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Wiesmann setzt auf Klasse statt Masse

Kaum eine Branche hat einen solchen Konzentrationsprozess hinter sich wie die Automobilindustrie. Die vielen kleinen Hersteller früherer Jahre sind entweder längst Geschichte oder von den großen Konzernen geschluckt worden. Es gibt aber noch Pioniere, die sich davon nicht beirren lassen. Einer davon ist der Sportwagenhersteller Wiesmann.

BÖRSE am Sonntag

Eigentlich ist die Automobilindustrie ganz auf die Massenfertigung ausgerichtet. Die Zulieferer der großen Hersteller wie Bosch, ZF oder Continental sind ihrerseits Großunternehmen, die in hohen Stückzahlen produzieren. Der Verkauf wiederum erfolgt durch große Vertragshändler, die an einen der großen Automobilhersteller gebunden sind.

Bei derartigen Rahmenbedingungen scheint es schwer vorstellbar, dass kleine Produzenten überhaupt eine Chance haben. Dass man aber mit Mut und Einfallsreichtum auch in einem Massenmarkt Erfolg haben kann, hat der kleine westfälische Hersteller Wiesmann unter Beweis gestellt. 

Die Firma kann nicht auf eine lange Tradition zurückblicken, sondern ist erst  in den 80er-Jahren an den Start gegangen. Nach einem  Besuch der „Essen Motor Show“ 1985 war bei den autobegeisterten Brüdern  Martin und Friedhelm Wiesmann die Idee geboren, einen eigenen Sportwagen auf die Beine zu stellen.  In den kommenden drei Jahren produzierten die Wiesmanns in aufwendiger Heimarbeit einen Prototyp, der 1988 auf der Messe in Essen vorgestellt wurde.

Bis zur Serienfertigung sollten aber noch einige Jahre ins Land gehen. Erst 1993 begann die Produktion des Roadsters MF 3. In der Zeit bis zum Produktionsbeginn bauten  sich die Wiesmanns mit der Fertigung von Hardtops, also Zusatzdächern für Cabrios, ein zweites Standbein auf.

Die lange Entwicklungszeit liegt nicht nur an den bescheidenen Anfängen der Firma, sondern auch am Ehrgeiz, mit dem die Brüder ans Werk gingen. Ihr Ziel war es von Anfang an, qualitativ hochwertige Sportwagen herzustellen, die dem Label „Made in Germany“ in jeder Hinsicht gerecht werden. Gleiches gilt auch für das Design. Die Sportwagen aus der kleinen westfälischen Schmiede besitzen ein unverkennbares Äußeres, das sich zugleich an klassischer wie aktuell aerodynamischer Formgebung orientiert.

Die gerade einmal 110 Mitarbeiter fertigen die Wagen in der Dülmener Fertigungsstätte ausschließlich von Hand. Das erlaubt die weitgehende Berücksichtigung von Kundenwünschen. Nicht umsonst bezeichnet sich der Autohersteller als Manufaktur, die ausschließlich Unikate fertigt. Entsprechende gering sind die Produktionszahlen: Gerade einmal  1.500 Fahrzeuge haben seit Beginn der Fertigung 1993 die Hallen des Sportwagenherstellers verlassen.

Angesichts so geringer Zahlen ist die Modellpalette erstaunlich groß. Sie umfasst immerhin drei unterschiedliche Roadster und zwei Coupés. Das kleinste Modell ist der Roadster MF 3. Er hat die Nachfolge des MF 30 angetreten, des ersten Serienmodells von Wiesmann. Klein ist dabei aber ein relativer Begriff. Bereits in diesem Fahrzeug tut ein über 340 PS starker Motor von BMW seinen Dienst. Durch glasfaserverstärkte Verbundwerkstoffe erreicht der Wagen ein Gewicht von 1,2 Tonnen.

Gleich auf über 400 PS kommt der  MF 4, was ihm zu einer Beschleunigung von viereinhalb Sekunden von 0 auf 100 Stundenkilometer verhilft. Doch das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange: Das Spitzenmodell MF 5 verfügt sogar über ein 555 PS starkes Antriebsaggregat und sprintet in weniger als vier Sekunden auf 100 Stundenkilometer, wobei die Höchstgeschwindigkeit bei über 300 Stundenkilometern liegt.

Auf die gleichen Fahrleistungen kommen die beiden Coupé-Varianten, der GT MF 4 und der GT MF 5. Wie bei allen Entwicklungen hat sich Wiesmann auch hier Zeit gelassen. Erst 2003 und damit zehn Jahre nach den ersten Roadstern, wurden die Coupés vorgestellt.

Auf Exklusivität setzt der Hersteller auch beim Vertrieb. An gerade einmal neun Standorten werden die Fahrzeuge in Deutschland verkauft. Solche Exklusivität hat natürlich ihren Preis. Damit aber auch weniger betuchte Autofreunde in den Besitz eines Wiesmann kommen können, bietet der Hersteller selbst eine ganze Reihe von Gebrauchtfahrzeugen an.