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Facebook-Aktie geht steil und hat noch Luft nach oben

Anleger feiern das weltgrößte Online-Netzwerk für dessen Vorstoß in den Online-Handel und lassen die Aktie auf ein neues Rekordhoch steigen. Intelligente Zukäufe und sich stabilisierende Anzeigenerlöse hatten dem Ausbruch zuvor den perfekten Nährboden bereitet.

Immer mehr Menschen nutzen Dienste von Facebook auf ihren Smartphones. Und der Konzern will weiter expandieren. (Foto: Wachiwit / Shutterstock)

Anleger feiern das weltgrößte Online-Netzwerk für dessen Vorstoß in den Online-Handel und lassen die Aktie auf ein neues Rekordhoch steigen. Intelligente Zukäufe und sich stabilisierende Anzeigenerlöse hatten dem Ausbruch zuvor den perfekten Nährboden bereitet.

Nach den Papieren von Amazon und Netflix hat es nun auch die Facebook-Aktie gepackt und steht als dritter FAANG+M-Titel über Vorkrisenniveau. Dabei hatten sich die Anteilsscheine des Social-Media-Giganten zunächst schwer getan mit der Erholung. Von 222 US-Dollar, dem Rekordhoch vor dem Corona-Crash, ging es zunächst um 35 Prozent auf 146 Dollar nach unten. Im Anschluss schleppte sich der Kurs im Vergleich mit vielen anderen Tech-Aktien eher träge nach oben. Ende April stand er bei 182 Dollar. Dann aber häuften sich positiven Überraschungen und vielversprechende Ankündigungen. Und auf einmal raste der Kurs davon. 231 Dollar kostet eine Facebook-Aktie jetzt – stand Mitte Mai. Das ist ein Aufschlag von 60 Prozent zum Krisentief und ein neues All-Time-High.

Begonnen hat alles mit überraschend starken Zahlen zum ersten Quartal. Von Januar bis März war der Umsatz von Facebook um 18 Prozent auf 17,7 Milliarden Dollar gestiegen. Der Gewinn hatte sich auf 4,9 Milliarden Dollar verdoppelt. Der kräftige Anstieg beim Ergebnis rührte zwar aus einem durch hohe Rückstellungen belasteten Gewinn im Vergleichszeitraum des Vorjahres, dennoch wurden die Prognosen vieler Analysten übertroffen. Ausschlaggebender war ohnehin die gestiegene Nutzerzahl. Gewinnt Facebook unter normalen Umständen um die 50 Millionen neue Nutzer pro Quartal hinzu, waren es in den ersten drei Monaten dieses Jahres 100 Millionen – also doppelt so viele wie üblich. So nutzen nun täglich rund 1,73 Milliarden Menschen Facebook. Die Tochter-Netzwerke Instagram und Whatsapp eingerechnet, sind es 2,36 Milliarden. Und während die Werbeerlöse im März noch litten, sollen sie in den ersten April-Wochen schon wieder Vorjahresniveau erreicht haben.

Shop-Ankündigung vollendet V-förmige Erholung

Die von vielen Analysten geäußerte Sorge, dass Facebook als ein von Werbeanzeigen abhängiger Konzern in der Krise mit stark einbrechenden Erlösen zu kämpfen haben könnte, erweist sich somit als unbegründet. Zumindest bislang. Jedenfalls erwies sich die Nachricht als der perfekte Nährboden, um die bereits eingeleitete V-förmige Erholung abzuschließen, als wäre sie einem Börsenbilderbuch entnommen. Ähnlich schön zeichnet sich im Chartbild nun auch wieder der langfristige Aufwärtstrend der Aktie ab.

Dass die Facebook-Titel im Mai jedoch derart explosionsartig durch die Decke gehen konnten, lag auch an der Ankündigung des Netzwerks zu einer Plattform für den Online-Handel werden zu wollen. In Deutschland sind die ersten Funktionen bereits freigeschaltet und Händler können mit vergleichsweise geringem Aufwand Online-Shops erstellen, die dann sowohl über Facebook, Instagram als auch WhatsApp erreichbar sind. Für erweiterte Attraktivität sollen Shopping-Live-Streams genauso wie Augmented Reality-Formate, beispielsweise zum Anprobieren von Kleidungsstücken, sorgen. Facebook macht sich damit für Werbetreibende noch wertvoller, was sich langfristig in höheren Einnahmen niederschlagen wird. Mit seiner gewaltigen Nutzerzahl dürfte das neue Angebot bei Händlern auf großes Interesse stoßen. Analysten erhöhten reihenweise ihre Kursziele. Ingo Wermann von der DZ-Bank sieht nun Kurspotenzial bis 260 Dollar. Facebook-Shops, das auch als Attacke gegen Amazon zu werten ist, habe das Potenzial, „zu einem Gewinn- und Umsatzturbo für den Konzern zu werden“. Für UBS-Analyst Eric Sheridan markiert Facebook Shops „den neuesten Vorstoß in die Zukunft des E-Commerce“.

Facebook kauft eifrig zu und will langfristig die Nummer Eins bei Video-Chats werden

Daneben nutzen die Kalifornier um CEO Mark Zuckerberg die gegenwärtige Krise für Zukäufe. Ende April machte Facebook den Einstieg bei der indischen Firma Jio Platforms publik und hält nun zehn Prozent der Unternehmensanteile. Mit 5,7 Milliarden Euro steht der Deal für den teuersten seit der WhatsApp-Akquisition. Mit über einer Milliarde Menschen gilt Indien als einer der vielversprechendsten Zukunftsmärkte der Welt – und die Zahl der Smartphone-Nutzer steigt dort sprunghaft an. Wesentlich günstiger kam Facebook mit geschätzten 400 Millionen der Kauf der Giph-Plattform Giphy. Der Konzern selbst machte keine Angaben dazu.

Nicht ausgeschlossen, dass Facebook noch weitere Zukäufe tätigt oder zumindest Ideen der Konkurrenz nachahmt. Auf Dauer will das Netzwerk beispielsweise die Nummer Eins bei Videochats werden und hat dazu kürzlich den Dienst Messenger Rooms ins Leben gerufen. Eine Reaktion auf den Erfolg von Zoom. Möglich auch, dass Facebook so auf Dauer den in der Krise gefragten Kommunikationsdiensten wie Microsoft Teams oder Slack Konkurrenz machen will. Mark Zuckerberg jedenfalls rechnet damit, dass in zehn Jahren jeder zweite Beschäftige seines Konzerns von Zuhause aus arbeiten wird, wie er in einem Interview mit „The Verge“ sagte. Da sich diese Entwicklung kaum auf Facebook beschränken wird, dürfte diesbezüglich noch einiges an Potenzial zu finden sein.

Corona-Tal durchschritten – Langfristige Aussichten positiv

Apropos Potenzial: Mit dem Ausbruch über Vorkrisenniveau könnte die Facebook-Aktie ihr Corona-Tal durchschritten haben. Charttechnisch sowieso und langfristig ist der Konzern prächtig aufgestellt, verfügt über eine große Marktmacht. Dies könnte den Konzern an der Börse auch über das ein oder andere schlechtere Quartal tragen, sollten die Virus-Auswirkungen die Werbeerlöse doch noch stärker belasten. Die größte und vielleicht einzige nennenswerte Unsicherheit kommt von Seiten der Wettbewerbshüter, die Jahr um Jahr und mit jeder weiteren Übernahme sorgenvoller auf Zuckerbergs Imperium schielen werden. Die damit einhergehenden Diskussionen um eine Zerschlagung werden also kaum verschwinden, treffen jedoch beinah alle großen US-Tech-Stars. Und mit der Corona-Krise dürfte es zumindest nicht im Sinne der US-Regierung sein die so wichtige Digitalbranche ins Chaos zu stürzen.

OG

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