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B. Braun: Von der Apotheke zum Medizintechnikkonzern

B. Braun Melsungen ist einer der bedeutendsten Namen im Medizintechnikbereich. Aus bescheidenen Anfängen hat sich das Unternehmen zu einem der führenden Anbieter entwickelt.

BÖRSE am Sonntag

Dass aus einer kleinen Apotheke ein Konzern von Weltrang entstehen könnte, hätte bei der Geburt von B. Braun 1839 wohl niemand gedacht. Damals übernahm Firmengründer Julius Wilhelm Braun die Rosen-Apotheke im hessischen Melsungen. Schon der Gründer begnügte sich nicht mit Herstellung und Verkauf von Medikamenten, sondern schuf einen Versandhandel für Kräuter. Die unternehmerische Ader seines Vaters erbte der älteste Sohn Bernhard Braun. Als er 1864 die Apotheke übernahm, begann er mit der Produktion von pharmazeutischen Erzeugnissen wie Pflastern. Sein Sohn Carl Braun, der 1900 das Ruder übernahm, setzt diese Tradition fort und begann vier Jahre später mit der Produktion von sterilem, resorbierbarem Nahtmaterial.

Der Grundstein für die medizintechnische Produktion wurde 1914 gelegt, als erstmals Blutdruckmessgeräte hergestellt wurden. 1923 war das Unternehmen bereits so stark gewachsen, dass eine eigene Betriebskrankenkasse, die BKK B. Braun Melsungen ins Leben gerufen wurde. Zwei Jahre später expandierte das Unternehmen ins Ausland und gründete eine Fertigungsstätte in Italien. Ein weiterer Meilenstein war das erste synthetische Nahtmaterial, das 1935 vorgestellt wurde.

Ihre heutige Bedeutung erlangte die Firma aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Arbeiteten beim hundertjährigen Betriebsjubiläum 1939 gerade einmal 500 Mitarbeiter für das Unternehmen, waren es 1964 bereits über 1.700. Das rasante Wachstum verdankte B. Braun Innovationen wie der ersten mechanischen Spritzenpumpe zur Dauerinfusion und dem Beginn der Produktion von Infusionsbehältern aus Glas und Kunststoff.

1968 wagte sich die Firma über die Grenzen Europas hinaus und wurde in Brasilien aktiv. Eine der wichtigsten Entscheidungen für das Unternehmen war die Mehrheitsbeteiligung an dem Medizintechnikunternehmen Aesculap 1976, die B. Braun zu einem der großen Player der Branche machte.

Unter der Leitung von Ludwig Georg Braun folgte ab 1977 eine stürmische internationale Expansion. Durch den Kauf der US-Firma McGaw, die größte Übernahme der Firmengeschichte, kam B. Braun Ende der 1990er-Jahre auf 4 Mrd. D-Mark Umsatz und beschäftigte 27.000 Mitarbeiter.

Auch in den folgenden Jahren ging es stetig aufwärts. Dank Übernahmen und neuer Fertigungsstätten wurde der Umsatz noch einmal verdoppelt: 2011 erwirtschafteten über 43.000 Beschäftigte 4,6 Mrd. Euro. Dazu trugen auch Neuheiten wie ein mit Medikamenten beschichteter Ballonkatheter bei, der die Durchblutung der Herzkranzgefäße verbessert.

Heute ist B. Braun in einer erstaunlichen Bandbreite einer der weltweit führenden Anbieter von Medizintechnik und Gesundheitsprodukten. In der Sparte Aesculap sind die chirurgischen Aktivitäten zusammengefasst. Dazu gehören Instrumente für operative Eingriffe in allen Variationen. Der Katalog listet allein 6.000 Produkte für Chirurgen auf. Der Bereich Hospital Care ist auf die Versorgung von Krankenhäusern mit Infusions- und Injektionslösungen sowie Produkten zur medizinischen Einmalversorgung spezialisiert. Um medizinische Produkte außerhalb des Krankenhauses und die Versorgung von chronisch Kranken geht es in der Sparte Our Patient Market OPM. Hierzu gehören zum Beispiel Angebote für Diabetiker und andere Langzeitpatienten. Die Sparte B. Braun Avitum konzentriert sich auf extrakorporalen Blutbehandlungen, d. h. die Versorgung von Dialyseeinrichtungen.

Bekannt ist B. Braun auch für sein starkes gesellschaftliches Engagement. Dazu gehören nicht nur die Förderung von Kunst, Kultur und Sport, sondern auch betriebliche Aktivitäten. So bietet das Unternehmen ein Initiativprogramm zur Integration arbeitsloser Jugendlicher. Für dieses Engagement hat B. Braun 2004 im Wettbewerb „Engagiertes Unternehmen – Impulse für Hessen“ den ersten Preis erhalten.