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Wieder Rekordverlust – Fährt Musk Tesla an die Wand?

Nun ist es also wieder passiert. Mit 675 Millionen Dollar hat Tesla im letzten Quartal 2017 so viel Verlust gemacht wie nie zuvor. Und 2018? Sollen, wenn es nach Elon Musk geht, zumindest einmal die Ausgaben noch weiter steigen. Ist Tesla in Wirklichkeit eine Spekualtionsblase wie der Bitcoin, nur mit Auto?

BÖRSE am Sonntag

Nun ist es also wieder passiert. Mit 675 Millionen Dollar hat Tesla im letzten Quartal 2017 so viel Verlust gemacht wie nie zuvor. Und 2018? Sollen, wenn es nach Elon Musk geht, zumindest einmal die Ausgaben noch weiter steigen. Ist Tesla in Wirklichkeit eine Spekualtionsblase wie der Bitcoin, nur mit Auto?

Es begann so, wie es eigentlich immer beginnt, wenn Elon Musk weiß, dass er schlechte Tesla-Zahlen verkünden muss. Nämlich mit einer großen Show oder Ankündigung, die ihn als den Visionär der Gegenwart branden und die sehr realen Probleme seiner Auto-Firma verschleiern soll. Und bislang hatte der Tesla-Chef mit seinen Publicity-Stunts durchweg Erfolg. Auch diesmal war das Marketing-Feuerwerk, dass er am Dienstag in Florida im wahrsten Sinne des Wortes abbrannte, ein gewaltiges. Einen Tag vor der Zahlenvorlage des E-Auto-Pioniers startete um 15:45 Uhr Ortszeit  die Trägerrakete „Falcon Heavy“ vom Kennedy-Space-Center aus ins Weltall. Verantwortlich dafür? Musk und seine Raumfahrt-Firma „SpaceX“. War das des Spektakels ja eigentlich schon genug, flog als Überraschung auch noch ein Tesla Roadster mit, der nun – ausgestattet mit drei Kameras – auf der „Falcon Heavy“ mit 40.000 Stundenkilometern um die Sonne rast. Für zumindest einen Tag waren so einmal mehr sehr viele Augen auf den Tesla-Gründer gerichtet.

Das sollte sich auch tags drauf nicht ändern, als Musk dann die Tesla-Quartalszahlen für die letzten drei Monate 2017 verkünden musste. Im Vergleich zu seinem fulminanten Raketenexperiment gab es hier aus Anlegersicht jedoch wie erwartet nur wenig Erhellendes zu bewundern. Und das veranlasste  Musk nach seiner Show am Vortag doch tatsächlich zu halb-öffentlicher Selbstkritik.  Analysten sagte er, man habe bei Tesla die Probleme in der Batterieproduktion nicht vorhergesehen. „Wir waren ein bisschen zu selbstsicher und haben uns zu stark auf unsere Fertigungskompetenz für Batteriemodule verlassen.“

Mit 675 Millionen Dollar stand nun schon zum zweiten Mal in Folge ein Rekordverlust zu Buche. Im Jahr zuvor waren es noch 121 Millionen Dollar gewesen. Im Vergleich zum Vorquartal hatten Analysten dieses Mal allerdings sogar noch mehr Verlust erwartet. Zudem fiel auch das Umsatzplus mit 44 Prozent deutlicher aus, als gedacht. Insgesamt stand ein Erlös von 3,3 Milliarden Dollar zu Buche. Das kam der Aktie zunächst zu Gute. Sie legte nachbörslich um zwei Prozent zu, ehe sie dann doch noch leicht ins Minus rutschte.

Weiterhin hängt Teslas Erfolg am seidenen Faden und derzeit fast allein vom Erfolg des Model 3 ab, das mit einem Kaufpreis von 35.000 Euro als erschwinglicher Tesla für den Massenmarkt konzipiert wurde. Inzwischen liegen den Kaliforniern fast eine halbe Million Bestellungen vor. Doch um am Massenmarkt Erfolg zu haben, muss man auch in Massen produzieren. Und das gelingt Tesla bislang mehr schlecht als recht. Im abgelaufenen Quartal haben gerade einmal 1.500 Model 3 die Produktionshallen verlassen. Immerhin änderten die Verantwortlichen nicht schon wieder ihre Ziele ins Negative. Weiterhin wird angepeilt, bis zum Ende des zweiten Quartals 5.000 Wagen pro Woche auszuliefern. Im laufenden ersten Quartal 2018 sollen es 2.500 sein.

Zu viele gebrochene Versprechen

Bleibt nur die Frage, wie glaubwürdig das noch ist: Zu oft hat Musk diese 5.000 Fahrzeuge pro Woche nun schon angekündigt. Das erste Mal für 2017, kurz nach dem Produktionsstart. Seitdem hat er dieses Ziel immer wieder nach hinten verschoben, um es dann doch immer wieder aufs Neue klar zu verfehlen. Erst im Januar musste Tesla abermals Produktionsprobleme einräumen. Solange die Fertigung des so wichtigen Modells jedoch nicht in Fahrt kommt, wird Tesla auch seine Verluste kaum minimieren können. 2018 dürften sich die Ausgaben nochmals erhöhen, schrieb Musk im Brief an die Aktionäre. So fielen weitere Investitionen in die Groß-Sparten Automobilbau und Batteriefertigung an, zudem wolle man neue Tesla-Verkaufshäuser, Service-Center und Ladestationen aufbauen.

Zeitgleich muss Musk daran arbeiten den Börsenwert seiner E-Auto-Schmiede auf 650 Milliarden Dollar zu steigern. Im Zuge seines neuen Zehnjahresvertrags darf der Vorstandsvorsitzende dieses Ziel nicht verfehlen, wenn er am Ende auch für seine Arbeit entlohnt werden will. Überhaupt verdient Musk kein Geld mehr, wird wenn dann mit Aktien seines eigenen Unternehmens ausbezahlt. Ja, auch das klingt ganz nach diesem positiv-verrückten kalifornischen Visionär. Vor allem, da er auch noch sagte: „Tesla hat das Potenzial eine Billion wert zu sein.“ Zum Vergleich: Volkswagen kommt derzeit auf zirka 84, Daimler auf 100 Milliarden Euro. Nicht einmal Apple oder Google sind so viel wert.

Tesla bleibe eine extreme Wette auf die Zukunft, schrieb NordLB-Analyst Frank Schwope. Die Entwicklung des Kurses hänge sehr stark von der Transformation des Unternehmens vom Premium- zum Massenhersteller ab. Nach wie vor verbrenne Tesla viel Geld und lenke mit Marketing-Maßnahmen und übertriebenen Produktversprechungen von operativen Problemen ab, so Schwope weiter. Im abgelaufenen Quartal war es mit 277 Millionen Dollar aber vergleichsweise gar nicht mehr so viel Geld, das Tesla verbrannte. Das liegt wohl daran, dass sich die Investitionen in das Model 3 verringerten, während sich die Erlöse aus Vorbestellungen – nicht zuletzt auch aus denen für Musks neuen E-LKW und Roadster – vergrößerten, und an höheren Lagebeständen von Model S und X.

Treffende Vorhersagen scheinen derzeit schwierig. Während Verluste und Ausgaben wohl weiterhin hoch bleiben werden, macht zumindest die langsam besser in Schwung kommende Model-3-Produktion Hoffnung. Und selbst wenn es Tesla erst in drei Jahren gelingt den Massenmarkt zu erobern, entscheidend ist eigentlich nur, dass es gelingt. Dann nämlich dürfte auch die Markkapitalisierung von einer Billion Dollar gar nicht mehr so absurd wirken. Und mutige Anleger, die sich in unsicheren Zeiten wie diesen Tesla-Aktien ins Depot legen, mit einer besonders saftigen Rendite belohnt werden. OG