Brians Bank ist US-Primus
In zwei Jahren hat die Bank of America über 40.000 Stellen gestrichen und andere Sparmaßnahmen durchgeführt. Jetzt zahlt sich das offenbar aus: Das Institut ist zurück in der Gewinnzone – zur Freude der Aktionäre. Die Konkurrenz läuft hinterher – auch an der NYSE.
Moynihan führt Bank of America zurück in Gewinnzone
Die Bank of America steuert auf eine vollständige Genesung von der Finanzkrise zu und kann die Altlasten im Hypothekengeschäft spürbar reduzieren. Gleichzeitig reicht das zweitgrößte US-Geldhaus mehr Kredite aus und sammelt fleißig Spareinlagen ein. „Unsere Kunden machen wieder mehr Geschäfte mit uns“, frohlockte Vorstandschef Brian Moynihan. Am Ende reichte es im dritten Quartal für einen Gewinn von 2,2 Milliarden Dollar, nachdem vor einem Jahr noch ein Verlust von 33 Millionen angefallen war. Der Flaute im Investmentbanking, die schon die Bilanz des Rivalen Citigroup verhagelt hatte, konnte sich aber auch die Bank of America nicht entziehen. Bei Börsianern überwog die Erleichterung. Denn jahrelang war das Institut das Sorgenkind unter den US-Großbanken, weil es wegen seines großen Engagements auf dem amerikanischen Häusermarkt nicht nur unter hohen Kosten für Rechtsstreitigkeiten, sondern auch unter einer enormen Risikovorsorge für faule Kredite ächzte. Diese ging nun im Sommer über alle Sparten um 83 Prozent auf 296 Millionen Dollar zurück. Der positive Trend werde sich auch im Schlussquartal fortsetzen, betonte Finanzchef Bruce Thompson in einer Telefonkonferenz. Das beflügelte die Aktie der Bank of America. Das Institut profitierte wie die gesamte Branche davon, dass die US-Amerikaner dank der wirtschaftlichen Erholung der vergangenen Jahre ihre Kredite wieder regelmäßiger bedienen können. Zudem führte der Komplettausstieg bei der China Construction Bank zu einem Sondergewinn. Dagegen sanken die Kosten dank des laufenden Sparprogramms, dem auch Jobs zum Opfer fallen. Gegenüber dem Höchststand vor zwei Jahren fiel die Zahl der Mitarbeiter um 42 600 auf 247 900.
Die Konzerneinnahmen - bereinigt um Bewertungseffekte - waren mit gut 22 Milliarden Dollar leicht rückläufig. Das Neugeschäft ist also insgesamt nicht ganz so dynamisch wie vom Management erhofft. In der Hypothekensparte zeigen sich schon seit längerem Bremsspuren, weil viele Familien ihre Kredite bereits zu Beginn der Niedrigzinsphase refinanziert haben und jetzt die Füße still halten. Die Bank of America baut deshalb in diesem Bereich auch etliche Stellen ab, um Kosten zu sparen.
Fed sorgt für Verunsicherung
Vor allem aber im sonst so lukrativen Investmentbanking lief es zuletzt nicht rund. Es litt wie auch bei der Citigroup unter der Unsicherheit über den weiteren Kurs der US-Notenbank. Weil nicht klar ist, wie lange und in welcher Größenordnung die Federal Reserve ihre milliardenschweren Anleihekäufe noch fortsetzt, halten sich viele Investoren zurück.
Trotz des andauernden US-Haushaltsstreits, der weltweit Sorgen vor einer Zahlungsunfähigkeit der weltgrößten Volkswirtschaft schürt, blickt Bankchef Moynihan mit einigem Optimismus auf die US-Konjunktur: "Die Wirtschaft und die Stimmung werden sich weiter aufhellen - und wir werden das für uns nutzen können", erklärte er. Zu den Notfallplänen, die sie für den Fall einer Staatspleite ausgearbeitet haben, halten sich bislang alle Großbanken bedeckt. Bank-of-America-Finanzchef Thompson wollte auch das Engagement seines Hauses in US-Staatsanleihen nicht näher beschreiben.
Goldman Sachs enttäuscht
Die Flaute im Investmentbanking setzt dem Branchenprimus Goldman Sachs zu. Vor allem der Anleihe-Handel schwächelte über die Sommermonate beträchtlich, weil viele Investoren über den weiteren Kurs der US-Notenbank Fed verunsichert waren und lieber in der Defensive blieben. Im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen (M&A) zeigten sich ebenfalls Rückgänge. Am Ende konnte Goldman den Gewinnrückgang im dritten Quartal 2013 dank eines strengen Sparkurses zwar auf zwei Prozent begrenzen - es standen 1,4 Milliarden Dollar zu Buche und damit etwas mehr als erwartet. Doch die Aussichten für das Jahresende sind eher durchwachsen, auch wenn Vorstandschef Lloyd Blankfein am Donnerstag Optimismus demonstrierte: „Mit der Einigung im US-Haushaltsstreit dürfte sich das Investorenvertrauen wieder aufhellen, was wiederum die Grundlage für eine nachhaltige Erholung wäre.“
Citigroup muss Federn lassen
Unberechenbare Märkte und zurückhaltende Kunden: Die drittgrößte US-Bank Citigroup setzt nach einem mauen Geschäft im Sommer mehr denn je auf eisernes Sparen. Vor allem im sonst so lukrativen Anleihehandel herrschte zuletzt Flaute, weil viele Investoren aus Unsicherheit über den weiteren Kurs der US-Notenbank in der Defensive blieben. Mit einem bereinigten Nettogewinn von 3,3 Milliarden Dollar trat das Institut daher im dritten Quartal auf der Stelle und verfehlte die Markterwartungen. Dabei kommt das Geldhaus mit dem Abbau von Altlasten in seiner internen „Bad Bank“ schneller voran als gedacht. Citi-Chef Michael Corbat demonstrierte am Dienstag denn auch Zuversicht: „Wir haben uns in diesem Umfeld recht gut geschlagen.“ Viele Faktoren könne die Bank derzeit einfach nicht beeinflussen.
An der Börse überwog dennoch Enttäuschung. Die Citi-Aktie verlor vor Handelsbeginn in New York etwa ein Prozent. Zwar hatte sich in den vergangenen Wochen bereits abgezeichnet, dass gerade das Investmentbanking für schwache Zahlen bei den Großbanken rund um den Globus sorgen dürfte. Doch für die europäischen Banken, die ab Ende Oktober Zahlen vorlegen, sind es nun allemal schlechte Vorzeichen.
Bei Citi brachen die Einnahmen im Anleihehandel um gut ein Viertel ein. Denn so lange nicht klar ist, wie lange die Fed ihre milliardenschweren Anleihekäufe noch fortsetzt, halten sich auch viele andere Investoren zurück. Etwas besser sah es im Aktienhandel aus, doch er konnte das Spartenergebnis nicht retten. Auch das internationale Geschäft mit milliardenschweren Fusionen und Übernahmen (M&A) läuft noch nicht wieder so rund wie vor der Finanzkrise. Das Privatkundengeschäft alleine reichte bei der Citi nicht als Zugpferd: Insgesamt gingen die Erlöse im Jahresvergleich um fünf Prozent auf 18,2 Milliarden Dollar zurück.
Corbat war vor rund einem Jahr als Nachfolger von Vikram Pandit angetreten, um die Aufräumarbeiten in der Bank zu Ende zu führen – den Abbau tausender Stellen inklusive. Citi musste in der Finanzkrise vom Staat gerettet werden.
JP Morgan in den roten Zahlen
Die US-Großbank JP Morgan schreibt zum ersten Mal seit knapp zehn Jahren in einem Quartal Verluste. Grund sind Kosten von 9,2 Milliarden Dollar für Rechtsstreitigkeiten. Umstrittene Wertpapier-Geschäfte holen das erfolgsverwöhnte Institut fünf Jahre nach dem Höhepunkt der Finanzkrise ein. „Ich wünschte, wir könnten die Unsicherheit für Investoren verringern, aber das können wir nicht“, sagte Bankchef Jamie Dimon, der seit dem Handelsskandal um den sogenannten „Wal von London“ unter Druck steht. Der Top-Banker sprach von schmerzhaften Sonderlasten, mit denen die größte US-Bank nun aber eine Fülle von Klagen und Vorwürfen aus der Welt schaffen könnte. JP Morgan wies am Freitag für das abgelaufene Vierteljahr einen Nettoverlust von 380 Millionen Dollar aus. Im Jahr zuvor hatte die Bank noch mit einem Gewinn von 5,71 Milliarden Dollar geglänzt. Ohnehin ist das Institut eines der finanzstärksten der Welt und konnte in der Vergangenheit Sonderlasten immer wieder mit satten Gewinnen im Kerngeschäft - etwa im Investmentbanking - mehr als ausgleichen. Es ist der erste Quartalsverlust seit dem Frühjahr 2004. Unter der Ägide von Dimon hat es die Bank in der gesamten Finanzkrise geschafft, ohne rote Zahlen durch den Sturm zu kommen. JP Morgan führte zuletzt Vergleichsgespräche mit dem Justizministerium, dem Bauministerium, der US-Börsenaufsicht sowie der New Yorker Staatsanwaltschaft. Dabei war Insidern zufolge von elf Milliarden Dollar die Rede, um die Rechtsstreitigkeiten auf einen Schlag auszuräumen. Unter anderem im Zuge der Haushaltskrise, wegen der viele US-Behörden geschlossen sind oder nur im Notbetrieb arbeiten, komme es nun aber zu Verzögerungen, erklärte Dimon.
Der Bank werden Gesetzesverstöße beim Verkauf von Wertpapieren und Immobilienkrediten im Zeitraum 2005 bis 2007 zur Last gelegt. Nach dem Platzen der Preisblase am US-Immobilienmarkt wurden die meisten mit Hypotheken besicherten Wertpapiere weitgehend wertlos und brockten ihren Besitzern hohe Verluste ein. Viele Investoren kamen in Schwierigkeiten und dringen jetzt auf Schadenersatz.
An der Wall Street legten JP-Morgan-Aktien zum Wochenschluss leicht um 0,6 Prozent zu. Denn das Quartalsergebnis lag ohne Sonderlasten mit 5,8 Milliarden Dollar klar über den Analystenerwartungen. Allerdings lief es auch im operativen Geschäft nicht rund. Die Einnahmen der Bank summierten sich auf 23,9 Milliarden Dollar, nachdem es im Jahr zuvor noch zwei Milliarden mehr waren. Und die Bank betonte, dass die Kosten für juristische Streitigkeiten in den nächsten Quartalen weiter schwanken dürften.
Besser als die vier großen US-Geschäftsbanken, Bank of America inklusive, machte es übrigens die größte Immobilienbank der USA, Wells Fargo. Sie steigerte ihren Quartalsgewinn um 13 Prozent auf 5,32 Milliarden Dollar. Das dürfte Warren Buffet freuen – er ist an dieser Bank in großem Stil beteiligt. Handelsblatt / dpa / rtr