Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Unternehmen >

Ritter Sport: Erfolg zum Quadrat

Schwaben exportiert nicht nur Sportwagen und Spätzle, sondern auch Schokolade. In Waldenbuch, in der Nähe der Universitätsstadt Tübingen, stellt die Familie Ritter in dritter Generation die Nervennahrung her, die trotz des Namens Ritter Sport leider eine Kalorienbombe ist.

BÖRSE am Sonntag

Laut Firmenlegende war es Clara Ritter, die Großmutter des heutigen Firmenchefs Alfred Ritter, die auf die Idee kam, Schokolade in die bekannte quadratisch-praktische Form zu gießen, die in die Jackentasche passte, ohne gebrochen werden zu müssen. Alfred und Clara Ritter betrieben seit 1912 eine Schokoladenfabrik in Stuttgart-Bad Cannstatt, die schnell wuchs, sodass sie den Firmensitz 1930 nach Waldenbuch verlagerten. Das Unternehmen befand sich in der Nähe des Sportplatzes, und auf dem Weg dorthin nutzten offenbar viele Sportfans die Gelegenheit, sich Proviant in Form von Schokolade zu besorgen, den sie dann in der Jacke verstauten. So soll auch der sportliche Name zustande gekommen sein, unter dem die Süßigkeit bis heute bekannt ist. Die Kriegsjahre und der Mangel am wichtigen Rohstoff Kakao in den Nachkriegsjahren führten dazu, dass die Produktion nur eingeschränkt laufen konnte und zeitweise sogar ganz zum Erliegen kam. Erst ab 1950 konnte die Firma wieder wie gewohnt Schokolade herstellen. Alfred Otto Ritter, der Sohn des Firmengründers, übernahm die Leitung der Fabrik, nachdem sein Vater 1952 starb. 1959 starb auch Clara, die „Mutter“ des Schoko-Quadrats. Der neue Firmeninhaber setzte ganz auf den Ausbau der Marke Ritter Sport. Das bedeutete, dass man sich von Pralinen, Osterhasen und ähnlichen Artikeln verabschiedete, die das Unternehmen zuvor produziert hatte. Insbesondere die 1970er-Jahre standen ganz im Zeichen der Markenentwicklung: Fernsehwerbung, die bis heute üblichen bunten Packungen zum Knicken, bei denen jeder Schokosorte eine bestimmte Farbe zugeordnet ist, und ein einprägsamer Werbeslogan trugen dazu bei, die schwäbische Schokoladenfirma deutschlandweit bekannt zu machen. Gegen Ende der 1970er-Jahre übernahmen die Enkel des Firmengründers, Alfred Theodor Ritter und seine Schwester Marli Hoppe-Ritter, unternehmerische Verantwortung. Unter anderem wurden immer wieder neue Geschmacksrichtungen auf den Markt gebracht, und auch das Ausland kam zunehmend auf den Geschmack – heute gibt es die quadratische Schokolade in rund 90 Ländern.

Öko-Ritter in Nicaragua

Außerdem legen die Geschwister Ritter Wert auf Umweltschutz. Dies zeigt sich nicht nur daran, dass sich das Unternehmen mit Hilfe eines entsprechenden Managementsystems um betrieblichen Umweltschutz bemüht oder mit einem eigenen Blockheizkraftwerk rund 30% des Strom- und 70 Prozent des Wärmebedarfs selbst erzeugt sowie zugleich Energie spart und die eigenen CO2-Emissionen reduziert. Die beiden Ritters besitzen neben der Schokoladenfabrik mit „Paradigma“ eine Firma, die ökologische Heizungssysteme und Solaranlagen entwickelt. Die Firma wurde bereits 1989 gegründet, lange bevor Nachhaltigkeit und Ökobewusstsein zum Trendthema wurden. Auch Schokoladenfreunde können Genuss und gutes Gewissen kombinieren: Anfang der 1990er- Jahre gründete das Unternehmen in Nicaragua ein Projekt für fairen und ökologischen Kakaoanbau und unterstützt bis heute Kakaobauern aus der Region, unter anderem, indem es die Kakaobohnen aus deren Produktion kauft und dafür deutlich höhere Preise als auf dem Weltmarkt üblich bezahlt. Die fair gehandelten Kakaobohnen werden zur politisch korrekten Bioschokolade verarbeitet. Wer mehr über den Kakaoanbau und die Herstellung von Schokolade in Erfahrung bringen möchte, hat vor Ort in Waldenbuch die Gelegenheit dazu, und kann sich auch gleich mit einem Vorrat eindecken, für den eine Jackentasche kaum ausreichen dürfte. Eine weitere Schokoladenseite ist das Museum Ritter, in dem Marli Hoppe-Ritter ihre dem Thema des Quadrats gewidmete Kunstsammlung zeigt. Kunst und soziales Engagement kann sich Ritter offenbar leisten. Denn 2008 konnte das Unternehmen den Gewinn um 2% auf 296 Mio. Euro steigern und schaffte den Sprung in die Gewinnzone, nachdem man 2007 rote Zahlen geschrieben hatte.