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Fressnapf - auf den Hund gekommen

Hund, Katze, Meerschwein, Wellensittich: Die Deutschen lieben Tiere. Mehr als 23 Millionen, und das ohne Fische und Reptilien, lebten 2008 unter deutschen Dächern. Mit anderen Worten: In fast jedem dritten Hauhalt lebt ein tierisches Familienmitglied. Und warum sollte es denen schlechter gehen als Frauchen oder Herrchen?

BÖRSE am Sonntag

Friseurtermine, Psychotherapie oder Urlaub im Hotel sind nichts Ungewöhnliches mehr. Längst haben clevere Geschäftsleute entdeckt, dass sich die Zeit bis zur würdevollen Beerdigung auf dem Tierfriedhof mit reichlich Spielzeug und Leckerlis auf lukrative Weise füllen lässt. In Deutschland haben vor allem die Fressnapf- Märkte den Trend zum Erlebnis-Shopping für Tiere etabliert. Bis vor wenigen Jahren waren die Möglichkeiten, seinem haarigen oder gefiederten besten Freund seine Liebe zu zeigen, recht begrenzt: Streicheleinheiten, ein Extraknochen, dazu ein überschaubares Sortiment verschiedener Leinen und Halsbänder sowie Zubehör-Basics wie Käfige und Trinkflaschen für Nager. Hunde- und Katzenfutter kaufte man nebenbei beim Einkauf im Supermarkt, für speziellere Bedürfnisse wie Aquarien musste man sich auf die Suche nach einem Zoo-Fachhandelsgeschäft machen. Heute sieht das anders aus. Kein tierischer Wunsch braucht unerfüllt zu bleiben. Die Regale und Gänge der inzwischen europaweit über 1000 Fressnapf-Märkte sind voll mit allem, was das Leben von Mensch und Tier schöner, interessanter, abwechslungsreicher oder auch gesünder machen kann. Von sinnvoll bis sinnfrei, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Sonnenschirme, Spielsachen für Hunde, Zubehör für Fell- und Körperpflege, Wanderschuhe, TShirts im Partnerlook für Hund und Herrchen, Nahrung und Vitamine in schier unendlichen Variationen und für fast alle erdenklichen Tierarten, Zubehör für Nager, Fische und Vögel sowie nahezu alles andere, was kreucht und fleucht. Wie so vieles, wurde der Trend zum Riesen-Tierfachmarkt aus den USA importiert, und zwar von einem findigen Unternehmer.

Bärenstarkes Shopping-Erlebnis

Fressnapf-Gründer Torsten Toeller, inspiriert von US-Ketten wie PetSmart, vermutete, dass die Deutschen den ebenfalls tiernärrischen Amerikanern in ihrer Tierliebe kaum nachstehen und durchaus bereit wären, viel Geld dafür auszugeben. Man musste ihnen nur Lust dazu machen: Große Läden, die bequem mit dem Auto zu erreichen sind, viele Parkplätze, ansprechend gestaltete Verkaufsflächen, ein riesiges Angebot mit ca. 10.000 Produkten, günstige Preise und fachkundige Verkäufer sollten den Einkauf zum Erlebnis und zum Spaß für die ganze Familie machen. 1990 eröffnete Toeller im Alter von erst 24 Jahren den ersten „Fressnapf“ im nordrhein-westfälischen Erkelenz. Nach einigen Startschwierigkeiten stellte sich der Erfolg dann doch ein. Im Franchise-System entstanden deutschlandweit immer mehr Märkte, inzwischen sind es rund 700. Auch in weiteren 11 europäischen Ländern können Haustierhalter ihren Lieblingen dank der Auslandsexpansion des Unternehmens beinahe jeden Wunsch erfüllen.

Tierisches Wachstum

Vom sprichwörtlichen Hundeleben kann indes selbst in Zeiten der Wirtschaftskrise kaum die Rede sein. Lieber schnallen Frauchen oder Herrchen den Gürtel selbst enger als am Wohlergehen des kleinen oder manchmal auch großen Lieblings zu sparen. Der deutsche Markt für Heimtierbedarf wuchs 2008 nach Angaben des Industrieverbands Heimtierbedarf um 4,4 Prozent auf 3,5 Mrd. Euro Umsatz. Auch Fressnapf konnte zulegen. Der Umsatz wurde um 15,1% auf rund 1,1 Mrd. Euro verbessert. Mit einem Marktanteil von 21,6% Ende 2008 war das Unternehmen Marktführer in Deutschland. Auch europaweit sieht sich Fressnapf als führend und belegt eigenen Angaben zufolge weltweit Rang 3 hinter den US-Firmen PetSmart und PETCO. Auf diesen Lorbeeren will man sich aber nicht ausruhen. Das Ziel lautet: weiter zu wachsen und den Marktanteil zu steigern. Außerdem sollen in diesem Jahr Märkte in Schweden und Polen eröffnen. Für den Herbst ist die Eröffnung eines Online-Shops geplant.