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Gamestop: "Anzeichen für massiven Exzess an den Börsen"

Die Vorgänge rund um Aufstieg und Fall der Zockeraktie Gamestop können nicht als Spielerei abgetan werden. „Hier steht nicht nur, wie gerne beschrieben, David gegen Goliath, hier ringen Riesen miteinander“, sagt Ivan Mlinaric, Geschäftsführer von Quant.Capital Management.

(Foto: Gamestop)

Die Vorgänge rund um Aufstieg und Fall der Zockeraktie Gamestop können nicht als Spielerei abgetan werden. „Hier steht nicht nur, wie gerne beschrieben, David gegen Goliath, hier ringen Riesen miteinander“, sagt Ivan Mlinaric, Geschäftsführer von Quant.Capital Management.

Wenn sich ein großer Hedgefonds von ein paar ambitionierten Kleinanlegern in die Leerverkaufs-Falle führen lässt, sorgt das für eine gewisse Schadenfreude. So geschehen bei den Vorgängen um den angeschlagenen Computerspiele-Händler Gamestop. Dessen Aktie wurde von Hedgefonds in der Erwartung fallender Kurse leer verkauft – und dann von Kleinanlegern nach oben getrieben, was zu großen Verlusten bei den Leerverkäufern führte. „Das ließe sich noch als normale Marktbereinigung sehen, schließlich sind solche Spekulationen auch für die Großen mit Risiken verbunden“, sagt Mlinaric.

Zahlen hinter der vordergründigen Geschichte zeigen allerdings ein etwas anderes Bild: So wurden zum einen mehr Gamestop-Aktien leer verkauft, als überhaupt am Markt zur Verfügung standen. Zum anderen handelten sowohl kleine wie große Anleger offenbar stark auf Pump. Dafür sprechen insbesondere die Vorgänge beim Onlinebroker Robinhood am 28. Januar, der nach starken Kursverlusten der Aktie am Morgen in großem Umfang Positionen der eigenen Kunden zwangsverkaufte. Anscheinend hatten viele Kleinanleger die Positionen zuvor auf Marge erworben, konnten sich die Position eventuell aber gar nicht leisten. „Das ist ein Anzeichen für massiven Exzess an den Börsen“, so Mlinaric. Im Laufe der vergangenen Wochen wurden in den USA laut Daten der US-amerikanischen Genehmigungsbehörde Financial Industry Regulatory Authority, kurz Finra, so viele Geschäfte auf Pump abgeschlossen, wie noch nie zuvor. „Die Summe der kreditfinanzierten Handelstätigkeiten in den USA ist seit Beginn der Coronakrise im März 2020 geradezu explodiert“, sagt Mlinaric. „Mit anderen Worten: Es wird am Markt gehebelt, was das Zeug hält.“

Die extremen Kursbewegungen der vergangenen Tage bei Gamestop zeigen dabei beispielhaft, wie schnell sich in Zeiten margengetriebener Exzesse extreme Verwerfungen an den Märkten aufbauen können – und wie schnell und spontan diese auch wieder zurückgehen können.

„Die extreme Ausweitung der Margenschulden in den USA ist daher ein klarer Faktor für die Fragilität des Systems“, sagt Mlinaric. „Die vorhandenen Daten sind eine klare Warnung, dass die Aktienmärkte derzeit auf einer Rasierklinge reiten.“ Ähnliche Anstiege der Margenschulden waren in der Vergangenheit im März 2000, im Juni 2007 und im Zeitraum bis September 2018 zu sehen. Mlinaric: „Investoren sollten ihre Aktienportfolien entsprechend sturmfest machen.“