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Commerzbank verdoppelt operatives Ergebnis im ersten Halbjahr auf 1,3 Milliarden Euro

Die Commerzbank hat ihren Aufwärtstrend im ersten Halbjahr 2022 fortgesetzt und ihr Operatives Ergebnis mehr als verdoppelt. Die Erträge stiegen vor allem dank eines starken Kundengeschäfts und der steigenden Zinsen deutlich an.

(Foto: Cineberg / Shutterstock)

Die Commerzbank hat ihren Aufwärtstrend im ersten Halbjahr 2022 fortgesetzt und ihr Operatives Ergebnis mehr als verdoppelt. Die Erträge stiegen vor allem dank eines starken Kundengeschäfts und der steigenden Zinsen deutlich an.

Die operativen Kosten senkte die Bank trotz des wachsenden Inflationsdrucks planmäßig und konnte damit deutlich gestiegene Pflichtbeiträge mehr als ausgleichen. Im niedrigen Risikoergebnis spiegelt sich die weiterhin hohe Qualität des Kreditbuchs wider. Unter dem Strich erwirtschaftete die Bank im ersten Halbjahr einen Konzerngewinn von 768 Millionen Euro, im ersten Halbjahr 2021 war ein Verlust angefallen. Mit ihrer guten Portfolioqualität, der komfortablen Kapitalausstattung sowie der verfügbaren pauschalen Risikovorsorge (Top-Level-Adjustments, TLA) von 564 Millionen Euro ist die Bank auf die bevorstehenden wirtschaftlichen Herausforderungen gut vorbereitet. Den Gewinnausblick für das Gesamtjahr bestätigte die Commerzbank.
 
„Wir haben im ersten Halbjahr die Erträge im Kundengeschäft in beiden Segmenten stärker gesteigert als erwartet und unseren Operativen Gewinn mehr als verdoppelt. Die starke Ergebnisentwicklung zeigt, dass unsere Strategie 2024 auch in einer Phase niedrigen Wirtschaftswachstums greift“, sagte Manfred Knof, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank. „Es ist uns gelungen, die Widerstandsfähigkeit der Commerzbank in einer sehr schwierigen Zeit zu erhöhen.“
 
Ihre strategischen Initiativen hat die Commerzbank auch in den vergangenen Monaten konsequent vorangetrieben. Bis Ende des Jahres will die Bank den notwendigen Abbau von brutto 10.000 Vollzeitstellen weitgehend geregelt haben. Per Ende Juni waren bereits 7.700 Personalabgänge fixiert. Bei der Optimierung ihres Filialnetzes hat die Commerzbank ihr in der Strategie 2024 vorgesehenes Ziel von 450 Standorten in Deutschland bereits Ende Juni erreicht. Parallel läuft der Aufbau der Beratungscenter auf Hochtouren. Von Mitte September an werden nach den drei Pilotstandorten sukzessive weitere Standorte in Betrieb gehen. Ziel ist es, bis Ende des Jahres rund 8 Millionen Privat- und Unternehmerkunden hier zu beraten.
 
Auf ihrem Weg zu der digitalen Beratungsbank für Deutschland kommt die Bank gut voran. So wurde die bereits in der Banking-App stark genutzte Finanzanalyse weiterentwickelt und in das Online-Banking integriert. Außerdem wurde das Serviceangebot „Finanzkompass“ in der Banking App ausgerollt. Kunden können damit ihre finanzielle Situation überblicken und bekommen individuelle Empfehlungen.
 
Beim Aufbau der „Mittelstandsbank Direkt“ liegt die Bank voll im Zeitplan. Seit dem zweiten Quartal werden dort bereits 3.000 Kunden betreut. Weitere 3.000 Kunden sollen im Laufe des Jahres folgen. Damit schafft die Commerzbank die erste echte Direktbank für Firmenkunden in Deutschland. Auch bei der Vereinfachung der Handelsplattform gibt es gute Fortschritte: Hier konnten bereits 56 der 78 angestrebten Anwendungen abgeschaltet werden.
 
Tempo macht die Commerzbank auch beim Thema Nachhaltigkeit. So legte sie ein neues ESG-Rahmenwerk vor, in dem konkrete Ziele zur nachhaltigen Portfoliosteuerung definiert sind. Für die Hälfte des ausgereichten Kreditvolumens hat die Bank bereits genaue CO2-Reduktionsziele bis zum Jahr 2030 festgelegt, vor allem für CO2-intensive Branchen wie die Energieerzeugung. Im Juni hat die Bank außerdem ihren dritten eigenen Green Bond mit einem Anleihevolumen von 500 Millionen Euro begeben.
 
Starkes Kundengeschäft belegt operative Stärke der Commerzbank

 
Im zweiten Quartal steigerte die Commerzbank ihre Erträge dank des starken Kundengeschäfts und steigender Zinsen um 30 % auf 2.422 Millionen Euro (Q2 2021: 1.862 Millionen Euro). Angetrieben von den deutlichen Zinssteigerungen in Polen und dem Anstieg der langfristigen Zinsen in Deutschland verbesserte sich der Zinsüberschuss um 26 % auf 1.478 Millionen Euro (Q2 2021: 1.173 Millionen Euro). Zudem steigerte die Bank den Provisionsüberschuss im Vergleich zum bereits starken Vorjahreszeitraum um weitere 5 % auf 896 Millionen Euro (Q2 2021: 852 Millionen Euro). Dazu trugen vor allem hohe Volumen im Zahlungsverkehr des Firmenkunden-Segments sowie bei der mBank bei.
 
In den ersten sechs Monaten legten die Erträge um knapp 20 % auf 5.216 Millionen Euro zu (H1 2021: 4.353 Millionen Euro). Allerdings erwartet die Commerzbank im dritten Quartal, wie bereits angekündigt, infolge der in Polen gesetzlich eingeführten Möglichkeit von Zins- und Tilgungsstundungen für private Immobilienfinanzierungen eine Belastung der Erträge.
 
Das Risikoergebnis bewegte sich im zweiten Quartal mit minus 106 Millionen Euro (Q2 2021: minus 87 Millionen Euro) im Rahmen der Erwartungen. Die Quote der Problemkredite (NPE-Quote) blieb mit 0,8 % niedrig. Die Basis-Risikovorsorge belief sich auf nur 27 Millionen Euro. Hinzu kamen Belastungen von 228 Millionen Euro im Zusammenhang mit dem Russland-Ukraine-Krieg, die größtenteils aus dem gebildeten Top-Level-Adjustment (TLA) abgedeckt wurden. Insgesamt stehen der Bank per Ende Juni 564 Millionen Euro als zusätzliche Vorsorge für potenzielle weitere direkte Effekte aus dem Russland-Ukraine-Krieg sowie für Sekundäreffekte wie Unterbrechungen von Lieferketten oder hohe Energiepreise zur Verfügung. Getrieben von Vorsorgeeffekten im Zusammenhang mit Russland aus dem ersten Quartal lag das Risikoergebnis im ersten Halbjahr des Jahres bei minus 570 Millionen Euro (H1 2021: minus 235 Millionen Euro). Ihr Russland-Exposure hat die Bank seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine bis Mitte Juli um rund 45 % auf netto 1,02 Milliarden Euro reduziert.
 
Auf Kurs ist die Bank bei ihren Kostenprogrammen. So sanken die operativen Kosten im zweiten Quartal um gut 16 % auf 1.425 Millionen Euro (Q2 2021: 1.704 Millionen Euro). Hier spiegeln sich insbesondere der Stellenabbau und Einsparungen durch das optimierte Filialnetz wider, zudem war der Vorjahreswert von einem negativen Sondereffekt geprägt. Gegenläufig wirkten erneut höhere Pflichtbeiträge, die sich vor allem aufgrund neuer Belastungen in Polen auf 144 Millionen Euro mehr als verdreifacht haben (Q2 2021: 39 Millionen Euro). Insgesamt gingen die Kosten um 10 % auf 1.570 Millionen Euro zurück (Q2 2021: 1.743 Millionen Euro). Damit belief sich die Aufwandsquote im zweiten Quartal auf 65 % (Q2 2021: 94 %). Im ersten Halbjahr sanken die Kosten insgesamt um 5,4 % auf 3.356 Millionen Euro (H1 2021: 3.548 Millionen Euro).
 
In Summe vervielfachte sich das Operative Ergebnis im zweiten Quartal damit auf starke 746 Millionen Euro (Q2 2021: 32 Millionen Euro), im Halbjahr summierte es sich auf 1.289 Millionen Euro (H1 2021: 570 Millionen Euro). Das Quartalsergebnis nach Steuern und Minderheiten belief sich auf 470 Millionen Euro (Q2 2021: minus 527 Millionen Euro). Nach sechs Monaten hat die Bank damit unter dem Strich einen Konzerngewinn von 768 Millionen Euro erzielt (H1 2021: minus 394 Millionen Euro).
 
Die harte Kernkapitalquote (CET-1-Quote) verbesserte sich zum Stichtag 30. Juni auf 13,7 % (Q1 2022: 13,5 %). Darin ist erneut eine Abgrenzung für die geplante Dividendenzahlung von 30 % des Konzerngewinns enthalten. Die Quote spiegelt ferner bereits eine Erhöhung der Kredit-RWA aufgrund erwarteter Modellanpassungen wider. Der Puffer zur aktuellen regulatorischen Mindestanforderung (MDA-Schwelle) von 9,4 % lag Ende Juni bei rund 430 Basispunkten.
 
„Wir sind mit unserer komfortablen Kapitalausstattung und unserer konservativen Risikovorsorge auf die anstehenden Herausforderungen gut vorbereitet. Dank der starken Entwicklung unseres operativen Geschäfts und der Fortschritte bei den Kosten rechnen wir für das Gesamtjahr weiter mit einem Konzernergebnis von mehr als 1 Milliarde Euro. Dies setzt allerdings voraus, dass keine wesentliche Erhöhung der Vorsorge für das Schweizer-Franken-Portfolio der mBank erforderlich sein wird und es zu keiner weiteren deutlichen Verschlechterung der konjunkturellen Entwicklung kommt. Ein großer Unsicherheitsfaktor bleibt in diesem Zusammenhang die Versorgung der deutschen Wirtschaft mit Gas“, sagte Bettina Orlopp, Finanzvorständin der Commerzbank.
 
Entwicklung der Segmente
 
Trotz der tiefgreifenden Transformation steigerte das Segment Privat- und Unternehmerkunden (PUK) die Erträge in Deutschland im zweiten Quartal auf 1.141 Millionen Euro (Q2 2021: 872 Millionen Euro). Das Segment profitierte vom Anstieg der langfristigen Zinsen, dem Guthabenentgelt und positiven Marktwertausgleichen infolge von Sondertilgungen durch die Kunden. Der Nettoverlust von etwa 89.000 Kundinnen und Kunden lag erneut deutlich unter den Erwartungen. Die Nettozuflüsse im Wertpapiergeschäft beliefen sich auf 2,5 Milliarden Euro. Insgesamt sank das Wertpapiervolumen aber aufgrund der Marktentwicklung im zweiten Quartal um 22 Milliarden auf 188 Milliarden Euro. Das Kreditvolumen erhöhte sich leicht auf mehr als 123 Milliarden Euro. Unter dem Strich steigerte das Privat- und Unternehmerkundensegment in Deutschland sein Operatives Ergebnis im zweiten Quartal auf 377 Millionen Euro (Q2 2021: 99 Millionen Euro).
 
Die Erträge der mBank legten im zweiten Quartal um 56 % auf 402 Millionen Euro zu (Q2 2021: 257 Millionen Euro). Dazu trug vor allem der um 123 % gestiegene Zinsüberschuss bei, aber auch der Provisionsüberschuss verbesserte sich um 14 %. Dem standen allerdings hohe Belastungen gegenüber. So schlug die politisch beschlossene Ergänzung zur Einlagensicherung in Polen, das neue „Institutional Protection Scheme“, mit 83 Millionen Euro negativ in den Pflichtbeiträgen zu Buche. Zudem wirkte sich die Buchung einer zusätzlichen Vorsorge für die Schweizer-Franken-Kredite mit 40 Millionen Euro negativ auf die Erträge aus. Für das dritte Quartal rechnet die mBank zusätzlich mit Belastungen von 210 bis 290 Millionen Euro für „Credit Holidays“ und rund 30 Millionen Euro für die Aufstockung eines Fonds für in Zahlungsschwierigkeiten geratene Kreditnehmer. Im zweiten Quartal steuerte die mBank in Summe 103 Millionen Euro (Q2 2021: 40 Millionen Euro) zum Operativen Ergebnis der Commerzbank bei.
 
Das Firmenkundensegment steigerte die Erträge um knapp 15 % auf 882 Millionen Euro (Q2 2021: 768 Millionen Euro). Dazu trug vor allem ein in allen Geschäftsbereichen starkes Transaktions- und Kapitalmarktgeschäft bei, während das Kreditgeschäft trotz der strategischen Konzentration auf kapitaleffizientes Geschäft insgesamt stabile Erträge beisteuerte. In Summe verbesserte das Segment das Operative Ergebnis um fast 35 % auf 325 Millionen Euro (Q2 2021: 241 Millionen Euro).
 
Ausblick
 
Die Commerzbank bestätigt ihren Ausblick für das Geschäftsjahr 2022 auf Basis der Annahmen, dass es nicht zu einer deutlichen Verschlechterung der konjunkturellen Lage etwa aufgrund eines Gaslieferstopps kommt und keine wesentliche Erhöhung der Vorsorge für das Schweizer-Franken-Portfolio der mBank erforderlich sein wird. Insgesamt rechnet die Bank in diesem Jahr trotz der erwarteten Belastungen in Polen mit höheren Erträgen. Dabei sollte der bereinigte Provisionsüberschuss auf dem Niveau des Vorjahres und der Zinsüberschuss infolge der steigenden Zinsen signifikant höher liegen. An ihren operativen Kostensenkungszielen hält die Commerzbank fest, erwartet nun aber aufgrund der höheren Pflichtbeiträge in Polen von rund 100 Millionen Euro Gesamtkosten von 6,4 Milliarden Euro. Dies sollte aber durch stärker steigende Erträge mehr als ausgeglichen werden. Das Risikoergebnis wird unter der Annahme einer Nutzung von TLA bei rund minus 700 Millionen Euro erwartet. Unter dem Strich rechnet die Bank weiterhin mit einem Konzerngewinn von mehr als 1 Milliarde Euro und einer CET-1-Quote von über 13 % zum Jahresende. Sie beabsichtigt, für das Geschäftsjahr 2022 eine Dividende mit einer Ausschüttungsquote von 30 % des Konzernergebnisses nach Abzug der AT-1-Kuponzahlungen vorzuschlagen.