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Liqui Moly: Immer in Bewegung

Bodenständig trotz des Erfolges, freundlich und sympathisch: So präsentiert sich der Ulmer Schmierstoffhersteller Liqui Moly. Aushängeschild der Firma ist der Chef Ernst Prost, der sich mit schwäbischem Akzent in Werbespots zum Standort Deutschland bekennt und sich in Talkshows für höhere Unternehmenssteuern, eine Wiedereinführung der Vermögenssteuer und Mindestlöhne starkmacht.

BÖRSE am Sonntag

Die Überzeugungen des Unternehmenschefs Ernst Prost scheinen für einen Unternehmer ungewöhnlich. Schließlich gehört ihm die 1957 von Hans Henle gegründete Firma Liqui Moly seit 1998 vollständig. Der Name leitet sich von dem Mineral Molybdändisulfid ab, das in flüssiger Form als Zusatzstoff für Motorenöl dient und die Schmierleistung des Öls verbessert. Der ausgebildete Kfz-Mechaniker Prost hatte seine Karriere als Vertriebs- und Marketing-Chef bei den Ulmern begonnen und der Gründerfamilie Henle nach und nach Anteile abgekauft. 2006 kaufte er noch das Mineralölwerk Méguin in Saarlouis hinzu. Produziert wird, was den Auto- und Motorradfreund erfreut: Motorenöle, Autopflegeprodukte für innen und außen sowie Zusätze für Öl, Kraftstoffe oder Kühler für eine längere Lebensdauer. Profis in Autowerkstätten greifen ebenfalls auf Liqui-Moly-Produkte zurück. Auch für die Industrie gibt es Erzeugnisse, die zum Beispiel in den Generatoren von Windrädern eingesetzt werden können. Insgesamt umfasst das Sortiment rund 4.000 Produkte.

Großes Marketing-Talent

Für Firmenchef Prost zählt indes nicht nur der wirtschaftliche Erfolg: Aus seiner Sicht tragen Unternehmen auch in gesellschaftlicher Hinsicht eine große Verantwortung. Seiner Meinung nach bedeutet das Engagement für mehr Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten oder für sozial schwache Menschen – Grund genug für den Firmenchef, eine Stiftung zu gründen, um Menschen zu helfen, die unverschuldet in Not geraten sind. Großen Wert legt er auf die Feststellung, dass es ihm bei dieser Stiftung tatsächlich um wohltätige Zwecke geht und nicht etwa darum, Steuern zu sparen. Liqui Moly bekennt sich auch klar zum Standort Deutschland: Nicht ein besonders günstiger Preis, sondern hohe Qualität und hervorragender Service soll die Kundschaft überzeugen. Besonders stolz ist man darauf, dass man das Krisenjahr 2009 ohne Kurzarbeit oder Entlassungen überstanden hat. Es wurden sogar neue Mitarbeiter eingestellt. Immerhin gelang es den Ulmern so, den Umsatz stabil zu halten. Für Aufsehen sorgte Ernst Prost auch, als er im Sommer 2010 als Reaktion auf die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko einen Boykott des Ölmultis BP verkündete. Seine außergewöhnliche Einstellung bescherte dem Chef diverse öffentlichkeitswirksame Fernsehauftritte, beispielsweise bei Anne Will oder Harald Schmidt. Zu den Medienaktivitäten gehört natürlich auch Sport-Sponsoring. Sowohl Breiten- als auch Profisportler werden gefördert. Nicht zuletzt macht sich Liqui Moly natürlich für den Motorsport stark, zum Beispiel in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft. Für sein Marketing-Talent erhielt Prost bereits mehrere Preise. Dennoch geht es nicht nur um den Auftritt, sondern um die Produkte. Und die kommen offenbar bei den Kunden gut an. Eigenen Angaben zufolge ist Liqui Moly in Deutschland einer der führenden Anbieter von Motorenölen und bei Additiven sogar Marktführer. Verglichen mit den internationalen Öl- und Schmierstoffriesen sind die Ulmer zwar ein Winzling, doch trotzdem gelingt es der Firma, den Großkonzernen Paroli zu bieten. Zuletzt setzte das Unternehmen mit rund 500 Mitarbeitern 289 Mio. Euro um. Die Produkte sind in über 90 Ländern erhältlich. Derzeit werden zwar 60% des Umsatzes in Deutschland erzielt, doch das Unternehmen beobachtet eine steigende Nachfrage aus dem Ausland. Mag Ernst Prost auch der Geschäftsführer sein, der Erfolg der Firma wäre ohne die Mitarbeiter wohl kaum möglich gewesen. Und so nennt der Chef sie selbst Mitunternehmer, um deutlich zu machen, welchen wichtigen Beitrag sie für das Unternehmen leisten.