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Würth, der Schraubenkönig

Der Unternehmer Reinhold Würth wird oft als Schraubenkönig bezeichnet. Doch selbst dieser ehrenvolle Titel wird der enormen Leistung des Unternehmers, der binnen weniger Jahrzehnte einen weltweit vertretenen Konzern geschaffen hat, nicht ganz gerecht.

BÖRSE am Sonntag

Die Würth-Gruppe ist in vielerlei Hinsicht ein Unternehmen der Superlative. Mit über 66.000 Mitarbeitern und über 9,7 Mrd. Euro Umsatz im vergangenen Jahr ist sie nicht nur eine der größten nicht börsennotierten deutschen Firmen, sondern auch Weltmarktführer beim Handel mit Montage- und Befestigungsmaterial. Das Sortiment ist beeindruckend: Allein das Kerngeschäft umfasst über 100.000 Produkte für Handwerk und Industrie.

Nach Jahrzehnten stürmischer Expansion ist die Würth-Gruppe heute in 86 Ländern auf der ganzen Welt aktiv. Über 400 Gesellschaften halten Kontakt zu mehr als 3 Mio. Kunden. Sogar ein IT-Dienstleister, ein Versicherer, ein Bankhaus sowie ein Flugplatz in Schwäbisch Hall-Hessental gehören zum Unternehmen.

Trotz der enormen Größe sieht sich der Konzern als Familienunternehmen. Die deutsche Mutter, die Adolf Würth GmbH, trägt den Namen des Firmengründers und unterstreicht die ungebrochene Tradition. Heute wird das Unternehmen in dritter Generation von Bettina Würth geführt.

Im Vergleich zu vielen anderen bedeutenden deutschen Familienunternehmen ist Würth noch recht jung. Erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde das Mutterunternehmen von Adolf Würth gegründet. Am Anfang des späteren Weltkonzerns stand nicht mehr als eine Schraubengroßhandlung im schwäbischen Künzelsau. Durch den frühen Tod seines Vaters 1954 übernahm Reinhold Würth, der noch heute an der Spitze des Unternehmens steht, im Alter von erst 19 Jahren die Firma, die damals ein 2-Mann-Betrieb war. 

Im Sog der Wirtschaftswunderjahre ging es mit der Firma rasch aufwärts. Ab 1962 wurden die ersten ausländischen Niederlassungen in Nachbarländern gegründet. 1969 folgte Nordamerika und mit Gesellschaften in Australien, Japan und Malaysia ist Würth seit den 80er-Jahren auf allen Kontinenten aktiv.

Seinen Erfolg verdankt das Unternehmen den weitsichtigen Entscheidungen von Reinhold Würth. Mit dem Aufbau eines Direktvertriebs, für den heute 32.000 Mitarbeiter tätig sind, konnte man nicht nur direkt auf die Kunden zugehen, sondern auch deren genaue Wünsche in Erfahrung bringen.

Ein weiterer Meilenstein war der Einstieg in die eigene Produktion. Schon 1958 fasste Würth den Entschluss, nicht nur die Produkte anderer Hersteller zu vertreiben, sondern selbst in die Fertigung einzusteigen. So begann man, zunächst Schrauben herzustellen. Damit verringerte sich die Abhängigkeit von den Produzenten und die Wünsche der Kunden konnten besser erfüllt werden. 

1975 begann Würth, sich verstärkt Eigenentwicklungen zu widmen. Dazu wurde eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung eingerichtet und die Eigenmarke ZEBRA geschaffen. Das Sortiment umfasste zunächst Schlauchschellen, wurde aber bald um chemisch-technische Produkte, Werkzeuge und vieles mehr erweitert. Dabei gilt höchste Qualität als Ziel. Sind Kunden mit einem Produkt nicht zufrieden, wird es anstandslos umgetauscht. Damit setzt das Unternehmen eine Maxime von Reinhold Würth um, die lautet: „Wir sind die Angestellten unserer Kunden.”

Ein weiteres Erfolgsgeheimnis sind die ehrgeizigen Zielsetzungen, mit denen Reinhold Würth das Unternehmen  immer wieder vorangebracht hat. So wurde 1987 die „Vision 2000“ ausgegeben. Danach sollte der Umsatz von damals 1,3 Mio. Mark auf 10 Mrd. Mark bis zum Jahr 2000 gesteigert werden, was dem Unternehmen auch tatsächlich gelang. Für 2020 lautet das Ziel nun 20 Mrd. Euro, was eine Verdoppelung bedeuten würde. Auch die Zahl der Mitarbeiter soll kräftig auf dann 100.000 steigen.

Das Unternehmen zeichnet sich auch durch sein gesellschaftliches Engagement aus. Die 1987 von Reinhold Würth und seiner Frau Carmen gegründete Stiftung Würth verleiht jedes Jahr den Würth-Preis der Jeunesses Musicales Deutschland. Sie ehrt damit die Leistungen von Künstlern und Projekten aus dem deutschen Musikleben und vor allem von jungen Musikern.  

Bis 2003 hat Würth zudem auf dem ersten Lehrstuhl Deutschland für Entrepreneurship an der Technischen Hochschule in Karlsruhe Studierenden Wissen über Gründung und Führung von Unternehmen vermittelt.

Neben vielen anderen Aktivitäten hat sich Reinhold Würth auch einen Namen als Kunstsammler gemacht. Seine Sammlung, die er seit den 60er-Jahren zusammengetragen hat, umfasst rund 15.000 Werke bedeutender Künstler.