Dem Himmel immer näher
Da guckten die öffentlich-rechtlichen TV-Sender ganz schön in die Röhre. ARD und ZDF rechneten fest damit, einen Teil der Kosten für die Übertragungsrechte an der anstehenden Fußball-WM in Brasilien in geschätzter Höhe von rund 150 Millionen Euro an Sky weitergeben zu können. Doch daraus wurde nichts.
Da guckten die öffentlich-rechtlichen TV-Sender ganz schön in die Röhre. ARD und ZDF rechneten fest damit, einen Teil der Kosten für die Übertragungsrechte an der anstehenden Fußball-WM in Brasilien in geschätzter Höhe von rund 150 Millionen Euro an Sky weitergeben zu können. Doch daraus wurde nichts.
Sky, dem großen deutschen Bezahlsender, waren die Preise für ein Turnier, das nicht exklusiv im Pay-TV ausgestrahlt werden kann, zu hoch. Und somit laufen alle 64 Spiele der Weltmeisterschaft einzig und alleine bei den staatlichen Fernsehsendern. Dennoch können sich Sky-Abonnenten über ausführliche Informationen rund um das globale Großereignis freuen. Besonders das Comeback von Monica Lierhaus im Sportjournalismus fünfeinhalb Jahre nach ihrer schweren Erkrankung dürfte das Interesse vieler Zuschauer wecken, zumal sie hochrangige Interviewpartner zu Gesprächen rund um die WM zu sich bitten wird. Außerdem lädt der 24-Stunden Sportnachrichtensender Sky Sport News HD unterschiedliche Akteure der Branche zum Brunchen in ein Extra-Studio-Set ein. Das Kommentatoren-Team um Marcel Reif wird ebenso wie Franz Beckenbauer und Comedian Matze Knop in Erscheinung treten.
Die zentrale Rolle im Konzept von Sky Deutschland wird – WM hin, Brasilien her – weiterhin die Fußball-Bundesliga sowie die Champions-League spielen. „Wir wissen, dass die Bundesliga und die Champions League immer mehrere Nachfrager haben wird, aber wir fühlen uns in der heutigen Wachstumsdynamik als der richtige und zukunftsträchtigste Partner der Bundesliga“, erklärt das für Sport zuständige Vorstandsmitglied Carsten Schmid. Fußball ist somit nach wie vor die mit Abstand wichtigste Sportart für Sky. „Wir haben eine starke Fußball-Orientierung, und das wird auch so bleiben“, versichwert Schmidt. „Eine Vielzahl weiterer Sportarten unter der Sky Sport-Marke zu sammeln, ist derzeit nicht geplant.“
Zum Sport-Angebot des Senders gehören unter anderem Tennis aus Wimbledon, Formel 1, Golf und Beach-Volleyball. Die Exklusivität der vielen Live-Spiele lässt die Attraktivität des Bezahl-Senders immer stärker wachsen. So konnte Sky im vergangenen Jahr 304.000 neue Kunden gewinnen und die Zahl der Abonnenten um 9 Prozent auf 3,667 Millionen steigern. Im ersten Quartal dieses Jahres kletterte die Zahl der Abonnenten um weitere 64.000. Bis zum Jahresende 2014 sollen zusätzlich 400.000 bis 450.000 Abnehmer hinzukommen. Darüber hinaus wuchs der Umsatz je Kunden in den vergangenen Jahren zwischen 1,50 Euro und 1,80 Euro. Erfreulich entwickelt sich zudem die Kundenloyalität. Wer Sky erstmal abonniert hat, scheint es unbedingt behalten zu wollen. So fiel die Kündigungsquote jüngst auf 8,8 Prozent, was dem tiefsten Stand der Unternehmensgeschichte gleichkam.
Nicht alle Bäume wachsen in den Himmel
Allerdings musste der von Brian Sullivan geleitete Konzern zuletzt tief in die Tasche greifen. Wegen der gestiegenen Kosten für die Senderechte, alleine die Übertragungsrechte der Bundesliga liegen bei derzeit 486 Millionen Euro pro Jahr. Wegen höherer Marketingaufwendungen, etwa für Subventionen für Festplattenrekorder und Receiver, lag der operative Verlust vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen in den ersten drei Monaten 2014 bei 8,6 Millionen Euro. Unterm Strich musste Sky, das bis 2009 unter dem Namen Premiere ausstrahlte, trotz des rigorosen Wachstumskurses einen Verlust in Höhe von 53,4 Millionen Euro ausweisen. Damit wuchs der Nettoverlust um beträchtliche 42 Prozent. Als Konsequenz nimmt Sky eine Refinanzierungsrunde zur Senkung seiner Kosten in Augenschein.
So kündigte Finanzchef Steven Tomsic kürzlich an, dass im kommenden Jahr die Möglichkeit bestehe, die Zinslast deutlich zu senken. Dazu müsste allerdings das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen verbessert werden. Außerdem dürfe sich die Lage am Kapitalmarkt nicht wesentlich verschlechtern. Aktuell lägen die Fremdkapitalkosten zwischen sieben und acht Prozent. Einer Zusammenlegung von Sky Deutschland mit dem britischen Bezahl-Sender BSkyB, an dem Medienunternehmer Rupert Murdoch 39 Prozent hält, steht laut Tomsic nicht notwendigerweise ein Verlust von steuerlichen Vorteilen entgegen. 2012 hätten die Steuerbehörden beim Einstieg von News Corporation bei Sky Deutschland verbindlich erklärt, dass steuerlich anzuerkennende Verlustvorträge erhalten blieben. „Unser Verständnis der Sachlage ist, dass dies auch bei einem weiteren Wechsel der Besitzverhältnisse der Fall ist", so Tomsic.
Trotz Verlusten von 4,5 Milliarden Euro in 22 Jahren blickt Sky optimistisch in die Zukunft. Das Unternehmen, das aus dem einstigen Kirch-Imperium hervorging, habe sich konsolidiert und „ökonomische Erfahrungen gemacht“, beteuert der Sky-Vorstand. Die jahrelangen Probleme seien zudem hausgemacht, betont Konzern-Chef Sullivan. Der TV-Manager sieht im deutschen Markt den besten TV-Markt Europas, da in keinem anderen Land länger ferngesehen werde. Durch den Ausbau der Kundenzahlen, den Rückgang an Kündigungen, und dem Verzicht auf teure sportliche Großereignisse ohne Exklusiv-Rechte, sieht sich der Bezahlsender auf dem richtigen Weg. Außerdem sollen der Online-Ausbau und ein verbesserter Kundendienst nachhaltig dafür sorgen, dass Sky in Zukunft nach den Sternen greift.