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Ditsch: Die Brezel-Meister

Vor allem in Süddeutschland sind Brezeln eine beliebte Zwischenmahlzeit, um kurzfristige Hungerattacken zu stillen. Inzwischen sind aber Laugenbrezeln deutschlandweit dabei, sich in Fußgängerzonen, Einkaufszentren und Bahnhöfen als schneller Snack zu etablieren. Der Vorteil des knusprigen Gebäcks gegenüber Döner oder Pommes: Sie lassen sich gut unterwegs essen lassen. Es besteht keine Kleckergefahr und die Hände bleiben sauber. Auf Leckereien und Erfrischungen zum Mitnehmen für den kleineren und größeren Hunger hat sich die Brezelbäckerei Ditsch spezialisiert.

BÖRSE am Sonntag

Herzhafte Croissants, überbackene Laugenstangen und Pizzastücke locken in den rund 180 Ditsch-Filialen mit verführerischem Duft, doch das Flaggschiff der ersten Stunde ist die Laugenbrezel: Als Bäckermeister Wilhelm Ditsch seine Backstube 1919 in Mainz eröffnete, wurde diese im Handelsregister als „Bäckerei für Brezel und Laugengebäck“ eingetragen. Für seine Mainzer Mitbürger wollte er die besten Brezeln backen. 1952 trat sein Sohn Heinz, ebenfalls Bäckermeister, in seine Fußstapfen. Er übernahm nicht nur das Geschäft seines Vaters, sondern verbesserte auch dessen Brezelrezept. Die frischen Backwaren wurden nicht nur im Ladengeschäft verkauft, sondern auch von sogenannten „Brezelmännern“ aus Körben heraus auf der Straße, in Mainzer Gaststätten und auf Volksfesten – eben überall dort, wo man manchmal eine kleine Stärkung auf die Schnelle und ohne großen Aufwand braucht. Das galt natürlich auch für Reisende. 1972 stellte Ditsch am Mainzer Hauptbahnhof einen kleinen mobilen Brezelstand auf, an dem sich Reisende vor der Abfahrt noch schnell mit Gebäck für lange Zugfahrten eindecken konnten.

Eine Frage der Technik

Peter Ditsch, der Enkel des Firmengründers, stieg im Jahr 1978 in die Firma ein. Er war zwar kein Bäcker, war aber mit dem Geschäft seines Vaters aufgewachsen. Frühzeitig setzte der gelernte Kaufmann auf die wachsende Beliebtheit von schnellen Snacks für unterwegs. So wurden Brezeln an fahrbaren Ständen verkauft, die abends von Kleintransportern wieder abgeholt wurden. Zudem modernisierte er die Brezel-Produktion. Brezeln werden nämlich traditionell mit einer speziellen kunstvollen Wurftechnik geformt. Ein geschickter Bäcker schafft es zwar, in nur einer Sekunde eine makellose Brezel zu schlingen, doch er braucht Jahre, um die Technik perfekt zu beherrschen. Zudem wäre eine enorme Kondition nötig, um per Wurftechnik genügend Brezeln für eine steigende Nachfrage herzustellen. Maschinen sind effizienter und halten länger durch. Automatisiertes Brezelformen war schwierig, doch schließlich gelang es, in Zusammenarbeit mit einer anderen Firma eine Brezelschlingmaschine zu entwickeln. Die maschinelle Brezelherstellung sowie das Einfrieren von Teiglingen machten es in den 1980er-Jahren möglich, ein wachsendes Netz von Filialen aufzubauen, in denen man den Kunden frische, noch warme Backwaren verkaufte. 1984 brachte Ditsch es bereits auf 12 Filialen und 25 Mitarbeiter. Im Lauf der Jahre mussten Produktionskapazitäten und Verwaltung mehrfach erweitert werden. Ab 1993 backte Ditsch auch für andere Bäckereien, Großverbraucher und Tiefkühl-Heimdienste. 1994, zum 75-jährigen Jubiläum, gab es 69 Ditsch-Filialen, die Mitarbeiterzahl war auf 95 gestiegen. Am zweiten Produktionsstandort in Oranienbaum (Sachsen-Anhalt) wurde inzwischen die sechste Produktionslinie in Betrieb genommen, die 16.000 Brezeln pro Stunde schafft. In den Filialen, die übrigens von sogenannten Agentur-Partnern selbstständig geführt werden, gibt es nicht nur Brezeln in verschiedenen Variationen und andere Snacks, sondern auch Erfrischungsgetränke. Für zu Hause zum Selbstaufbacken sind inzwischen Ditsch-Produkte erhältlich, zudem werden Kunden aus dem Fachgroßhandel beliefert. Zum 90-jährigen Bestehen zählte Ditsch, immer noch unter der Leitung von Peter Ditsch, rund 180 über ganz Deutschland und auch England verteilte Filialen sowie 450 Mitarbeiter. 100 Mio. Euro wurden im Jubiläumsjahr umgesetzt.