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Tinder mit rasantem Wachstum: Match Group-Aktie steigt

Seit dem Börsengang Ende 2015 konnte sich die Match-Group-Aktie im Hoch bereits vervierfachen. Dem großartigen Erfolg von Dating-Plattform Tinder sei Dank. Die nämlich wächst rasant und beschert ihrem Konzern einen Umsatz- und Gewinnrekord nach dem Nächsten. Und der Markt für die Pärchen-Suche im Netz steckt dabei noch immer in seinen Kinderschuhen. An Wachstumspotenzial dürfte es also nicht mangeln. Ist die Aktie nach den jüngsten Marktkorrekturen gar ein Schnäppchen?

BÖRSE am Sonntag

Seit dem Börsengang Ende 2015 konnte sich die Match-Group-Aktie im Hoch bereits vervierfachen. Dem großartigen Erfolg von Dating-Plattform Tinder sei Dank. Die nämlich wächst rasant und beschert ihrem Konzern einen Umsatz- und Gewinnrekord nach dem Nächsten. Und der Markt für die Pärchen-Suche im Netz steckt dabei noch immer in seinen Kinderschuhen. An Wachstumspotenzial dürfte es also nicht mangeln. Ist die Aktie nach den jüngsten Marktkorrekturen gar ein Schnäppchen?

Seit Jahren nun schon prägt der Technologie-Sektor die globale Börsenwelt. Wer in den richtigen Momenten einstieg, der konnte mit Aktien von Facebook, Google, Amazon und Co. viel Geld verdienen, sehr viel Geld. Ebenso freilich mit deren Pendants aus China. Ob nun die Papiere von Tencent, Baidu oder Alibaba, alle gewannen in ihrem Kurs über Jahre hinweg rasant an Wert.
Umso brachialer geriet bei einigen dann der Absturz 2018. Auf einmal schien es sich zu rächen, das trotz teils schwindelerregend hoher Markkapitalsierungen und KGVs Investoren immer weiter und immer noch mehr Geld in die Technologieriesen steckten. Ein paar und teils nur geringfügig schwächere Wachstumsprognosen reichten aus, um den Börsenstars des letzten Jahrzehnts eine ganze Menge ihres Glanzes zu nehmen.

Und natürlich rückten in der Folge sofort die Fragen nach einem geeigneten Zeitpunkt zum Wiedereinstieg in den Vordergrund. Die großen Tech-Konzerne, sie wirkten mitten in ihrer die gesamte Branche betreffenden wohl größten Finanzmarktniederlage immer noch wie Heilige, wie unantastbare Champions. Sie dominierten die Börsennachrichten in einer Art und Weise, man hätte – wüsste man es nicht besser – beinahe meinen können, es gebe keine anderen börsennotierten Unternehmen und Konzerne in der Branche mehr.

Doch die gibt es. Und darunter finden sich durchaus vielversprechende Kandidaten. Solche, tätig auf Märkten, deren Wachstumsentwicklung noch in den Kinderschuhen steckt. Solche, deren Marktkapitalisierung noch im einstelligen Milliarden-Dollar-Bereich oder nur knapp darüber liegt. Solche, die noch einen Weg vor sich haben könnten, wie ihn Facebook und Co. bereits gegangen sind.

Tinder: Umsatz innerhalb eines Jahres verdoppelt

Eines dieser Unternehmen sitzt in Dallas, heißt Match Group und dürfte weniger durch seinen als durch den Namen seiner berühmtesten App bekannt sein: Tinder, das wohl erfolgreichste und gleichzeitig spannendste Produkt des Unternehmens. Wie keine andere Plattform nämlich hat es Tinder in den letzten Jahren geschafft den Dating-Markt fürs Smartphone zu erschließen, ist der Konkurrenz in Sachen Download-Zahlen (über 40 Millionen innerhalb der ersten 46 Monate seit Verfügbarkeit) weit überlegen. Geld verdient Tinder – grundsätzlich eine kostenfreie App – zuvorderst über Premium-Abos. Und deren Anzahl steigt Quartal um Quartal deutlich. Allein im dritten des vergangenen Jahres von zirka 2,6 Millionen im Vergleichszeitraum 2017 auf 4,1 Millionen. Ein Plus von 61 Prozent innerhalb eines Jahres. Tinders Umsatz stieg im selben Zeitraum sogar um mehr als 100 Prozent.

Mit Tinder, schreibt Lynxbroker-Experte Sascha Sadowski, sei die Match Group dabei den Online-Dating-Mart aufzurollen und nebenbei einen ganz neuen Markt zu schaffen. Denn auf einmal seien auch junge Leute, die bislang nicht unbedingt die Zielgruppe von Partnervermittlungen gewesen wären, bereit Geld für neue Bekanntschaften auszugeben. „In den kommenden Jahren“, glaubt der Analyst, „dürfte die innovative Dating-App deshalb zum Wachstumstreiber des Unternehmens werden.“

Match Group: Insgesamt mehr als 60 Millionen aktive Nutzer

Neben Tinder betreibt die Match Group viele weitere, führende Online-Dating-Plattformen, darunter OkCupid, PlentyOfFish, Friendscout24 oder Match.com. Zuletzt sei darüber hinaus „die stark wachsende Dating-App Hinge“ dazugekommen, weiß Sadowski. Insgesamt verwaltet die Match Group 45 Portale, die insgesamt auf monatlich mehr als 60 Millionen aktive Nutzer kommen. Das zumindest schreiben die Texaner über sich selbst.

Die für Anleger so wichtige Wachstumsstory aber, die liefert Tinder. Vor allem auch, da die App bislang auf Werbung verzichtet. Und damit auf vergleichsweise „einfache“ Einnahmen und Erträge. Gut möglich, dass sich das in Zukunft ändert, womit die App ein gewaltiges Potenzial in Sachen Gewinnsteigerung bietet. Ebenso könnten sich auf absehbare Zeit die Premiumoptionen verbreitern. Zunächst freilich bietet Tinder um des Netzwerkeffekts willen möglichst viele Funktionen kostenlos an, je mehr Nutzer hinzukommen und je mehr sich der Markt sättigt, desto lukrativer wird es aber, überzeugte Nutzer per Abo an sich zu binden.

Verdopplung des Gewinns in Sicht?

Bislang allerdings ist der Online-Dating-Markt alles andere als gesättigt, weshalb die Match Group nicht nur mit Tinder wohl weiter alles daran setzen wird schnell zu expandieren und neue Kunden zu gewinnen. Das zeigt sich bereits an stark anziehenden Umsatzsteigerungen. In den letzten drei Jahren habe die Match Group ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 18 Prozent erzielen können, schreibt Analyst Sadowski. Ab dem vierten Quartal 2017 habe jedoch „eine deutliche Beschleunigung“ eingesetzt. So meldete das Unternehmen in besagtem Quartal einen Umsatzanstieg von 28 Prozent, in den darauffolgenden und ersten beiden Drei-Monatszeiträumen 2018 einen von 36 Prozent. Im dritten Quartal dann stand ein Plus von 29 Prozent zu Buche. In Sachen Gewinnanstieg sieht es sogar noch besser aus. Analysten rechnen nach 0,78 Dollar 2017 für das Gesamtjahr 2018 bereits mit einem Gewinn von 1,44 Dollar je Aktie, was immerhin einem Anstieg von 85 Prozent entspräche.

Diesbezüglich erscheint die Aktie nach den jüngsten Korrekturen im US-Tech-Sektor mit einem Kurs von rund 46 Dollar relativ günstig bewertet und befindet sich bereits wieder im Aufwärtstrend, war sie schließlich zunächst von ihrem Rekordhoch bei 60 auf 36 Dollar gefallen. Das für 2018 erwartete KGV liegt bei 29,7, das Kurs-Free-Cashflow-Verhältnis bei 24. Beides solide Werte im Branchenvergleich. Und der langfristige Aufwärtstrend der Aktie ist ohnehin in Takt. Geht es nach Lynxbroker-Analyst Sadowski könne sich dieser in den kommenden Jahren durchaus fortsetzen, weshalb der momentane Kurs Anlegern ein „interessantes Einstiegsniveau“ bieten würde. Darüber hinaus, so der Experte weiter, komme das Unternehmen als mögliches Übernahmeziel für Facebook oder Alphabet in Frage.

Übernahmeangebot nur eine Frage der Zeit?

Nun ist es mit Übernahmephantasien an der Börse traditionell nie weit her, doch in der Tat könnten die Match Group und allen voran Tinder gut in Facebooks Konzernprofil passen. Denn auch das soziale Netzwerk, das hatte Mark Zuckerberg bereits im letzten Jahr angekündigt, will in Zukunft mehr ins Online-Dating investieren und auf dem vielversprechenden Markt Fuß fassen. Die Nutzerdaten, die Facebook generiert, könnten dabei Gold wert sein. Hinzu kommt: Mit Investments in aufstrebende Social-Media-Plattformen, zu denen im erweiterten Sinne auch Dating-Apps wie Tinder zählen dürften, hat sich Facebook in der Vergangenheit – siehe WhatsApp und Instagram - nicht gerade zurückgehalten. Auch den Fotodienst Snapchat wollte man ursprünglich einmal haben, bekam damals aber eine Absage.

Alles in allem scheint es der Match Group-Aktie also nicht an positiver Kursphantasie zu mangeln. Vorsicht ist dennoch geboten. Die Abhängigkeit von Erfolgsprodukt Tinder sollte nicht unterschätzt werden.

Oliver Götz