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Brabus macht Edles noch edler

In den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren galt Autotuning als letzter Schrei. Egal ob Limousine oder Sportwagen, kaum ein Modell der etablierten Autohersteller blieb von den Bemühungen der zahlreichen Tuning-Firmen verschont. An jedes Fahrzeug wurden, nicht immer geschmackssicher, diverse Spoiler, Heckflossen, breite Felgen und andere Accessoires montiert. Auch vor dem Innenraum machten die Tuning-Firmen nicht Halt. Schnittige Sitze, viel Edelholz und Leder sorgten für ein völlig neues Erscheinungsbild. Selbst konservative Familienlimousinen fielen dem Verschönerungswahn zum Opfer und dank üppiger Motortunings verfügte mancher Kleinwagen plötzlich über mehr PS als Sportwagen italienischer Herkunft.

BÖRSE am Sonntag

So schnell der Trend entstanden war, so schnell ebbte er aber auch wieder ab. Für viele Tuning-Firmen waren die Folgen dramatisch. Wer nicht gerade das Glück hatte, von einem Autohersteller übernommen zu werden, musste Konkurs anmelden. Nur wenige Unternehmen überlebten den Niedergang der Branche. Dabei war keineswegs alles schlecht, was die Firmen ausgeheckt hatten. Viele ihrer Ideen wurden von den Autoherstellern übernommen und leben bis heute fort.

Eines der wenigen Unternehmen, das noch besteht, ist die in Bottrop beheimatete Firma Brabus. Wie so viele andere Autotuner wurde sie Ende der 70er-Jahre gegründet. Damals taten sich der Automobilkaufmann Bodo Buschmann und sein Kommilitone Klaus Brackmann zusammen, wobei der Firmenname aus den jeweils drei ersten Buchstaben der Gründernamen entstand. Anfangs ging es allerdings gar nicht um die Veredelung von Fahrzeugen. Bei Brabus sollten eigentlich nur die Randaktivitäten aus dem Autohaus der Familie Buschmann, der eine Mercedes-Vertretung gehörte, vereint werden. Das allein genügte dem autoverliebten Buschmann, der nach dem Ausscheiden seines Partners Brackmann Brabus heute in Alleinregie leitet, aber schnell nicht mehr und er entschied sich, auch Autotuning ins Programm zu nehmen. Da lag es natürlich nahe, sich den Mercedes-Fahrzeugen aus dem Autohaus seines Vaters zu widmen. Im Mittelpunkt stand dabei die neue S-Klasse von Mercedes, die mit Beginn der 1980er-Jahre vom Band rollte. Die spektakulären Umbauten der Serienfahrzeuge, die schon 1982 mit aufwendigen Musikanlagen und Fernsehern ausgerüstet wurden, machten Brabus rasch bekannt. Gerade bei Kunden aus dem arabischen Raum fanden die Fahrzeuge reißenden Absatz.

Zu den Highlights der frühen Jahre gehörte auch eine veränderte E-Klasse, die 1985 beim Strömungswiderstand, dem sogenannten cw-Wert, einen Weltrekord erreichte. Und aus dem Mercedes 190 gelang es Brabus, durch Leichtbau und Motorveränderungen Geschwindigkeiten von 270 Stundenkilometern zu kitzeln. Wem das noch nicht reichte, der konnte 1993 auf einen Mercedes der E-Klasse mit 330 Stundenkilometern Spitzengeschwindigkeit umsteigen, was damals der Weltrekord für eine Serienlimousine war. Vor der Übernahme durch VW avancierte Brabus sogar zum Werkstuner der italienischen Luxusmarke Bugatti und stellte damit eindrucksvoll unter Beweis, dass es nichts gibt, was man nicht noch veredeln könnte.

Die eigentliche Spielwiese blieben aber Mercedes-Pkws. Nachdem der bedeutendste Wettbewerber AMG vom Daimler-Konzern übernommen worden war, stieg Brabus 1999 zum weltgrößten Autotuner auf. Das Vertrauen des Autobauers in den Veredler ist so groß, dass smart 2002 zusammen mit Brabus das Joint Venture smart-Brabus gründete, wo die automobilen Winzlinge aufwendig getunt werden.

Neben der Veredelung von Neuwagen widmet sich Brabus auch der aufwendigen Restaurierung sowie der Wartung und Pflege älterer Mercedes-Modelle. Die Nachfrage hierfür nimmt dank der steigenden Nachfrage nach Old- und Youngtimern, die in Zeiten der Euro-Krise als inflationssichere Sachwerte gelten, stetig zu. Ein Blick auf den Internet-Auftritt von Brabus: Unter den  Fahrzeugangeboten finden sich zahlreiche Klassiker und aufwendig veredelte neuere Fahrzeuge, wobei auch die Preise atemberaubend sind: Das derzeit teuerste Modell kostet knapp 1,4 Mio. Euro.