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Tchibo - Erfolg mit Kaffee und mehr

Lange Zeit waren Kaffee und Tchibo in Deutschland fast Synonyme. Wer nicht die Zeit oder das Geld für einen Besuch im Kaffeehaus hatte, gönnte sich eine Tasse des schwarzen Getränks in einer der zahlreichen Tchibo-Filialen. Mit dem Siegeszug der Cappuccino- und Espressobars hat die Marke zwar Konkurrenz bekommen, aber eine treue Stammkundschaft strebt nach wie vor an die Stehtische der Röstereikette.

BÖRSE am Sonntag

Die Erfolgsgeschichte von Tchibo ist eng mit dem deutschen Wirtschaftswunder verknüpft. 1949 und damit gerade ein Jahr nach der Einführung der D-Mark hatten der Hamburger Kaufmann Max Herz und sein Geschäftspartner Carl Tchiling die Idee, Röstkaffee per Post zu verschicken. Damit ersparten sie sich eine aufwendige Logistik und konnten ihren Kaffee günstig direkt an den Endkunden liefern.

Der Zeitpunkt war optimal. In dem „goldenen Jahrzehnt“ von 1950 bis 1960 wuchs die deutsche Wirtschaft jedes Jahr um rund acht Prozent und mit dem Boom auch die Ansprüche der Menschen. Nach den Entbehrungen der 40er Jahre waren gutes Essen und Trinken das erste, was sich die Deutschen gönnten. Kein Wunder also, dass die Pakete aus Hamburg reißenden Absatz fanden. Damals entstand auch der Begriff Tchibo, ein Kunstwort aus Tchiling und Bohne. So hieß auch das Maskottchen des Unternehmens, ein Kobold, der auf Handzetteln und ab 1952 im Kundenmagazin Wissenswertes über Röstkaffee verbreitete. Das monatlich erscheinende Magazin war für die damalige Zeit eine clevere Idee, um Kunden an die Marke zu binden. In den Heften ging es nicht nur um Kaffee, sondern auch Mode, Kochrezepte und vieles mehr.

Der Siegeszug der Tchibo-Filialen, die heute in jeder Stadt zu finden sind, begann 1955. Die erste Niederlassung eröffnete in Hamburg und schon damals konnten die Kunden dort nicht nur Bohnen kaufen, sondern auch Kaffee trinken. In den folgenden Jahren ging die Expansion rasch voran. 1958 gab es bereits 77 Tchibo Filialen in Deutschland, 1965 waren es schon weit über 400. Gründer Max Herz reiste in diesen Jahren ständig durch Deutschland und suchte zusammen mit seiner Frau neue Standorte aus.

Trotzdem verließen sich die Kaffeeröster beim Verkauf nicht allein auf die eigenen Läden. Seit 1963 eröffnete Tchibo so genannte „Frische Depots“ in Bäckereien und Konditoreien und ab 1975 fuhren dann eigene Bäckerei-Mobile übers Land, die neben Kaffee auch Backwaren verkauften. Der Meilenstein dieser Jahre war jedoch die Idee, in den Filialen auch Gebrauchsgegenstände zu verkaufen. Tischsets und Frühstücksbrettchen wurden zu Verkaufsschlagern der ersten Stunde. Mit immer neuen, preisgünstigen Angeboten von der Kaffeemaschine, über Kleidung bis hin zu Reisen und Versicherungen machten die Hamburger in den folgenden Jahrzehnten den etablierten Anbietern heftig Konkurrenz.

Die Wiedervereinigung und die Öffnung der osteuropäischen Staaten brachten Tchibo in den frühen Neunziger Jahren einen erneuten Wachstumsschub. Schon 1991 wurden die ersten Niederlassungen in Ungarn, der Slowakei und Tschechien eröffnet. In diese Zeit fällt auch eine wichtige Übernahme: 1997 schluckte Tchibo den großen Konkurrenten Eduscho. Nach der Integration des Wettbewerbers wurden die Hamburger 2003 zum größten deutschen Coffeeshop-Betreiber.

Diversifikation und Ausdehnung auf neue Geschäftsfelder war schon früh ein Erfolgsrezept. So erwarben Günther und Michael Herz, die Söhne des 1965 gestorbenen Firmengründers, 1974 eine Minderheitsbeteiligung an Beiersdorf und 1980 die Mehrheitsbeteiligung an dem Zigarettenhersteller Reemtsma. Mittlerweile hält die Dachgesellschaft Maxingvest, die ihren Namen Max und Ingeburg Herz verdankt, neben 100% an der Tchibo GmbH knapp über 50% an dem Nivea-Hersteller. Auch bei diesem Investment haben die Kaffeeröster ein glückliches Händchen bewiesen: In den schwierigen letzten Börsenjahren hat sich die Beiersdorf-Aktie als stabiles Investment erwiesen.