„Die spannendsten und besten Jahre für Gerresheimer kommen erst noch“
Fast fünf Jahre ist Dietmar Siemssen nun schon Chef von Gerresheimer. Die Wachstumsraten des Herstellers von Medikamentenverpackungen haben sich unter seiner Führung vervielfacht, der Aktienkurs verdoppelt.

Fast fünf Jahre ist Dietmar Siemssen nun schon Chef von Gerresheimer. Die Wachstumsraten des Herstellers von Medikamentenverpackungen haben sich unter seiner Führung vervielfacht, der Aktienkurs verdoppelt.
„Die spannendsten und besten Jahre für Gerresheimer kommen erst noch“, sagte CEO Dietmar Siemssen im Frühjahr dem Handelsblatt. Dabei laufen die Geschäfte des Arzneimittelverpackers aus Düsseldorf bereits heute blendend. Im ersten Halbjahr 2023 stieg der Umsatz um 16,6 Prozent auf 957,4 Millionen Euro, das Ebitda kletterte um 23 Prozent auf 185,2 Millionen Euro.
Siemssen und Gerresheimer reiten auf der Erfolgswelle. Als Siemssen den Chefposten im November 2018 übernahm, lagen die Wachstumsraten noch im niedrigen einstelligen Bereich, die Aktie lief seitwärts, es mangelte an Kursfantasie. Nun, wenige Jahre später wächst der Verpackungsspezialist zweistellig und gehört an der Frankfurter Börse zu den High-Performern. „Wir steuern jetzt auf einen Umsatz von zwei Milliarden Euro zu, haben aber das Potenzial für drei bis vier Milliarden Euro Umsatz und auch darüber hinaus“, frohlockte Siemssen gegenüber der WirtschaftsWoche.
Die Aktie notiert inzwischen bei über 120 Euro. Das ist in etwa doppelt so hoch wie 2018, dem Zeitpunkt von Siemssens Einstieg ins Unternehmen. Und es könnte noch weiter nach oben gehen. Jefferies-Analyst James Vane-Tempest hat die Aktie jüngst mit einem Kursziel von 143 Euro in die Bewertung aufgenommen. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit 132,64 ebenfalls noch rund zehn Prozent über dem aktuellen Kurs. Sechs von sieben Analysten raten zum Kauf, dem stehen eine Halte-Empfehlung und null Verkaufsempfehlungen gegenüber.
Gerresheimer gehört zu den führenden Herstellern von Verpackungen für flüssige Medikamente, darunter Arzneimittelfläschchen, Spritzen, Insulin-Pens und nicht zuletzt Autoinjektoren. Während Gerresheimer zunächst rege Nachfrage ob der Covid-Impfstoffe erfuhr, sind es nun vor allem die Autoinjektoren, die die Umsätze in die Höhe treiben. Gerresheimer profitiert hier vom Hype um Abnehmspritzen von Novo Nordisk und Eli Lilly. Nachdem eine Studie zu dem Ergebnis kam, dass die Mittel auch Herzinfarkten und Schlaganfällen vorbeugen, sind Wegovy, Ozempic und Co. endgültig die Mega-Stars der Pharmabranche.
Experten rechnen damit, dass die Medikamente bis 2030 ein Marktpotenzial von 50 Milliarden US-Dollar erreichen könnten. Und Gerresheimer ist eines der wenigen Unternehmen, dass in der Lage ist die Arzneien adäquat zu verpacken. „Wir sind Kernlieferant für alle wesentlichen Marktteilnehmer mit einer breiten Palette von Lösungen“, sagte Siemssen der WirtschaftsWoche. „Für uns ergibt sich ein Potenzial von mehreren hundert Millionen Euro Umsatz im Jahr“. Aktuell baut das Unternehmen in Europa, den USA und Mexiko seine Produktionskapazitäten aus.
Siemssen, der vor seinem Amtsantritt bei Gerresheimer, den Automobilzulieferer Stabilus leitete und davor 19 Jahre lang verschiedene Management-Positionen bei Continental begleitete, hat Gerresheimer in kürzester Zeit zu einem der erfolgreichsten deutschen Hidden Champions gemacht, nicht zuletzt an der Börse. Und die besten Jahre sollen seiner eigenen Aussage nach ja erst noch folgen.
OG
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