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Kärcher: Sauberkeit mit Druck

Eigenheimbesitzer kennen das Wort Langeweile meistens nicht: Immer gibt es etwas in Ordnung zu bringen, seien es die verschmutzten Terrassenplatten oder die Straße, die gekehrt werden muss. Ein Experte für wirkungsvolle Reinigung rund um Haus, Hof, Auto und Garten ist die schwäbische Firma Kärcher, bekannt vor allem für Hochdruckreiniger. In diesem Jahr feiert das Unternehmen sein 75-jähriges Bestehen.

BÖRSE am Sonntag

Gegründet wurde das Unternehmen 1935 von Alfred Kärcher, einem findigen Ingenieur. Zunächst wurden Heizsysteme und Spezialheizgeräte entwickelt und produziert, die vor allem von Industrieunternehmen sowie in der Luftfahrt eingesetzt wurden. So halfen Kärcher-Geräte zum Beispiel, im Winter das Eis von Flugzeug-Tragflächen zu entfernen, Motoren vorzuwärmen und die Kabinen von Flugzeugen zu beheizen. Wie für viele andere Unternehmen bedeutete der Zweite Weltkrieg auch für die Firma Kärcher eine Zäsur. In den schwierigen Jahren nach Kriegsende wurden zunächst keine technisch anspruchsvollen Geräte mehr entwickelt. Stattdessen verlegte sich das Unternehmen auf die Herstellung von Produkten für den Alltag, wie Heizöfen, Kochherde und Handkarren. Zudem wartete und reparierte Kärcher auch im Auftrag von amerikanischen Besatzungstruppen Hochdruckreiniger, die das US-Militär aus den USA mitgebracht hatte. Das weckte offenbar den tüftlerischen Ehrgeiz von Alfred Kärcher, der an der Technik feilte und schließlich 1950 den nach Unternehmensangaben ersten Heißwasser-Hochdruckreiniger Europas entwickelte. Bis heute funktioniert das Erhitzen des Wassers auch bei den modernen Kärcher-Geräten noch so wie beim „Ur-Dampfstrahler". Nach Alfred Kärchers Tod im Jahr 1959 kümmerte sich seine Frau Irene um das Unternehmen und sorgte dafür, dass Kärcher international wurde: So wurde 1962 eine Niederlassung in Frankreich eröffnet, weitere Länder folgten. 2008 hatte Kärcher Tochtergesellschaften in über 40 Ländern, rund 85% des Umsatzes stammten aus dem Ausland. In den 1970er-Jahren verlegte das Unternehmen, das bis dahin auch weitere Produkte hergestellt hatte, seinen Schwerpunkt auf das Thema Reinigung mit Hochdruck. Zunächst waren die Hochdruckreiniger für den professionellen Einsatz gedacht, zum Beispiel um Fußgängerzonen von Kaugummi-Resten zu befreien oder auf Baustellen für Hochglanz zu sorgen. Seit den 1980er-Jahren kamen auch immer mehr Geräte für private Saubermänner hinzu. Im Laufe der Jahre wurde das Sortiment um Nass- und Trockensauger, Kehr- und Scheuersaugmaschinen, Waschanlagen für Autos sowie Trink- und Abwasseraufbereitungsanlagen erweitert.

Hochglanz überall

In seinem Ehrgeiz, sämtlichen Schmutzproblemen zu Leibe zu rücken, hat Kärcher bis heute nicht nachgelassen. Geräte zum Fensterputzen, Dampfbügelstationen, Akku-Besen oder Bewässerungssysteme helfen im Haushalt und im Garten, während in Gewerbe und Industrie Geräte für professionelle Ansprüche Schneemassen bewältigen, Teppiche in Firmengebäuden vom Schmutz befreien oder Silos und Tanks im Lebensmittel-, Chemie- oder Transportbereich reinigen. Der Name „Kärcher“ ist inzwischen so bekannt, dass er häufig synonym für die komplette Gattung der Hochdruckreiniger verwendet wird. Nicht nur in Deutschland übrigens, sondern auch in Frankreich, wo es „Kärcher" sogar offiziell ins Wörterbuch geschafft hat. Allerdings war das Unternehmen wenig erfreut, als 2005 der damalige Innenminister und Präsidentschaftskandidat, Nicolas Sarkozy, davon sprach, Problemviertel französischer Großstädte „mit dem Kärcher“ von Kriminellen zu befreien. Viel lieber bringt sich Kärcher mit Aktionen wie der Reinigung der Neuen Staatsgalerie in Stuttgart oder der Potemkinschen Treppe in Odessa ins Gespräch. Der nach eigenen Angaben weltgrößte Hersteller von Reinigungsgeräten mit über 6.800 Mitarbeitern und einem Umsatz von zuletzt 1,3 Mrd. Euro ist immer noch ein Familienunternehmen, dessen Geschicke die beiden Kinder von Alfred und Irene Kärcher lenken.