Allianz hat keine Angst vor dem Brexit
Die Abstimmung in Großbritannien über den Verbleib in der Europäischen Union hält seit Tagen die Marktteilnehmer in Atem. Auch der britische Aktienmarkt ist starken Schwankungen ausgesetzt. Die Tendenz ist höchst volatil, und das seit Tagen. Allianz macht sie sich diese Stimmung der Angst zunutze und investiert gegen den Trend große Summen in britische Titel.
Die Abstimmung in Großbritannien über den Verbleib in der Europäischen Union hält seit Tagen die Marktteilnehmer in Atem. Auch der britische Aktienmarkt ist starken Schwankungen ausgesetzt. Die Tendenz ist überall negativ, und das seit Tagen. Allianz macht sie sich diese Stimmung der Angst zunutze und investiert gegen den Trend große Summen in britische Titel.
Harald Sporleder managt bei Allianz Global Investors fünf europäische Aktienfonds mit einem Gesamtvolumen von zwei Milliarden Dollar. Er investiert derzeit massiv in britische Aktien. Denn Sporleder ist Optimist. Er geht davon aus, dass die Titel, die in diesem Jahr besser abgeschnitten haben als vergleichbare Papiere vom europäischen Kontinent, den Investoren auch weiterhin Freude machen werden. Die mit dem Brexit-Referendum am 23. Juni einhergehende Unsicherheit betrachtet er kühl und profssionell als Kaufgelegenheit.
Warum? Sporleder argumentiert rational: Auch wenn die Briten sich für ein Verlassen der EU entscheiden und in der Folge die Aktienmärkte in Turbulenzen geraten sollten, wären die Fundamentaldaten der in den britischen Indizes gelisteten Unternehmen die gleichen. „Wir kaufen vor dem Referendum britische Aktien zu und konzentrieren uns dabei auf Werte mit hoher Marktkapitalisierung“, erläutert er. „Angenommen, die Briten wollen die EU verlassen. Das wäre eine Katastrophe für die europäischen und britischen Märkte über einige Tage. Wir würden diese erhöhte Volatilität als Kaufgelegenheit für Aktien nutzen wollen.“
Sporleder geht davon aus, dass er auch im Falle des Falles gute Aktien im Portfolio haben wird, deren Kurse allein schon durch die Unsicherheit rund um den Brexit auf attraktiv niedrige Bewertungsstände gefallen sind. Der von Sporleder gemanagte Fonds Allianz Discovery Europe Strategy schneidet über die vergangenen vier Wochen besser ab als 75 Prozent seiner Konkurrenten.
„Neun Tage vor der Abstimmung zeigen Umfragen, dass das Ergebnis eng wird“, berichtet Reuters. Und richtig: bis zur vergangenen Woche herrschte an den Märktenen relative Ruhe, obwohl Analysten und Beobachter aus der Politik vor dem wirtschaftlichen Schaden warnten, den ein Ausscheiden Großbritanniens aus der EU bringen würde. Wie volatil die Märkte sind, ließ sich zum Wochenbeginn unschwer erkennen: der FTSE 100 kam am Montag auf den höchsten Dreitagesgewinn der letzten sechs Monate. Der Risikomodellierer Axioma teite mit, europäische Aktien könnten im Gefolge eines britischen Austritts aus der EU rund ein Viertel ihres Wertes verlieren.
JP Morgan setzt auch auf britische Aktien
Die Wahrscheinlichkeit, dass Großbritannien EU-Mitglied bleibt, liegt weiterhin bei über 69 Prozent, wie Daten von Oddschecker und Number Cruncher zeigen. Doch die Demoskopie ist der Sorgenbringer: aktuelle Umfragen von ICM, ORB/Independent und YouGov deuten auf einen Vorsprung der Austrittsbefürworter hin. So oder so: der Brexit ist für die Märkte der größte Aufreger des bisherigen Jahres. Das ficht Allianz-Mann Sporleder indes nicht an.
Neben der Allianz favorisieren auch andere professionelle Investoren britische Aktien. JP Morgan veröffentlichte am Montag eine Studie, nach der die Bank weiterhin britische Aktien übergewichte, da diese „regelrecht billig“ gehandelt würden, auch nach einer schwachen Entwicklung über die vergangenen Jahre. Der FTSE 100 kommt auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15,1 auf Basis der erwarteten Gewinne. Damit liegt er zwar noch über den 14,3 für den Stoxx 600, aber sein Wert ist im Vergleich zu Aktien weltweit nahe dem niedrigsten Stand seit Januar.