Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Unternehmen >

Halloren - Süßer Erfolg aus Halle

Auch wenn Weihnachten noch nicht in Sicht ist, haben Lebkuchen, Spekulatius und Zimtsterne schon Einzug in die Supermarktregale gehalten. Der Süßwarenindustrie geht es offenbar wie kleinen Kindern: Weihnachten ist für sie die schönste Zeit des Jahres, und die kann gar nicht früh genug anfangen. Auch die Firma Halloren dürfte sich schon auf die kalorien- und hoffentlich auch umsatzreiche Vorweihnachtszeit freuen. Das Unternehmen aus Halle an der Saale wurde 1804 gegründet und ist Deutschlands älteste Schokoladenfabrik.

BÖRSE am Sonntag

In der über 200jährigen Geschichte des Unternehmens gab es allerdings einige bittere Momente: In den 1930er-Jahren enteigneten die Nazis die jüdischen Besitzer, die Firma wurde umbenannt. 1943 liefen keine Pralinen oder Schokoladentafeln mehr vom Band, stattdessen wurden die Firma für die Produktion von Teilen für Flugzeugtragflächen genutzt.

1950 kam es zur zweiten Enteignung, Halloren wurde zum volkseigenen Betrieb. Nun wurden wieder Süßwaren wie Bonbons und Schokolade hergestellt. Allerdings waren Rohstoffe wie Kakao in der DDR Mangelware. Not macht bekanntlich erfinderisch, und so entstand durch Improvisation eines der bekanntesten und beliebtesten Halloren- Produkte: die Original Halloren Kugel, die sogenannte „Volkspraline“. Sie bestand zu einem großen Teil aus Fondant, einer weichen Zuckermasse, die mit Kakao angereichert und mit Schokolade überzogen wurde. Wie einige andere DDR-Marken auch, zum Beispiel Rotkäppchen-Sekt oder Vita- Cola, erreichten die süßen Kugeln nach der Wende Kultstatus im Osten. Nach der Wende wurde Halloren an die Halloren Beteiligungsgesellschaft mbH aus Hannover verkauft. Seit 2007 heißt das Unternehmen Halloren Schokoladenfabrik AG, im gleichen Jahr erfolgte auch der Börsengang. Heute gilt die Firma als Paradebeispiel für ostdeutsche Unternehmen, die es geschafft haben, sich nach der Wende trotz der etablierten westdeutschen und internationalen Wettbewerber am Markt zu behaupten. Mehr als das, die Schokoladenfirma befindet sich sogar auf Expansionskurs. 2001 wurde die Confiserie Dreher übernommen, 2003 folgte eine weitere Confiserie aus dem niedersächsischen Cremlingen sowie im Herbst 2008 schließlich die Delitzscher Schokoladen GmbH, größere Produktionskapazitäten sowie ein modernes Logistikzentrum mussten her.

Vom Osten in den Westen

Der Erfolg dürfte in einer geschickten Kombination aus Traditionsbewusstsein, Nostalgie und Innovation liegen. So werden einerseits nach wie vor die beliebten Halloren Kugeln produziert. Andererseits gibt es den Klassiker aber inzwischen auch in neuen Geschmacksrichtungen wie Latte Macchiato oder Orange-Mohn. Außerdem produziert die Halloren Schokoladenfabrik unter verschiedenen Markennamen Pralinen, Confiserieprodukte, Tafelschokolade und Schokoriegel, unter anderem in Lizenz für Mövenpick. Natürlich gehören auch diverse Oster- und Weihnachtssüßigkeiten zur Produktpalette. Darüber hinaus stellt die Firma auch Süßigkeiten für Handelsmarken und Discounter her.

Waren die Halloren-Produkte zunächst in Westdeutschland kaum bekannt, ändert sich dies zunehmend. Die Anhängerschaft der Halloren Kugeln im Westen wächst langsam, aber sicher. Was das Auslandsgeschäft angeht, besteht aber noch reichlich Nachholbedarf. Nur rund 5% der in Halle produzierten Kalorienbomben gehen ins Ausland. Ein Großauftrag aus den USA, den Halloren kürzlich an Land zog, könnte ein Anfang sein für künftige Exporterfolge. Danach sollen die Schokospezialisten 40 Tonnen Schokolade und Pralinen nach Amerika liefern. 2008 konnte die Traditionsfirma den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 27% auf 38,17 Mio. Euro steigern. Im ersten Halbjahr 2009 wurde wegen der Übernahme der Fabrik in Delitzsch ein Umsatzplus von 48% auf 20,1 Mio. Euro verzeichnet, allerdings sank dadurch auch das EBITDA um 41% auf 0,67 Mio. Euro. Das Ziel, 2009 den Umsatz um 42% auf 54 Mio. Euro zu verbessern, wurde bestätigt.