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Tesla: alles oder nichts? 2018 gilt's!

2018 könnte für Tesla zum Schicksalsjahr werden. Nach vielen nicht eingehaltenen Versprechungen und hohen Verlusten müssen die Kalifornier nun endlich liefern. Gründer und CEO Elon Musk ist trotz großer Schwierigkeiten bei der Produktion und Auslieferung weiterhin felsenfest vom Erfolg überzeugt. Modell 3 soll durchstartet und den Massenmarkt erobern.

BÖRSE am Sonntag

2018 könnte für Tesla zum Schicksalsjahr werden. Nach vielen nicht eingehaltenen Versprechungen und hohen Verlusten müssen die Kalifornier nun endlich liefern. Gründer und CEO Elon Musk ist trotz großer Schwierigkeiten bei der Produktion und Auslieferung weiterhin felsenfest vom Erfolg überzeugt. Modell 3 soll durchstartet und den Massenmarkt erobern.

An Musk scheiden sich die Geister. Kaum eine Figur des öffentlichen Interesses polarisiert so stark wie der Tesla-Chef. Für die einen ist er ein spinnender Blender, die anderen sehen in ihm einen genialen Visionär oder gar eine „gottähnliche Figur“, wie ihn der ehemalige CEO von General Motors, Bob Lutz, aus Sicht seiner Fans beschreibt. Als jüngst das Gerücht aufkam, der laut „Forbes“ Magazin 20,7 Milliarden-Dollar reiche Musk, könnte kurz vor einem Ausstieg bei Tesla stehen, stockte der (Automobil)- Welt der Atem. Doch Musk bleibt. Er unterschreibt einen 10-Jahres-Vertrag als Vorstandsvorsitzender und lässt mit einer besonderen Nachricht aufhorchen: Ab sofort bekommt der 46-jährige keinen Cent mehr für seine Arbeit, sondern wird komplett in Aktien ausbezahlt. Und zwar nur, wenn Tesla bestimmte Ergebnisse erzielt.

Eine Aufgabe für Musk und Tesla lautet: Steigerung des Börsenwerts auf 650 Milliarden Dollar. Dieses Ziel ist äußerst ambitioniert, bedenkt man, dass Tesla seine Marktkapitalisierung etwa verzehnfachen muss, um es tatsächlich zu erreichen. Zum Vergleich: Amerikas größter Automobilhersteller General Motors ist 63 Milliarden, die Daimler-Benz AG rund 100 Milliarden Dollar wert. Doch Musk wäre nicht Musk, würde er vor großen Ambitionen zurückschrecken, und so behauptet er optimistisch: „Tesla hat das Potenzial, eine Billion wert zu sein“. Der erfahrenen Spitzenmanager Lutz hingegen kommt zu einer ganz anderen, völlig konträren Situationseinschätzung und ist sich sicher: „Das Unternehmen wird vom Markt verschwinden!“

Wer von beiden recht behält wird sich wohl vor allem daran entscheiden, wie Teslas Model 3, das den Massenmarkt erobern soll, in der Gunst der Kundschaft abschneidet. Die jüngsten Verkaufszeilen des vermeintlichen Heilsbringers enttäuschten zuletzt auf ganzer Linie. Lediglich 1.550 Model 3 brachte das kalifornische Unternehmen im vierten Quartal des Jahres 2017 an den Kunden. Analysten hatten mit deutlich mehr gerechnet und waren von 4.000 Autos ausgegangen. Dabei fehlt es nicht an ausbleibenden Bestellungen, sondern an mangelnden Produktionskapazitäten für die Belieferung eines Massenmarkts, die Tesla noch gar nicht hat und die viel Geld verschlingen. Um das angestrebte Fahrzeugvolumen von 500.000 Neuwagen im laufenden Jahr zu erreichen, wird gerade schrittweise eine eigene Fabrik als Produktionsstätte für Autoakkus in der Wüste Nevadas gebaut. Das Unternehmen verspricht: Es werde „genügend Batterien liefern, um die prognostizierte Nachfrage nach Tesla-Autos zu unterstützen“. Zuletzt berichtete der amerikanische Fernsehsender CNBC unter Berufung auf Mitarbeiter der Fabrik in Nevada jedoch über große Schwierigkeiten bei der Batterieproduktion. Aktuell heißt es, dass erst am Ende des ersten Quartals 2018 5.000 Model 3-Autos produziert werden können. Geplant waren dieses Jahr eigentlich 10.000 Autos pro Woche. Die Verspätungen beim neuen Elektroautomobil Model 3 – aktuell betragen die Wartezeiten zwischen 12 und 18 Monaten - bringen Tesla in Zahlungsbedrängnis und haben auch die jüngst emittierten Bonds bereits kräftig fallen lassen. Geduld ist auch bei der Auslieferung der im November vorgestellten Elektro-Lkw und -Luxus-Roadster gefragt, von denen Pepsi mit 100 Lkws die größte Bestellung abgegeben hat.

Um die Nachfrage schneller bedienen zu können, plant Tesla neue Produktionsstandorte sowohl für Pkws als auch für Lkws. Eine weitere Herausforderung stellen die Ladestationen dar. Zur Bewältigung dieser will das von Musk gegründete Unternehmen riesige sogenannte Mega-Charger-Stationen errichten, um die nötige Stromversorgung der Elektrofahrzeuge sicherzustellen. Laut Goldman Sachs sollen diese Ladestationen etwa vier Mal so teuer werden wie die bisherigen Tesla-Ladestationen.

Tesla wird also vermutlich wieder einmal gezwungen sein, sich am Kapitalmarkt frisches Geld zu besorgen. Dabei verzeichnete das Unternehmen zuletzt vor allem aufgrund hoher Kosten für die Produktion von Model 3 einen Rekordfehlbetrag von 619 Millionen Dollar. Tesla verbrennt also jeden Tag 16 Millionen Dollar. Auch der um 30 Prozent auf 2,985 Milliarden US-Dollar stark gestiegene Quartalsumsatz kann über die Enttäuschung der Verluste nicht hinwegtrösten. Folge: Die Aktien waren vergangenes Jahr trotz einer insgesamt soliden Performance im mittleren zweistelligen Bereich gerade nach Veröffentlichung der Quartalszahlen diversen Schwankungen ausgesetzt. Aktionäre werden daher gebannt auf den 7. Februar blicken, an dem die frischen Zahlen fürs vierte Quartal veröffentlich werden sollen. Dann muss Tesla endlich liefern. Der Druck auf die aufsehenerregende Elektro-Autofirma ist im 15. Jahr ihres Bestehens größer denn je. Befürchtungen, dass sich hinter Tesla ähnlich wie beim Bitcoin möglicherweise eine große Blase verbirgt, werden immer größer. 2018 könnte für Tesla zum Schicksalsjahr werden. WIM