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Morphosys: Absturz eines Börsenlieblings

Die Aktie des deutschen Biotechunternehmens schwächelt. Die Anleger zweifeln zusehends, wann und ob das Unternehmen in die Gewinnzone kommt.

BÖRSE am Sonntag

Die Aktie des deutschen Biotechunternehmens schwächelt. Die Anleger zweifeln zusehends, wann und ob das Unternehmen in die Gewinnzone kommt. 

Die Aktie von MorphoSys hat in den vergangen vier Wochen 10 Prozent an Wert verloren. Von ihren Höchstwerten des vergangenen Sommers, als Kurse von mehr 120 Euro notiert wurden, ist man inzwischen weit entfernt. Der Kurs steuert zielsicher auf die 80-Euro-Marke zu. Einerseits hat das Unternehmen Interessante und potentielle lukrative Medikament am Start oder in der Pipeline. Andererseits gelingt es den Münchnern noch nicht, die Gewinnzone zu erreichen oder zumindest die Aussicht darauf zu eröffnen. Immer mehr Anleger bekommen Zweifel, dabei war MorphoSys 2018 in den MDax aufgestiegen, und die Hoffnungen wären groß.

Doch nun erwartet der Konzern für 2019 Umsätze von nurmehr 43 bis 50 Millionen Euro. Im Jahr 2018 war der Umsatz noch um 14 Prozent auf 76,4 Millionen Euro. Für die Forschungs-Aufwendungen der firmeneigenen Programme wird eine Erhöhung auf 95 bis 105 Millionen. Euro erwartet. Das Unternehmen rechnet für 2019 mit einer Verlust von 127 bis 137 Millionen Euro. Das klingt nicht gut. Wenn der Konzernchef Simon Moroney weniger Umsatz und deutlich höhere Verluste im Tagesgeschäft prognostiziert, ist die Börse natürlich enttäuscht. Andereseits ist diese Kommunikationsstrategie sehr konservativ, im besten Fall auch sehr geschickt. Denn die Bayern klammern bei den skeptischen Prognosen aus, dass womöglich hohe Meilensteinzahlungen aus einer Kooperation mit dem britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline die Bilanz mächtig aufpeppen könnten.

Diese könnten mit dem Start einer Phase-III-Studie mit einem von MorphoSys entwickelten und an die Briten auslizensierten Medikamentenkandidaten (Mor103) in der zweiten Jahreshälfte fließen, den GlaxoSmithKline zur Behandlung von rheumatoider Arthritis testet. Das Unternehmen hat inzwischen zahlreiche Medikamentenkandidaten bei den großen Konzernen untergebracht, konzentriert sich aber auch auf seine Vorarbeiten für das erste eigene Mittel: Mor208, das derzeit in zwei Studien an Blutkrebspatienten getestet wird und bislang noch keine Zulassung hat. In den USA ist MorphoSys in engem Kontakt mit der dortigen Medikamentenaufsicht FDA, dort soll der Zulassungsantrag bis Ende des Jahres gestellt werden.

Die Zahlen für das vergangene Jahr zeigen folgendes Bild: Die Umsatzerlöse stiegen um 14 Prozent oder 9,6 Mil­lionen Euro auf 76,4 Millionen Euro (2017: 66,8 Millionen Euro). Hauptgrund für diesen Anstieg war auch hier eine Zahlung in Höhe von 47,5 Millionen Euro, die MorphoSys in 2018 nach dem Ab­schluss einer exklusiven weltweiten Lizenzvereinbarung mit der Novartis Pharma AG über die Entwicklung und Vermark­tung von MOR106 erhalten und vollständig erfasst hat.

Die Analysten sind bei dieser Gemengelage gespaltener Meinung: Die Expertenmeinung von Lynx-Brokes lautet: „Dass MorphoSys Patentrechtsklage gegen Janssen Pharmaceuticals und Genmab von einem US-Gericht abgeschmettert wurde, war unangenehm, aber da wurde Ende Januar bereits ein Vergleich erzielt. Es fällt indes auf: Seit Ende Januar und damit seit diesem Scheitern vor Gericht ist in der Aktie der Wurm drin. Ob das fundamental aber Sinn ergibt, ist zumindest zu bezweifeln, denn diese Patent-Problematik verändert die Gesamtsituation für MorphoSys nicht wesentlich.“ Die Deutsche Bank hat hingegen die Einstufung für Morphosys nach Quartalszahlen auf "Buy" mit einem Kursziel von 125 Euro belassen. Der Antikörperspezialist befinde sich auf gutem Weg, schreibt Analyst Gunnar Romer in einer vorliegenden Studie. Die aktuellen Informationen zur Wirkstoffentwicklung und der operative Ausblick seien ermutigend. Das Chance/Risiko-Profil sei sehr positiv.