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Bayer probt den Neustart

Ein US-Amerikaner wird neuer CEO bei Deutschlands größtem Pharmakonzern. Der von Investoren lange geforderte Wechsel in der Chef-Etage der Leverkusener treibt Anleger zurück in die Aktie.

(Foto: Bayer)

Ein US-Amerikaner wird neuer CEO bei Deutschlands größtem Pharmakonzern. Der von Investoren lange geforderte Wechsel in der Chef-Etage der Leverkusener treibt Anleger zurück in die Aktie.

Bereits zum 1. Juni übernimmt William Anderson den Chef-Posten bei Bayer. Der aktuelle CEO, Werner Baumann, macht damit ein Jahr früher den Stuhl frei als ursprünglich geplant. Einen vorzeitigen Wechsel an der Spitze des Pharmakonzerns hatten Anteilseigner und Investoren in der Vergangenheit wiederholt gefordert.

Baumann stand stellvertretend für die kostspielige Monsanto-Übernahme, mit der sich die Leverkusener milliardenschwere Rechtsstreitigkeiten in den Konzern geholt hatten, die den Aktienkurs bis heute belasten. 2019 wurde ihm von Aktionären auf der Hauptversammlung sogar die Entlastung verweigert. In seinen Jahren als CEO, beginnend 2016, verlor die Bayer-Aktie zeitweise die Hälfte an Wert.
Baumann, der seine gesamte berufliche Karriere bei Bayer verbrachte, war als Vorstandvorsitzender glücklos. Unter seiner Führung wurde die Aktie des ehemals wertvollsten deutschen Konzerns besonders für viele Privatanleger von der dividendenstarken Value-Aktie zum risikoreichen Spekulationsobjekt.
William Anderson, der sich selbst gern Bill nennen lässt, soll nun den Aufbruch in eine neue Zukunft anführen. Zuvor Chef der Pharmasparte bei Roche, ist Anderson ein Kandidat wie ihn große Anteilseigner, darunter die Hedgefonds Inclusive Capital und Bluebell Capital, zuletzt vermehrt gefordert hatten. „Bill Anderson ist eine sehr gute Wahl für Bayer und könnte der Befreiungsschlag sein, auf den Investoren gewartet haben“, lobt auch Markus Manns, Fondsmanager bei Union Investment, den Schritt. Die Investment-Gesellschaft ist selbst einer der größten Anteilseigner von Bayer. Anderson habe in den USA das nötige Netzwerk sowie das Know-how, um Bayer wieder innovativer zu machen, so Manns weiter. Er erwarte einen enormen Vertrauensvorschuss seitens der Investoren. Anleger reagierten zunächst auch euphorisch und ließen die Aktie von Bayer mit einem Plus von rund sechs Prozent auf den höchsten Stand seit Juni 2022 steigen. In der Folge kam der Kurs allerdings wieder etwas zurück.

Dennoch könnte Anderson für eine längerfristige Aufbruchstimmung unter Anlegern sorgen. Der US-Amerikaner war einst Chef des US-Biotechnologieunternehmens Genentech, eine Tochter von Roche, aus deren Pipeline viele für Roche bedeutende Medikamente kamen. Er kennt sich bestens aus im Sektor und kommt mit einem „Blick von außen“. Damit könnte er sich leichter mit innerhalb des Konzerns unpopulären Entscheidungen tun, die jedoch den Börsenwert steigern würden. Stichwort wäre hier die von manch Hedgefonds geforderte Aufspaltung des Konzerns. Die bleibt zwar zunächst unwahrscheinlich, dennoch dürfte sich Anderson wohl damit beschäftigen, wie die Pharma-Sparte von Bayer, die zuletzt mit einigen vielversprechenden neuen Medikamenten positiv für Aufsehen sorgte, wieder positiver von Investoren bewertet werden könnte. Auf die neue Aufgabe freut er sich jedenfalls: „Ich könnte nicht glücklicher sein, heute anzukündigen, dass ich dem Team Bayer als CEO beitrete", schrieb Anderson zu seinem neuen Job auf LinkedIN.

OG