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Hella: Es werde Licht

2009 war das Jahr, in dem nicht nur der deutsche Staat mit Blaulicht und Sirene ausrücken musste, um der schwächelnden Automobilindustrie erste Hilfe in Form der berühmten Abwrackprämie zu leisten. Unter der Krise der Autobauer litt auch der Zulieferer Hella, der unter anderem Blaulichter, offiziell Rundumkennleuchten, für Polizei- und Feuerwehrfahrzeuge herstellt.

BÖRSE am Sonntag

Die prekäre Situation der Autobranche und die schwache Nachfrage der Kunden ließ den Umsatz des Unternehmens aus dem westfälischen Lippstadt im Geschäftsjahr 2008/2009 auf 3,3 Mrd. Euro einbrechen. Gegenüber dem Vorjahr entsprach dies einem Rückgang um 17 Prozent. Auch das operative Ergebnis ging von 102 Mio. Euro auf 49 Mio. Euro zurück. Harte Sparmaßnahmen haben dazu beigetragen, dass Hella nicht in die roten Zahlen abrutschte. So hatte das Unternehmen bereits im November 2008 Kurzarbeit angemeldet und im darauffolgenden Frühjahr den Abbau von 800 Arbeitsplätzen bekannt gegeben. Betriebsbedingte Kündigungen konnte man bisher aber offenbar vermeiden. Geht es nach dem Unternehmen, soll das vorerst so bleiben: Bis Ende 2010 will Hella auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten. Die Kurzarbeitszeitregelung wurde indes verlängert.

Von der Laterne zur Leuchtdiode

Der Automobilzulieferer Hella hat sich in den 111 Jahren seines Bestehens zum international bedeutenden Spezialisten für Fahrzeugelektronik, Fahrzeugbeleuchtung und Autotuning entwickelt. Das Unternehmen mit seinen rund 23.000 Mitarbeitern unterhält außerdem Kooperationen mit anderen Firmen in den Bereichen Fahrzeugklimatisierung und Motorkühlung. Für Autowerkstätten sowie den Handel haben die Westfalen Ersatzteile, Zubehör, Unterstützung bei der Verkaufsförderung, Ausrüstung für Werkstätten und technischen Service im Angebot. Eigenen Angaben zufolge zählt die Firma zu den 50 weltweit führenden Automobilzulieferern. Die Wurzeln des Unternehmens liegen indessen im Bereich der Beleuchtung von fahrbaren Untersätzen. 1899 als "Westfälische Metall-Industrie-Aktien-Gesellschaft“ gegründet, wurden zunächst Lampen und Laternen sowie Hupen und Beschläge für Kutschen, Fahrräder, Wagen und Automobile entwickelt. Wirklich erhellend für den Fahrer bzw. Kutscher waren Petroleum-Leuchten allerdings nicht, daher wurde bei Dunkelheit oder schlechtem Wetter häufig auf das Auto verzichtet. 1908 wurden Acetylen-Scheinwerfer unter dem Warenzeichen „Hella“ ins Programm aufgenommen. Diese Leuchten, auch Karbidlampen genannt, nutzten ein Gas, das mit greller Flamme brannte. Sie waren zwar heller als Petroleum-Lampen, wie der Name „Hella“ verrät, doch leider bestand dadurch auch die Gefahr, andere Verkehrsteilnehmer zu blenden. In den Hella-Scheinwerfern kam ein System aus Linsen und Spiegeln zum Einsatz, um dieses Problem in den Griff zu bekommen. Wegen des hohen Verbrauchs von Gas, das auch noch unangenehm roch, war den Acetylen-Scheinwerfern dennoch keine glorreiche Zukunft beschieden. Sie wurden von elektrischer Beleuchtung abgelöst, die dank des Einbaus von Lichtmaschinen in Autos möglich wurde. 1923 übernahm die Familie Hueck, in deren Besitz sich der Autozulieferer bis heute befindet, die Aktienmehrheit des Unternehmens. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten wurde die Liste der Hella-Innovationen immer länger. Heute gehören zum Beispiel Scheinwerfer, deren Licht in Kurven den Lenkbewegungen des Fahrers folgt, zum Angebot der Westfalen, ebenso wie moderne LED-Technik. Seit Anfang 2008 versucht das Unternehmen, seine Lichttechnik-Kompetenz auch außerhalb des Autos einzubringen. Zu den ersten Projekten gehört Straßenbeleuchtung, die moderne LED-Technologie verwendet. Bis zu 70% Energie soll sich dadurch einsparen lassen. Nicht nur die Lippstädter begleiten diese besonders energieeffizienten Straßenlaternen auf dem Heimweg: Deutschlandweit wurden bereits 1.000 dieser Laternen aufgestellt. Bleibt zu hoffen, dass die Erleuchtung auch künftig der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Hella treu bleibt, um auf dem internationalen Markt zu bestehen.