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Leifheit macht Dampf

Bei Haushaltsgeräten und Badaccessoires gehört Leifheit zu den führenden Anbietern in Europa. Stolz ist das Unternehmen auf seine Innovationen: Allein im Jahr 2008 lässt der Konzern 130 Patente, Geschmacksmuster und Marken schützen. Die Gewinnmargen sind noch niedrig, sollen aber steigen. Bis 2012 könnte Leifheit sogar zu alter Ertragskraft zurückkehren.

BÖRSE am Sonntag

Als Günter Leifheit mit seiner Firma 1959 an den Start ging, hätte er sich wohl nicht träumen lassen, welche Produkte der Konzern einmal verkaufen würde. Aus Teppichkehrern Marke „Regulus“ und schlichten Bodenwischern entwickelten sich in einem halben Jahrhundert umweltfreundliche „EcoPerfect“-Reinigungsgeräte. Stark ist das Unternehmen auch bei Hightech-Haushaltsgeräten wie Druckdampfbügel-Stationen. Außerdem setzt Leifheit mit der Waagenserie Soehnle „Relax“ auf die Modetrends Wellness und Gesundheit. Der Weg in die europäische Spitzengruppe ist allerdings steinig, obwohl das Geschäft zu Beginn glänzend lief. In den Sechzigerjahren ist der Nachholbedarf der deutschen Haushalte riesig. Trotzdem verkauft Günter Leifheit seine Firma bereits 1973 an ITT. Unter Führung der Amerikaner bringt das Nassauer Unternehmen die ersten Küchenhelfer auf den deutschen Markt: Deckel- und Dosenöffner. Richtig glücklich wird ITT mit der Akquisition nicht. 1984 reicht der US-Konzern Leifheit für 40 Mio. US-Dollar an die Deutsche Bank weiter, die das Unternehmen zügig an die Börse bringt.

Im Jahr des Börsengangs präsentiert Leifheit auch eine neue Art von Wäschespinne: Beim Zusammenklappen zieht die Linomatic ihre Leinen ein. Dadurch werden sie automatisch vor Schmutz geschützt, mühseliges Saubermachen ist unnötig. Ende der Achtzigerjahre kauft Leifheit im Badbereich zu: die Schweizer Spirella AG und die Bremer BTF, bekannter unter dem Markennamen Kleine Wolke. Außerdem wird ein Lizenzvertrag für Dr. Oetker Backgeräte abgeschlossen. Wichtige Voraussetzung für die Expansion ist eine stärkere Internationalisierung: 1995 beginnt die Produktion im tschechischen Werk Blatna. Der Erwerb des Küchenhelfersortiments Birambeau – in drei Etappen zwischen 1998 und 2006 ­- öffnet den französischen Markt. Doch ab 2001 verlässt Leifheit das Glück: Die Integration des Waagenherstellers Soehnle verschlingt viel Geld. Außerdem nimmt der Konkurrenzdruck durch asiatische Billigimporte zu. Binnen kurzer Zeit brechen Umsatz und Erträge ein.

Innovationen sollen nachhaltige Erfolge bringen

Vorstandschef Hans-Georg Franke zieht 2004 die Reißleine. Mit Massenentlassungen und Produktionsverlagerungen senkt er die Kosten drastisch, jedoch ohne dauerhaften Erfolg. Erst Nachfolger Denis Schrey schafft 2008 den Turnaround. Im vergangenen Jahr bleibt bei Erlösen von 272 Mio. Euro sogar ein Betriebsergebnis von mehr als sechs Mio. Euro hängen. Dadurch kommt wieder Schwung in die Aktie. Nach dem Anfang 2009 erreichten Tief bei 5,20 Euro steigt der Leifheit-Kurs fast auf das Dreifache. Das dürfte die Familie Schuler-Voith gefreut haben. Immerhin gehören ihr gut 57% der Leifheit-Anteile. Nachdem Schrey im Herbst 2009 einen Posten beim Molkereigiganten Müller übernahm, rückte vor wenigen Monaten Georg Thaller ins Amt. Der hat genug von der Restrukturierung und kümmert sich lieber um neue Produkte. Zur weltgrößten Konsumgütermesse Ambiente im Februar stellte Leifheit mehr als 50 Innovationen vor. Zudem wächst das Werbebudget für 2010 um ein Fünftel. Der höhere Aufwand belastet zwar zunächst den Gewinn, soll aber mittelfristig den Absatz steigern. Mit dieser Strategie will Thaller 2012 wieder die alte Ertragskraft erreichen. Daneben drängt er auf ein ökologischeres Sortiment. Immer mehr Reinigungsartikel bestehen aus recyceltem Material und nachwachsenden Rohstoffen. Zum Verkaufsschlager soll der Wischmopp Twister avancieren, der seit Januar im Fernsehen beworben wird. Ob Twister so erfolgreich wird wie Regulus? Das bleibt abzuwarten, immerhin wird der Teppichkehrer seit 50 Jahren verkauft.