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Lufthansa - Turbulente Zeiten

In Deutschland stehen die Zeichen auf Sommerferien, und das heißt für die meisten: Ab in den sonnigen Süden. Selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist den als reiselustig bekannten Deutschen ihr Urlaub heilig. Um die schönsten Tage des Jahres nicht auf Balkonien verbringen zu müssen, wird jedoch vermehrt auf die Preise geachtet, vor allem beim Fliegen. Und auch Unternehmen sparen: Immer öfter zahlen sie ihren Mitarbeitern bei Geschäftsreisen nur noch Tickets für die Holzklasse, statt für die First oder Business Class. Fluglinien bekommen das schmerzlich zu spüren. Auch Deutschlands grosszügigste Airline, die Lufthansa, kommt nicht ungeschoren davon.

BÖRSE am Sonntag

Schon 2008 war für die Luftfahrtbranche insgesamt kein gutes Jahr, und auch im aktuellen Jahr droht Fluggesellschaften und Airport-Betreibern eine Schlechtwetterfront: Der Branchenverband International Air Transport Association (IATA) befürchtet 9 Mrd. US-Dollar Verlust im Jahr 2009. Der weltweite Konjunkturabschwung bedeutet vor allem weniger Frachtgut. Beim Frachtgeschäft erwartet die IATA einen Rückgang um 17%, während das Passagiergeschäft gegenüber dem Vorjahr um 8% schrumpfen dürfte. Für die Beschäftigten der Branche zeichnet die IATA ebenfalls ein düsteres Bild, wonach 100.000 Jobs verloren gehen könnten, auch in Europa. Eigentlich hatte sich die Lufthansa vorgenommen, trotz Rezession und schwieriger Bedingungen im laufenden Jahr 2009 einen deutlichen Gewinn zu schaffen. Im ersten Quartal war das Unternehmen zwar in die roten Zahlen abgeschmiert, doch die drei Auftaktmonate gelten traditionell als schwach. Angesichts der um sich greifenden Krise sah die Airline sich trotzdem noch auf gutem Kurs, obwohl der Umsatz um 10,3% auf 5,0 Mrd. Euro zurückging, während operativ ein Verlust von 44 Mio. Euro anfiel. Netto lag der Verlust bei 256 Mio. Euro. Sowohl das Fracht- als auch das Passagiergeschäft schrumpften. Ein Stellenabbau stand bei der Vorlage der Zahlen Ende April aber nicht zur Debatte. Stattdessen sollte unter anderem ein zusammengestrichenes Flugangebot 300 Mio. Euro einsparen helfen.

Strikter Sparkurs

Doch weniger Fluggäste, weniger Fracht und steigende Preise veranlassten die Lufthansa vor wenigen Wochen zu einer Kursänderung. Im zweiten Quartal hätten sich die Einnahmeausfälle fortgesetzt, zugleich sei der Treibstoffpreis seit Ende März um die Hälfte gestiegen, hieß es. Das Ziel sei nun, einen operativen Verlust zu vermeiden. Am Markt wurde dies als Gewinnwarnung interpretiert. Mit einer verschärften Radikalkur will die Airline nun gegensteuern. Details sind zwar noch nicht bekannt, doch offenbar soll vor allem im Kerngeschäft Passage, also beim Passagiertransport, der Gürtel enger geschnallt werden. Das Ziel: Bis Ende 2011 rund eine Milliarde Euro zu sparen.

Höhenflug dank mehr Marktanteilen?

Unterdessen strebt die Lufthansa nach Höherem, was das Wachstum angeht. Drei Akquisitionen sind geplant, nämlich die Übernahme der belgischen Brussels Airlines, den Kauf von weiteren 50% an der britischen Gesellschaft BMI, an der die Lufthansa bereits mit 30% beteiligt ist, sowie der Erwerb von Austrian Airlines. Zunächst könnte dies aus Sicht von Experten jedoch einige Risiken bedeuten, denn sowohl BMI als auch Austrian Airlines (AUA) befinden sich in Turbulenzen. Im Anschluss an den Kauf der Airlines, der mit ca. 500 Mio. Euro zu Buche schlagen dürfte, wird man wohl noch einiges an Geld in die Hand nehmen müssen, um die Gesellschaften wieder auf Kurs zu bringen. Langfristig könnte sich die Lufthansa dadurch aber Auftrieb verschaffen, denn sie würde damit ihre Marktanteile ausbauen. Bereits die Übernahme der Schweizer Fluglinie Swiss im Jahr 2007 hatte die Wettbewerbsposition der Kranich-Airline gestärkt. Doch noch ist der Kauf der AUA nicht in trockenen Tüchern, denn die Lufthansa muss dafür nach dem Willen der EU-Wettbewerbshüter strenge Auflagen erfüllen. Die Frist für das Übernahmeangebot läuft noch bis zum 31. Juli.