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Liebherr: fleißige Baumeister

Kräne, Bagger, Planierraupen, schwere Maschinen für den Einsatz in Minen oder im Tiefbau, Fahrwerke für Flugzeuge: Bei Liebherr wird einiges bewegt, und das schon seit 1949. Ursprünglich in Kirchdorf an der Iller in der Nähe des schwäbischen Biberach gegründet, befindet sich der Firmensitz heute in der Schweiz. Das Unternehmen mit über 32.000 Mitarbeitern und 8,4 Mrd. Euro Umsatz ist auch heute noch im Besitz der Liebherrs.

BÖRSE am Sonntag

Der Erfolg Liebherrs begann mit einer Erfindung des Firmengründers Hans: Im Baugeschäft seiner Eltern groß geworden, fiel ihm in der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg auf, dass die meisten Baukräne nur geeignet waren für den Einsatz auf Großbaustellen. Auf kleineren Baustellen mussten die Arbeiter aber ohne Kran auskommen, was die Arbeiten beschwerlich machte. Dank der Erfindung des praktisch veranlagten Hans Liebherr änderte sich das: Er konstruierte einen fahrbaren Turmdrehkran, der leicht auf- und abzubauen war und auch auf kleineren Baustellen aufgestellt werden konnte. Preisgünstig war der Kran darüber hinaus auch noch. Seinen neuen Kran meldete Liebherr auch gleich zum Patent an, zunächst stieß er aber mit seinem Gerät auf geringes Interesse. Erst nach und nach stellte sich der Erfolg ein. In den nächsten Jahren wurde die Produktpalette ausgebaut. Die kleine Baufirma wandelte sich zum Hersteller von Baumaschinen und schließlich zur internationalen Firmengruppe, die an 29 Standorten in zwölf Ländern produziert und über Vertriebsgesellschaften in zahlreichen weiteren Ländern präsent ist. Gleichgültig, ob im Hoch- oder Tiefbau, die charakteristisch gelb lackierten Geräte, Fahrzeuge und Maschinen aus dem Hause Liebherr sind auf zahlreichen Baustellen rund um den Globus unverzichtbar. Neben Baumaschinen, Kränen, und Werkzeugmaschinen stellt das Unternehmen auch Haushaltsgeräte wie Kühl- und Gefriergeräte oder Wein- und Zigarrenlagerschränke sowie Verkehrstechnik her. Außerdem gehören auch sechs Hotels zu Liebherr.

Wirtschaftskrise lässt Umsatz bröckeln

Besonders stolz ist Liebherr vor allem darauf, wichtige Baugruppen wie beispielsweise die Antriebs- und Steuerungstechnik für Baumaschinen selbst zu entwickeln. Wenn auch bei den Produkten Wert auf Innovation gelegt wird, setzt man bei der Leitung des Unternehmens auf Bewährtes: Liebherr soll im Familienbesitz bleiben. Um die Leitung des Unternehmens kümmern sich in der zweiten Generation Isolde und Willi Liebherr, zwei der insgesamt fünf Kinder von Hans Liebherr, der 1993 verstarb. Alle fünf waren nach ihren Studienabschlüssen in das väterliche Unternehmen eingestiegen. Der jüngste Sohn Hubert beschloss aber nach einem Verkehrsunfall Ende der 1980er-Jahre auf sein Millionenerbe zu verzichten und sein Leben dem Glauben zu widmen. Auch sein Bruder Markus gab seine Anteile an Liebherr zurück und gründete 1994 sein eigenes Unternehmen, dessen Schwerpunkt auf dem Spezialfahrzeugbau liegt. Für Schlagzeilen sorgte er, als er im Sommer 2009 den von der Pleite bedrohten englischen Fußballverein Southampton F.C. kaufte. 1999 entschloss sich auch der älteste Sohn Hans zum Ausstieg aus dem Unternehmen. Er gilt heute als Mäzen des Reitsports und ist Eigentümer mehrere Spitzenklasse-Pferde. Seine Tochter Christina startete bei den Olympischen Spielen 2008 in Hongkong im Springreiter-Team der Schweiz. Die Nachfolgefrage im Unternehmen scheint indes bereits geklärt. So sind offenbar die Kinder Willis und Isoldes interessiert, für die Firma ihres Großvaters zu arbeiten. Von den Folgen der Wirtschaftskrise blieb allerdings auch Liebherr nicht verschont: Im Geschäftsjahr 2009 sanken die Erlöse um 18,9% auf rund 7 Mrd. Euro. Dem Unternehmen zufolge konnte jedoch das Ergebnis des Vorjahres übertroffen werden. 2008 hatte Liebherr einen Überschuss von 356,7 Mio. Euro erwirtschaftet. Das operative Ergebnis vor Steuern hatte damals bei 916,5 Mio. Euro gelegen. Vor allem das Geschäft mit Baumaschinen lief 2009 schwach. Hier sanken die Erlöse um 26,8% auf rund 4,1 Mrd. Euro. 2010 soll es aber wieder besser laufen: So soll der Gesamtumsatz um mindestens 5% zulegen.