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Sartorius: Biotech boomt

Das Göttinger Labortechnikunternehmen Sartorius hat zwei Geschäftsfelder, die sich höchst unterschiedlich entwickeln: Während die Biotechnologie rasant wächst, wurde die Mechatronik von der Krise gebeutelt. Zudem schwelt seit 1998 ein erbitterter Erbschaftsstreit in der Familie Sartorius. Horst Sartorius, der Enkel des Firmengründers, bestimmte in seinem Testament, dass seine Töchter ihr Erbe erst 30 Jahre nach seinem Tod antreten dürfen.

BÖRSE am Sonntag

Das wollten sich die drei nicht bieten lassen. Immerhin ging es um 55% der Stammaktien der Sartorius AG. Sie scheiterten jedoch mit ihrer Klage. 2002 stufte das Oberlandesgericht Braunschweig den letzten Willen von Horst Sartorius als juristisch zulässig ein. Der Enkel des Firmengründers Florenz Sartorius (1846-1925) hatte sich schon seit Ende der Achtzigerjahre Sorgen um die Nachfolgeregelung gemacht. Nach einem missglückten Experiment mit seinem Sohn Christoph brachte er das Unternehmen 1990 an die Börse und holte 1997 den umtriebigen Utz Claassen in den Vorstand, der als Ex-Vorstand von Solar Millennium (WKN 721840) für Schlagzeilen sorgte. 1998 starb Horst Sartorius. Seither hat der Testamentsvollstrecker das Sagen: Arnold Picot bestimmt bis 2028 die Geschicke des Technologiekonzerns mit rund 600 Millionen Euro Umsatz und 4.300 Mitarbeitern. Ein Wörtchen mitzureden hat Bio-Rad Laboratories (WKN 865406). Der kalifornische Hersteller von Analysegeräten hält seit einigen Jahren ein Viertel der stimmberechtigten Anteile.

Konzern schrieb 2009 rote Zahlen

Der 1870 gegründete Sartorius-Konzern besteht im Wesentlichen aus zwei Segmenten: Die Biotechnologie umfasst die Schwerpunkte Filtration, Fluid Management, Fermentation, Purifikation und Labor. Seit der Fusion mit der französischen Stedim im Jahr 2008 ist dieser Bereich börsennotiert (WKN 899052). Sartorius-Chef Joachim Kreuzburg wollte zwar 2007 die Biotechsparte durch eine Akquisition verstärken, aber nicht mehrere 100 Millionen Euro dafür ausgeben. Schließlich hatte das Unternehmen vier Jahre gebraucht, den unter der Ägide von Utz Claassen aufgetürmten Schuldenberg auf ein erträgliches Maß abzubauen. Deshalb brachte Kreuzburg die eigene Biotechsparte in Stedim ein und erhielt dafür 70% an der neuen Firma. Wenn so mancher Analyst den Deal auch zunächst eher skeptisch beäugte, hat er sich doch gelohnt. Der Sparte geht es glänzend. Im vergangenen Jahr stiegen Umsatz, Gewinn und Auftragseingang deutlich. Die operative Umsatzrendite kletterte von 10,9% auf 15%. Von solchen Margen kann die Mechatronik nur träumen. Die Sparte, die Waagen sowie Mess- und Automationstechnik für Labors herstellt, litt schwer unter der Wirtschaftskrise. Trotz drastischer Kostensenkungsmaßnahmen fiel die operative Umsatzrendite von 7% auf 0,4%. Auf Grund der Restrukturierungsaufwendungen von 25 Mio. Euro rutschte die Sartorius-Gruppe in die Verlustzone.

Spekulation auf TecDAX-Aufnahme

Nun spart der Konzern allerdings 30 Mio. Euro pro Jahr. Außerdem sind wichtige Kunden aus der pharmazeutischen, chemischen sowie der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie im konjunkturellen Aufwind. Für 2010 peilt der Vorstand deshalb eine Umsatzsteigerung um mehr als 5% und eine Verbesserung der operativen Marge auf 11% bis 12% an. Das scheint nach den guten Zahlen des ersten Quartals durchaus realistisch. Immerhin kletterte der um Sondereffekte bereinigte Überschuss um 188% auf 6,9 Mio. Euro. Auch von der anhaltenden Schwäche des Euro profitiert das exportorientierte Unternehmen. Sartorius verfügt nicht nur in Europa, sondern auch in Asien und Amerika über eigene Produktionsstätten. Hinzu kommen Vertriebsniederlassungen und örtliche Handelsvertretungen in mehr als 110 Ländern. Aus der ab und zu aufkeimenden Spekulation um eine Aufnahme der Vorzugsaktie (WKN 716563) in den TecDAX wird aber erst Realität werden, wenn die Börsenumsätze spürbar zulegen. Denn das Handelsvolumen ist noch viel zu gering. Dagegen könnte die Marktkapitalisierung ausreichen für den Sprung in den Auswahlindex.