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Ulla Popken: Schwer in Mode

Auch wenn im Fernsehen immer wieder neue gertenschlanke Topmodels für die Laufstege dieser Welt gesucht werden und an geeigneten Kandidatinnen offenbar kein Mangel herrscht, hat die große Mehrheit der Frauen keine perfekten Modelmaße zu bieten. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass Frauen mit Kurven auf schicke Kleider verzichten wollen. Dank der auf Damenmode für große Größen spezialisierten Firma Ulla Popken müssen sie das auch nicht.

BÖRSE am Sonntag

Vorbei sind die Zeiten, in denen sich pfundige Frauen in sackartige, unförmige Gewänder in tristen Farben hüllen mussten, weil in den Modegeschäften bei Größe 42 oder 44 Schluss ist mit den aktuellen Modetrends. Frauen wie die Schauspielerin Christine Neubauer oder Fernsehmoderatorin Vera Int-Veen verstecken ihre Kurven nicht, sondern stehen zu ihrer Figur und strahlen Selbstbewusstsein und Lebensfreude aus. Beth Ditto, die schwergewichtige Sängerin der Band Gossip, avancierte sogar zum Liebling der sonst vom Schlankheitswahn besessenen Modebranche. Karl Lagerfeld entwarf Kleider für die Amerikanerin, Supermodel Kate Moss ist mit ihr befreundet und der Designer John Paul Gaultier ließ von ihr eine seiner Modenschauen in Paris eröffnen. Im Alltag muss es zwar nicht gerade Haute Couture sein, aber Spaß an Mode dürfen auch normal- oder übergewichtige Frauen ausleben, egal ob elegant, sportlich oder bürotauglich. In Deutschland hat die Firma Ulla Popken dazu einen wichtigen Beitrag geleistet. Der Weg zum Spezialisten für hochwertige und jugendliche Mode ab Größe 42 führte allerdings über einen kleinen Umweg, nämlich über Mode für die Schwangerschaft. Die sowie alles rund ums Baby gab es in dem Geschäft zu kaufen, das Friedrich Popken, aus einer Textilunternehmer-Familie stammend, 1968 in Oldenburg eröffnete. Nach einem zunächst holprigen Start wurden in den 1970er-Jahren weitere Geschäfte für Schwangerschaftsmode und Babyausstattung in verschiedenen deutschen Städten eröffnet. Außerdem stieg das Unternehmen in den Versandhandel ein. Nun konnten die Kundinnen auch Ware bequem bestellen und sich zuschicken lassen.

Ein pfundiger Markt

1984 wurde Ulla Popken nicht nur zum Franchisegeber für Umstandsmode, sondern stieg nach eigenen Angaben auch zum deutschen Marktführer in diesem Segment auf. Aus der Firmenhistorie geht hervor, dass der Chef eines Tages mitbekam, wie eine Mitarbeiterin eine größere Menge Umstandsbekleidung für den Versand vorbereitete. Wie sich herausstellte, hatte nicht eine werdende Mutter die Artikel bestellt, sondern eine Kundin, die eine große Konfektionsgröße benötigte, aber trotzdem jung und modisch angezogen sein wollte. In normalen Modeboutiquen war solche Kleidung nur schwer zu bekommen. Nachdem ein Test gezeigt hatte, dass es tatsächlich einen Markt für Mode in großen Größen mit jugendlichem Anspruch gab, sattelte man um. Unter dem Namen „Ulla Popken, junge Mode ab Größe 42“ ging das Unternehmen im Frühjahr 1987 an den Start und expandierte rasch. Einen lukrativen Markt für Mode in sogenannten Plus Sizes sah man in den USA. Astrid Schneider, die Tochter der Popkens, baute zusammen mit ihrem Mann Thomas ab 1993 die Firma in Übersee auf. Als Friedrich Popken 2008 seiner Tochter und seinem Schwiegersohn die Mehrheit seiner Anteile übertrug, kehrten die beiden aus den Staaten zurück, um sich um das Europa-Geschäft zu kümmern. Inzwischen ist die stilvolle und bequeme Mode von Ulla Popken in diversen Ländern außer- und innerhalb Europas erhältlich, und zwar in über 300 Filialen sowie im Internet, im Katalog und bei Franchisenehmern und Shop-in-Shop-Partnern. Etwa 2.000 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen. Um zu zeigen, dass Schönheit nicht von der Waage abhängt, hat Ulla Popken inzwischen sogar selbst mehrfach Modelwettbewerbe veranstaltet. Klar, dass dabei nicht Size Zero, sondern Kurven im Vordergrund standen: Mindestens Größe 40 war von den Kandidatinnen gefordert. Übrigens sind Übergrößen nicht nur für Frauen ein Thema: Auch modebewusste Herren werden bei Ulla Popken fündig.