voraussichtlichen R&uuml;ckgang des Bruttoinlandsprodukts 2013 d&uuml;rfte 2014 die Wirtschaft des Euroraums wieder auf einen Wachstumspfad einschwenken. Im Durchschnitt wird f&uuml;r den Euroraum mit einer Zunahme der gesamtwirtschaftlichen Aktivit&auml;t um 0,9 Prozent gerechnet. Legt man die Sch&auml;tzung der OECD f&uuml;r das Potentialwachstum zugrunde, wonach die Eurozone bei fortw&auml;hrender Vollauslastung seiner Produktionskapazit&auml;ten in den n&auml;chsten Jahren mit 1,4 Prozent wachsen k&ouml;nnte, d&uuml;rfte der Aufschwung damit aber auch im kommenden Jahr unterdurchschnittlich ausfallen. Die nach wie vor lahmende private Nachfrage infolge der anhaltenden hohen Arbeitslosigkeit in der Eurozone lastet voraussichtlich weiterhin auf dem Wirtschaftswachstum. Ferner wird die &ouml;ffentliche Hand vor dem Hintergrund der anhaltenden fiskalischen Herausforderungen auch im kommenden Jahr keine sp&uuml;rbaren Impulse der schwachen privaten Nachfrage entgegensetzen k&ouml;nnen.<br />Ob es der Geldpolitik im kommenden Jahr gelingen wird, die Wirtschaft der Eurozone &uuml;ber niedrige Zinss&auml;tze zu stimulieren, ist dar&uuml;ber hinaus fraglich. Zwar hat die EZB seit Ausbruch der Krise die Leitzinss&auml;tze auf historische Tiefst&auml;nde gesenkt und den Gesch&auml;ftsbanken in unbegrenztem Umfang Liquidit&auml;t zur Verf&uuml;gung gestellt. Da die Gesch&auml;ftsbanken diese Liquidit&auml;t aber nicht zur Vergabe von Krediten nutzen, bleibt die Geldpolitik bisher wirkungslos.

BÖRSE am Sonntag

Dr. Frank Augsten

Chefvolkswirt der Gothaer Asset Management AG

Die Eurozone hat gegenwärtigen Schätzungen zufolge im Sommer dieses Jahres die Rezession hinter sich gelassen. Nach einem voraussichtlichen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts 2013 dürfte 2014 die Wirtschaft des Euroraums wieder auf einen Wachstumspfad einschwenken. Im Durchschnitt wird für den Euroraum mit einer Zunahme der gesamtwirtschaftlichen Aktivität um 0,9 Prozent gerechnet. Legt man die Schätzung der OECD für das Potentialwachstum zugrunde, wonach die Eurozone bei fortwährender Vollauslastung seiner Produktionskapazitäten in den nächsten Jahren mit 1,4 Prozent wachsen könnte, dürfte der Aufschwung damit aber auch im kommenden Jahr unterdurchschnittlich ausfallen. Die nach wie vor lahmende private Nachfrage infolge der anhaltenden hohen Arbeitslosigkeit in der Eurozone lastet voraussichtlich weiterhin auf dem Wirtschaftswachstum. Ferner wird die öffentliche Hand vor dem Hintergrund der anhaltenden fiskalischen Herausforderungen auch im kommenden Jahr keine spürbaren Impulse der schwachen privaten Nachfrage entgegensetzen können.
Ob es der Geldpolitik im kommenden Jahr gelingen wird, die Wirtschaft der Eurozone über niedrige Zinssätze zu stimulieren, ist darüber hinaus fraglich. Zwar hat die EZB seit Ausbruch der Krise die Leitzinssätze auf historische Tiefstände gesenkt und den Geschäftsbanken in unbegrenztem Umfang Liquidität zur Verfügung gestellt. Da die Geschäftsbanken diese Liquidität aber nicht zur Vergabe von Krediten nutzen, bleibt die Geldpolitik bisher wirkungslos.

EZB bleibt bei ihrer bisherigen Strategie

Es ist zu befürchten, dass sich auch im kommenden Jahr hieran wenig ändern wird, da angesichts der bilanziellen Herausforderungen für die Banken in der Eurozone die Kreditvergabe kaum anziehen kann. Die EZB dürfte daher ihre geldpolitische Grundausrichtung beibehalten, solange sie die Stabilität des Preisniveaus nicht gefährdet sieht. Die kurzfristigen Zinssätze dürften infolgedessen bis auf weiteres sehr niedrig bleiben. Da die Zinsstrukturkurve insbesondere vor dem Hintergrund des geringen Zinsniveaus bereits als sehr steil angesehen werden muss, sind damit aber auch den langfristigen Zinssätzen nach oben Grenzen gesetzt.
Allerdings gilt es zu beachten, dass im gegenwärtigen Umfeld keine Leitzinserhöhungen bzw. Erwartungen etwaiger Schritte durch die EZB erforderlich sind, um das Zinsniveau am kurzen Ende anzuheben. Durch die unbegrenzte Versorgung der Geschäftsbanken mit Liquidität orientiert sich der Geldmarktsatz EONIA nicht am Hauptrefinanzierungssatz, sondern am Satz für die Einlagefazilität. Dieser liegt derzeit bei null Prozent und damit 50 Basispunkte unter dem Hauptrefinanzierungssatz. In dem Maß wie die Geschäftsbanken jedoch die Liquidität zurückgeben, die ihnen insbesondere durch die dreijährigen LTROs zur Verfügung gestellt wurde, kann sich der EONIA-Satz nach und nach wieder am höheren Hauptrefinanzierungssatz orientieren, wodurch auch das kurze Ende der Zinsstrukturkurve steigt und damit Zinssteigerungsspielraum für das lange Ende eröffnet.
Dies setzt allerdings voraus, dass die EZB diesen Zinsanstieg am kurzen Ende toleriert. Gegenwärtig scheint dies aus den oben geschilderten Gründen nicht der Fall zu sein. Sollte sich der konjunkturelle Aufschwung 2014 verfestigen und auch der Teuerungsdruck wie allgemein angenommen leicht steigen, ist eine Zunahme der Toleranz der EZB gegenüber steigenden Geldmarktsätzen nicht anzuschließen. Das Zinsniveau in der Eurozone könnte sich dann insgesamt erhöhen. Die Rendite für Bundesanleihen mit einer Restlaufzeit von 10 Jahren könnte dann in Richtung 2,5 Prozent zulegen.