Airbus fliegt Boeing davon
Für den Europäischen Flugzeughersteller Airbus läuft es derzeit. Ein positives Marktumfeld und neue strategische Partnerschaften lassen die Zahlen steigern. Während Airbus einen Höhenflug erlebt, ist Boeing in schweren Turbulenzen. Anleger beider Aktien hatten in letzter Zeit wenig Grund zur Freude: Ändert sich das?
Für den Europäischen Flugzeughersteller Airbus läuft es derzeit. Ein positives Marktumfeld und neue strategische Partnerschaften lassen die Zahlen steigern. Während Airbus einen Höhenflug erlebt, ist Boeing in schweren Turbulenzen. Anleger beider Aktien hatten in letzter Zeit wenig Grund zur Freude: Ändert sich das?
23 Milliarden Euro. Der Europäische Flugzeughersteller Airbus hat in der vergangenen Woche einen Auftrag in Höhe von 23 Milliarden Euro geholt. 118 Jets soll Iran Air bei Airbus kaufen und somit für einen der größten Deals der vergangenen Jahre sorgen. Der heute streng islamische Staat im Mittleren Osten betrieb bis zur islamischen Revolution 1979, damals noch als westlich geprägtes Land, eine der modernsten Airlines der Welt. Aufgrund der politischen Isolation hat sich im Iran flugtechnisch seither viel zu wenig verändert. Der Iran gilt als der größte Flugzeugfriedhof der Welt. Mit einem Flottenalter von über 25 Jahren können Langstreckenflüge von Iran Air nur noch auf ausgesuchten Strecken und zu wenigen internationalen Flughäfen angeboten werden.
Durch die neuen Verhandlungen und die aufgehobenen Sanktionen soll sich das ganz schnell ändern: Hassan Rohani möchte den Iran wieder zu einem führenden Flugverkehrsknotenpunkten machen. Nicht zuletzt, da Rohani aufgrund des fallenden Ölpreises einen weiteren Wirtschaftszweig im Land benötigt. Im Rahmen des Treffens mit dem Französischen Präsidenten Hollande wurde der Deal ausgehandelt, der Airbus viele Milliarden einbringt. Nach langer Durststrecke fand das Unternehmen wieder einen Abnehmer der Flugzeuge des Typs A380. Die Iraner kaufen gleich zwölf Stück. Besonders auffällig: Mehr als die Hälfte der bestellten Flieger sind für die Langstrecke geeignet, es sind insgesamt 61.
Airbus macht im Iran das Rennen
Das Abkommen mit dem Iran umfasst auch Schulungen für Piloten und Wartungspersonal. Dieser Deal ist sowohl für den Iran als auch für Airbus extrem wichtig: „Der Himmel ist für iranische Flugreisende wieder offen", sagte Airbus-Chef Fabrice Brégier, „Airbus ist stolz darauf, die iranische Zivilluftfahrt wieder im Kreise der internationalen Luftfahrtgemeinschaft willkommen zu heißen.“ Ob eine langfristige Partnerschaft zwischen Iran Air und Airbus stattfindet, ist noch unklar. US-Amerikanischer Konkurrent Boeing macht sich Hoffnungen auch seinen Teil abzubekommen. Für Boeing ist es mit Iran Air aber viel schwieriger, da sich das Amerikanische Unternehmen an politische Leitlinien des weißen Hauses halten muss.
Für Boeing wäre ein Erfolgserlebnis aber auch dringend notwendig. Denn es läuft für Sie derzeit viel schlechter als für den europäischen Konkurrenten. Vor allem der starke Dollar setzt Boeing schon länger zu. Zudem bereitet die Produktionskürzung beim Jumbojet 747 dem Unternehmen Kopfschmerzen. Vorsichtige Prognosen werden an die Öffentlichkeit gegeben, die Wallstreet ist nicht begeistert. Im Gesamtjahr 2016 sollen Flugzeugauslieferungen zwischen 740 und 745 machbar sein, teilte Boeing mit. Im vergangenen Jahr waren es noch 762 Maschinen. Außerdem prognostiziert das Unternehmen einen Gewinn von 8,15 bis 8,35 Dollar je Aktie. Von Reuters befragte Analysten hatten dagegen mit 9,43 Dollar gerechnet. An der Wallstreet kamen diese Prognosen nicht gut an: Das Unternehmen stürzte um über sechs Prozent ab.
Anleger von Boeing hatten in der letzten Zeit wahrlich nicht viel zu Lachen. Das Papier verlor alleine im letzten Monat über 18 Prozent an Wert. Analysten der französischen Großbank Society Generale sehen Boeings Zahlen kritisch und haben das Kursziel von 155 auf 129 US-Dollar gesenkt. „Die Resultate für 2015 hätten die Markterwartungen verfehlt, schrieb Analyst Zafar Khan in einer Studie. Zudem sei der Ausblick für 2016 schwach. 2016 dürfte ein Übergangsjahr werden.“
Airbus kann mit seinen Zahlen überzeugen
Ganz anders ist die Gemütslage beim Europäischen Konkurrenten. Airbus konnte mit seinen vorgelegten Zahlen weitestgehend überzeugen: In den ersten neun Monate des Jahres 2015 konnte der Umsatz von Boeing um drei Milliarden auf nun 43 Milliarden Euro gesteigert werden. Den Gewinn je Aktie konnte das Unternehmen sogar um 35 Prozent auf 2,42 Euro vergrößern.
Das Analysenhaus Jefferies hat das Kursziel von Airbus von 70 auf 75 Euro angehoben. „Der Luftverkehr entwickle sich gut, schrieb Analyst Sandy Morris in einer Studie. Dank des günstigen Euro-Dollar-Wechselkurses dürfte der Flugzeugbauer 2016 erhebliche Werte erwirtschaften und viele Risiken beseitigen.“
Getrieben durch günstige Kerosinpreise ist das Marktumfeld der Flugzeughersteller richtig gut geworden. Neben Iran Air gibt es auch eine mögliche Bestellung von Arabian Flynas bei Airbus. Aber auch für Boeing hatte die vergangene Woche nicht nur schlechte Nachrichten: Die Strategische Partnerschaft mit Turkish Airlines wurde in einem weiteren Kooperationsvertrag untermauert. Neue Felder wie die Entwicklung und Schulung von Mitarbeitern, die Unterstützung der Forschungs- und Technologieleistung in der Luftfahrtinfrastruktur sowie Aktivitäten, die den türkischen Herstellern von Flugzeugkomponenten zu globaler Wettbewerbsfähigkeit verhelfen sollen, werden in Zukunft von Turkish Airlines und Boeing gemeinsam bestritten.
Der Iran-Deal lässt Airbus noch höher fliegen. Der Europäische Flugzeugbauer ist auf dem richtigen Weg. Bis die positiven Meldungen und Zahlen auch bei dem Anleger ankommen, ist es nur eine Frage der Zeit. Boeing hingegen steckt in Turbulenzen, trotz gutem Marktumfeld. Sollte Boeing auch in 2016 weiter enttäuschen, wird der Konkurrent aus Europa enteilen - er fliegt einfach davon. VAL