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Conrad - der stille Elektronikriese

Hinter der lautstarken Werbung von Media Markt und Saturn tritt Conrad Electronic etwas in den Hintergrund. Die Beilagen in Tageszeitungen und Wochenblättern in den charakteristischen Firmenfarben Blau und Gelb wirken im Vergleich zu den Wettbewerbern eher zurückhaltend und fast ein bisschen bieder. Damit hebt sich Conrad nicht nur optisch vom Image der Konkurrenten ab. Tatsächlich ist das Unternehmen anders ausgerichtet als die großen Discount-Märkte für Konsumentenelektronik.

BÖRSE am Sonntag

Bekannt ist Conrad Electronics nämlich weniger für Fernseher und Kameras als für ein schier unüberschaubares Angebot an elektronischem Zubehör und Bauteilen. Ein Beispiel unterstreicht dies: Der Katalog listet sage und schreibe 614 Energiesparleuchtmittel auf. Wobei damit aber nur die üblichen Energiesparmittel gemeint sind. Bei den neuen LED-Leuchtmitteln gibt es gleich noch einmal 629 Einträge.

Neben dem traditionellen Sortiment von Elektronikeinzelhändlern wie Computern, Fernsehern und Mobiltelefonen findet sich alles, was in Haus und Garten gebraucht wird. So gibt es Antriebssysteme für Garagentore und Rollläden oder aber Ein- und Ausschaltautomatiken für die Hausbeleuchtung. Auch das Thema Sicherheitstechnik wird großgeschrieben. Ob Alarmanlagen, Überwachungssysteme oder unscheinbare Helfer wie Rauchmelder – bei Conrad gibt es nichts, was es nicht gibt.

Das Handwerkssortiment würde jedem Baumarkt zur Ehre gereichen. Denn anders, als man denken könnte, hat Conrad längst nicht nur Werkzeug für elektronische Anwendungen im Sortiment, sondern auch Sägen, Hämmer, Stemmeisen und weiteres schweres Gerät.

Berühmt ist die Elektronikkette vor allem für ihr Angebot an elektronischen Bauteilen. Die enorme Auswahl an Schaltern, Widerständen und Kondensatoren lässt keinen Wunsch unerfüllt. Hinzu kommt unter dem Stichwort Energie ein gewaltiges Sortiment an Akkus, Batterien und Solarmodulen. Abgerundet wird das Ganze durch umfangreiches Autozubehör, das von Kfz-Elektrik über Navigationssysteme bis zu Pannenhilfen und Starthilfekabeln reicht.

Dass sich eine derartige Fülle an Waren nicht in einem Geschäft unterbringen lässt, liegt nahe. Daher ist Conrad vor allem im Versandhandel aktiv. Der beschränkt sich längst nicht nur auf Deutschland. Die Kunden des Elektronikspezialisten verteilen sich auf 150 Länder, in die über 7 Mio. Lieferungen pro Jahr gehen. Dagegen ist die Zahl der Filialen überschaubar. In Deutschland sind es 25, dazu kommen noch zehn Geschäfte in Österreich, der Schweiz, Polen und Frankreich.

Die Doppelstrategie von Versand und lokalem Handel zieht sich wie ein roter Faden durch die Unternehmensgeschichte. Angefangen hat alles mit der Firma „Radio Conrad“, die Max Conrad 1923 in Berlin ins Leben rief. Auf das Radio zu setzen war damals eine vorausschauende Idee, denn die erste Radioübertragung in Deutschland lag gerade einmal drei Jahre zurück. Ebenso clever war die Entscheidung, 1936 den ersten Fernsehbaukasten zu vertreiben. Im gleichen Jahr erschien auch die Erstausgabe des Conrad-Katalogs, der mit gerade einmal 16 Seiten den Beginn des Vertriebs markierte.

Die heutige Zentrale in Hirschau in der Oberpfalz wurde erst nach dem Krieg 1946 errichtet. In den Wirtschaftswunderjahren wurde auch das erste Elektronikkaufhaus eröffnet, dem rasch weitere folgten. Nach Jahren kräftigen Wachstums brachte das Unternehmen es 1977 auf einen Versand von über 1.000 Paketen täglich und einen Katalog von 500 Seiten. Auch danach ging es kräftig aufwärts: Heute ist Conrad Europas größter Elektronikversandhandel, der mit über 250.000 Produkten aufwartet.