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Faber-Castell: Die Welt der bunten Stifte 

Vor wenigen Tagen öffnete die Biennale für zeitgenössische Kunst in Berlin, zu der auch eine kleine Ausstellung von Werken des Künstlers Adolph Menzel in der Alten Nationalgalerie gehört, ihre Pforten. In seinen Gemälden und Zeichnungen stellte der Vertreter des Realismus Themen des Industrialismus dar, und zwar mit einem scharfen Auge für Details. Ohne die Erfindung des Bleistifts wären seine Zeichnungen und Skizzen wohl kaum möglich gewesen. Zu den bedeutendsten Herstellern von Blei- und anderen Stiften gehört das Unternehmen Faber-Castell.

BÖRSE am Sonntag

Die Ursprünge der Bleistifte sollen sich in Großbritannien finden, wo offenbar im 16. Jahrhundert die ersten Bleistifte aus Graphit hergestellt wurden. Das grauschwarze Mineral, eine Form von Kohlenstoff, wurde damals fälschlicherweise für eine Art Blei gehalten. So kam der Bleistift zu seinem irreführenden Namen, der sich bis heute gehalten hat. Der Graphit wurde zu dünnen Stäbchen geformt und mit Holz umhüllt, damit die Finger nicht schmutzig wurden. Im 17. Jahrhundert gelangten die Schreibgeräte nach Deutschland. Besonders in Franken etablierten sich zahlreiche kleinere Betriebe, die Stifte herstellten. Darunter war auch der Schreiner Kaspar Faber, der 1761 in der Nähe von Nürnberg mit der Produktion von Stiften begann und als Begründer des Unternehmens Faber-Castell gilt. Was mit einigen Handwerksbetrieben begann, entwickelte sich im Lauf der Jahre zur Industrie: Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden in der Region Nürnberg über 20 Bleistiftfabriken mit mehreren Tausend Arbeitern gezählt. Darunter war auch die Firma Faber, die vor allem von Lothar Faber, einem Nachfahren Kaspars, zum Erfolg geführt worden war. Lothar hatte in Frankreich und England besondere Verfahren zur Herstellung von Bleistiften kennengelernt und viel über das Schreibwarengeschäft erfahren. Während in Frankreich bereits ein neuartiges Verfahren für die Herstellung von Minen genutzt wurde, war man in Deutschland noch rückständig. Nach seiner Rückkehr machte sich Lothar daran, die Bleistiftfabrik seines Vaters auf den neuesten Stand zu bringen. Moderne Spezialmaschinen wurden gekauft und die Produktion ausgeweitet. In den USA wurde eine Filiale eröffnet und die weltweite Vermarktung der Stifte in Angriff genommen, wobei die besonders hohe Qualität der Produkte betont wurde. Zudem wurde die Produktpalette kontinuierlich erweitert. So gab es nicht mehr nur Bleistifte, sondern mit Farbstiften, Tinte, Aquarell- und Ölfarben alles, was das Künstlerherz begehrte.

Geschäftsmann mit Herz

Seine Produkte ließ Lothar Faber mit dem Aufdruck „A.W. Faber“ nach seinem Großvater Anton Wilhelm versehen. An dem Namen sollten die Kunden die Hochwertigkeit der Schreibgeräte erkennen können – ungewöhnlich, denn damals war der Gedanke, Produkte durch einen Markennamen zu etwas Besonderem zu machen, noch relativ neu. Es dauerte nicht lange, bis Nachahmer auf die Idee kamen, ihre Produkte ebenfalls kurzerhand mit dem Namen Fabers zu versehen und somit von dem guten Namen zu profitieren. Aus rechtlicher Sicht war damals dagegen kaum etwas zu machen, was Faber so sehr ärgerte, dass er sich für einen besseren gesetzlichen Markenschutz stark machte. Tatsächlich trat 1875 ein Gesetz über Markenschutz in Kraft. Weil Lothar Faber nicht nur ein erfolgreicher Geschäftsmann war, sondern auch Herz bewies – so rief er zum Beispiel eine Betriebskrankenkasse, einen Kindergarten und mehrere Stiftungen ins Leben – wurde er 1881 in den Stand eines Freiherrn erhoben. Passend dazu ließ er sich ein Schloss samt Park bauen. Nach seinem Tod fiel die Firma an seine Enkelin Ottilie, die den Grafen Alexander zu Castell-Rüdinghausen heiratete. So erklärt sich der heutige Name des Unternehmens. Auch heute noch ist Faber-Castell in Familienbesitz: Graf Anton Wolfgang von Faber-Castell führt den Betrieb inzwischen in der achten Generation und sorgt dafür, dass in über 120 Ländern weltweit Büros und Haushalte sowie Hobbymaler und professionelle Zeichner mit Schreib- und Zeichenmaterial versorgt werden.