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Risikobewusste Anleger kaufen jetzt Rüstungsaktien!

Die zunehmenden Konflikte der Weltpolitik treiben die Kurse von Rüstungswerte schon seit Monaten. Nun läßt die Nordkorea-Krise die Aktien bestimmter US-Rüstungsunternehmen sprunghaft steigen – aber auch Rheinmetall ist gefragt.

BÖRSE am Sonntag

Die zunehmenden Konflikte der Weltpolitik treiben die Kurse von Rüstungswerte schon seit Monaten. Nun läßt die Nordkorea-Krise die Aktien bestimmter US-Rüstungsunternehmen sprunghaft steigen – aber auch Rheinmetall ist gefragt.

Das Säbelrasseln im Nordkorea-Konflikt lässt die Aktien großer US-Rüstungsunternehmen steigen. Insbesondere Raytheon und Lockheed Martin springen auf neue Rekordhochs. „Mit jeder neuen Drohgebärde aus Pjöngjang werden Spekulanten bei Rüstungsaktien aktiver“, berichten Börsianer. Nicht nur die Kurse, auch die Umsätze in diesem Aktiensegment legen derzeit kräftig zu. Zugleich melden die Unternehmen gute Geschäftsergebnisse.

Lockheed Martin ist der größter Rüstungskonzern der Welt und glänzt im zweiten Quartal mit starken Zahlen. Der Nettogewinn stieg im zweiten Quartal überraschend kräftig um knapp fünf Prozent auf 942 Millionen Dollar. Der Umsatz kletterte um rund zehn Prozent auf 12,7 Milliarden Dollar und übertraf damit ebenfalls die Expertenprognosen. Das Management hob daraufhin seine Ziele für Gewinn und Umsatz im Gesamtjahr an. Vor allem das Geschäft mit dem Kampfjet F-35 florierte. Obwohl von Trump im Wahlkampf als zu teuer kritisiert, stockte das US-Verteidigungsministerium kürzlich die Order um 13 auf 2456 Flugzeuge auf.
Lockheed Martin konnte schon 2016 seinen Auftragsbestand um 15 Prozent auf 96,2 Milliarden Dollar. Die Dividende steigt aber seit 14 Jahren, dazu gibt es milliardenschwere Aktienrückkäufe. Langfristige Anleger haben in den letzten drei Jahren ein Kursplus von 110 Prozent erzielen können. Doch nun gewinnen die Titel völlig neue Dynamik.

Schon seit Monaten sind Rüstungsaktien im Visier strategischer Anleger. Sie erwarten eine Zunahme internationaler Konflikte und höhere Rüstungsetats in vielen Ländern. Die Aufrüstung ist die Kehrseite einer tragischen Entwicklung: Weltweit nehmen Krisen und Konflikte zu. Tobten auf dem Globus vor zehn Jahren nur sechs Kriege, so sind es heute 18. Die Brandherde reichen von der Ukraine über Syrien, den Irak und Afrika bis nach Nordkorea und ins südchinesische Meer. Darum steigen seit der Wahl Donald Trump zum US-Präsidenten die Werte vieler Militärunternehmen von Boeing bis General Dynamics. Die Aktien von Northrop Grumman kosteten im vergangenen September vor der Trump-Wahl 210 Dollar, heute werden sie mit 270 Dollar bewertet.

Einige Analysten erwarten, dass der Aufwärtstrend bei den Rüstungsaktien weitergehen kann. Naeem Aslam etwa, Chefanalyst bei Think Markets UK, glaubt, dass Trump künftig weitere Waffendeals mit ausländischen Regierungen abschließen wird, weil das sein Hauptziel, Jobs in den USA zu schaffen, unterstützt. Trumps Reise nach Saudi-Arabien habe dafür einen Vorgeschmack geliefert. Allein Lockheed Martin gab bekannt, dass Saudi-Arabien bei dem Konzern 28 Milliarden Dollar für Raketen, Radarverteidigung und Helikopter ausgeben werde.
Auch von den Nato-Staaten erwarten die Analysten in nächster Zeit deutlich steigende Rüstungsausgaben. Nach Obama verlangt nun auch Trump, dass die EU-NATO-Staaten zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts in ihre Verteidigung investieren. Dem transatlantischen Bündnis zufolge stiegen die Wehrausgaben der europäischen Mitgliedsländer bereits im vergangenen Jahr um 3,6 Prozent auf 265 Milliarden Dollar an. Damit wuchsen die Wehretats auf dem alten Kontinent zum zweiten Mal in Folge, nachdem die Budgets zuvor seit 2009 kontinuierlich geschrumpft waren.

Die USA planen sogar den historisch größten Schub seit Ende des Kalten Kriegs bei den Rüstungsausgaben: Bereits kommendes Jahr sollen die Streitkräfte mit 54 Milliarden Dollar neun Prozent mehr Mittel erhalten. Der Verteidigungshaushalt soll danach bis 2022 um zusätzliche 376 Milliarden Dollar erhöht werden. Noch ist das lediglich ein Vorschlag, dem der Kongress zustimmen muss - doch am grundlegend expansiven Trend wird er kaum etwas ändern.

Nicht nur der Kampf gegen den internationalen islamistischen Terror und die Bürgerkriege im Mittleren Osten lassen die Wehretats wachsen. Es gibt auch ein Wettrüsten alter Schule. Während in Amerika und Europa die Verteidigungsbudgets sanken, haben Länder wie China oder Russland ihre Militärausgaben über Jahre hinweg kontinuierlich gesteigert. Das Londoner Friedensforschungsinstitut IISS etwa sieht China auf Gebieten wie der Raketentechnik bereits auf Augenhöhe mit dem Westen. Verschärft wird die Situation durch den Export der Wehrtechnik aus Russland und Fernost. Laut dem IISS breiten sich moderne Waffensysteme immer weiter auf der Welt aus. Für westliche Militärs steigt damit das Risiko, in zukünftigen Konflikten einem immer besser ausgerüsteten Gegner gegenüberzustehen. "Für eine Industrie, die in den vergangenen Jahren bestenfalls ein Nullwachstum erlebte, hat sich das Blatt endgültig gewendet", sagt Christoph Menarde, Analyst bei Kepler Chevreux.

Auch deutsche Rüstungsaktien profitieren vom neuen Sicherheitstrend. Die Aktie der Rheinmetall startete mit  Kursen von 65 Euro ins Jahr 2017. Jetzt kostet der Titel mehr als 87 Euro. Deutschlands größter Rüstungskonzern hatte 2016 ein blendendes Jahr. Konzernchef Armin Papperger sieht bei weltweit wachsenden Rüstungsausgaben das "Fundament gelegt, um unseren Technologiekonzern für Mobilität und Sicherheit in den kommenden Jahren weiterzuentwickeln". Die Panzerschmiede verkauft zwei Drittel ihrer Waffen im Ausland, auch in die USA. Um auf dem US-Markt zu punkten, haben sich die Düsseldorfer jüngst mit dem amerikanischen Rüstungskonzern Raytheon zusammengetan. Erster Erfolg: Rheinmetall liefert der US Air Force für 6,2 Millionen Euro Munition für den F-35.

Rheinmetall beendet das erste Halbjahr mit deutlichem Umsatzwachstum und einem kräftigen Anstieg beim operativen Konzernergebnis. Aufgrund der guten Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr 2017 erhöht Rheinmetall die Umsatzprognose für den Konzern wie auch die Prognose für die operative Rendite. Rheinmetall peilt für das Geschäftsjahr nun ein organisches Umsatzwachstum in Höhe von rund 6 Prozent an, ausgehend von einem Jahresumsatz in Höhe von 5,6 Milliarden Euro im Jahr 2016. Zuletzt wurde ein Wachstum zwischen vier und fünf Prozent prognostiziert. Papperger erklärt: „Große Aufträge der Bundeswehr, aber auch von internationalen Kunden belegen, dass wir mit unserer Defence-Sparte vom weltweit steigenden Bedarf an Produkten für Verteidigung und Sicherheit profitieren.“

Im ersten Halbjahr 2017 erzielte Rheinmetall beim Konzernumsatz mit 2,808 Milliarden Euro einen Anstieg um 209 Millionen Euro oder 8 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Der Anteil der Geschäftsaktivitäten mit dem Ausland bleibt mit 78 Prozent auf unverändert hohem Niveau. Überproportional wächst dabei das operative Konzernergebnis, es erhöht sich um 30 Prozent auf 134 Millionen Euro. Der Auftragsbestand im Rheinmetall-Konzern bleibt weiterhin auf Rekordniveau. Zum 30. Juni 2017 beläuft er sich auf 7,1 Milliarden Euro.Operativer Gewinn (Ebit) und Auftragseingang seien besser als erwartet ausgefallen, schrieb Analyst Sven Weier von der UBS. Überzeugt habe vor allem die hohe Ergebnisqualität.