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Diese US-Schwergewichte trotzen dem Wall-Street-Beben

Mit Beginn des Herbstes hat es auch die Wall-Street erwischt. Hohen Konzerngewinnen und Steuerreform zum Trotz, knickten die führenden Indizes über die letzten eineinhalb Monate deutlich ein. Vor allem der so wichtige Technologiesektor schwächelt. Für selten gewordene Lichtblicke sorgen ausgerechnet zwei alte Bekannte.

BÖRSE am Sonntag

Mit Beginn des Herbstes hat es auch die Wall-Street erwischt. Hohen Konzerngewinnen und Steuerreform zum Trotz, knickten die führenden Indizes über die letzten eineinhalb Monate deutlich ein. Vor allem der so wichtige Technologiesektor schwächelt. Für selten gewordene Lichtblicke sorgen ausgerechnet zwei alte Bekannte.

Richtet man den Blick nach Europa, können sich Anleger in den USA eigentlich noch immer mehr als glücklich schätzen. Während EuroStoxx und Dax seit Jahresbeginn um neun beziehungsweise rund zwölf Prozent eingebrochen sind, stehen Dow Jones und S&P500 mit 1,4 und einem Prozent sogar leicht im Plus. Der NASDAQ100 sogar mit 5,8 Prozent.

Doch mit Blick auf die Performance in den ersten neun Monaten des Jahres ist das inzwischen eine herbe Enttäuschung. Im Sommer noch standen alle drei Indizes auf Rekordhoch. Ob nun steigende Zinsen, Handelsstreit oder die hohe Staats- und Unternehmensverschuldung, der Optimismus an der Wall-Street ließ sich kaum bremsen. Kurzfristig freilich ja, die Volatilität nahm auch an den US-Märkten zu, immer wieder sorgten teils heftige Kurseinbrüche für Aufregung. Doch die Verluste wurden in der Folge immer wieder wettgemacht, vor allem auf Tech-Schwergewichte, wie Amazon, Netflix, Microsoft oder Apple war Verlass. Deren starke Ergebnisse waren es, die den Gesamtmarkt stützten, wenn es darauf ankam, ihm den nötigen Schub gaben, wenn er zu stottern begann.

Doch dann kam der Herbst. Und mit ihm eine Art vorwinterlicher Depression. All die Risiken, die schon lange vorher da waren und schlicht ignoriert wurden, wanderten auf einmal omnipräsent in die Köpfe von Anlegern und Investoren. Und die Tech-Stars aus dem Silicon Valley stützten nicht mehr. Im Gegenteil, sie verfehlten einer nach dem anderen die Erwartungen der Analysten, verloren hunderte Milliarden an Börsenwert. Innerhalb von eineinhalb Monaten stürzte der Technologiewerte-Index NASDAQ100 um zwölf Prozent in die Tiefe, der S&P 500 verlor knapp acht Prozent, der Dow Jones gab um rund sechs Prozent nach. Damit wurde nun also auch die Hausse an der Wall-Street jäh unterbrochen. Und die Fallhöhe scheint angesichts des Bewertungsaufschlags gegenüber den Börsen anderswo auf dem Planeten weiterhin hoch.

Also nichts wie raus aus US-Aktien? Nun es gibt auch solche, die sich dem Negativtrend bislang ziemlich erfolgreich widersetzen. Dazu zählen vor allem die klassischer Industrien, die im Vergleich zu den Wachstumsstars der Tech-Branche in den letzten Jahren einiges an Image einbüßten, gerade jetzt aber zum wichtigen Stabilitätsanker werden könnten. Coca Cola und McDonalds zum Beispiel.

Coca Cola: Aktie auf Rekordhoch

Die Coca Cola-Aktie beispielsweise ist seit dem ersten Oktober um knapp sieben Prozent auf 49,76 Dollar in die Höhe geklettert und markierte vor kurzem mit 50,23 Dollar ein neues Rekordhoch. Damit zeichnet sich auf dem Chartbild ein klarer Ausbruch aus dem lange Zeit vorherrschenden Seitwärtstrend ab. Ausgerechnet in einer Zeit, in der ein großer Rest der Wall-Street schwächelt.

Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Der Konzern aus Atlanta zahlt seit 1920 eine Dividende, in diesem Jahr hoben die US-Amerikaner die Ausschüttung bereits zum 56. Mal in Folge an. 1,56 Dollar bekommen Coca-Cola-Aktionäre 2018 je Anteilsschein. Der Aktienkurs steigt zudem seit dem Ende der Finanzkrise 2008 langsam aber kontinuierlich an. Größere Schwankungen gab es über den gesamten Zeitraum hinweg kaum. Die Bewertung ist mit einem für 2018 erwarteten KGV von rund 23 zwar nicht niedrig, aber eben auch nicht übermäßig hoch. Vor allem mit Blick darauf, dass der größte Softdrink-Hersteller der Welt inzwischen wieder optimistischer in die Zukunft schaut. Nachdem der Konzern lange Zeit Probleme damit hatte sich auf das veränderte Konsumverhalten vieler Menschen hin zu gesünderen Getränkealternativen einzustellen, bringt die eingeleitete Diversifizierung der Produktpalette nun erste Erfolge. Die Marken Coca Cola Zero und Powerade Zero beispielsweise wuchsen in den USA zuletzt im zweistelligen Bereich. Auch das Wasser-Geschäft läuft immer besser. Analysten glauben daher an eine Zunahme der Wachstumsdynamik und  rechnen im Schnitt damit, dass der Gewinn je Aktie bis zum Jahr 2022 auf etwa mehr als 2,80 Dollar steigen wird. Dazu sollen auch Sparmaßnahmen beitragen. Bis 2019 will Coca Cola seine Kosten um rund drei Milliarden Dollar senken.

Was die Coca Cola-Aktie darüber hinaus für Anleger in volatilen Zeiten attraktiv machen dürfte, ist die globale Marktposition des Getränkeherstellers. Mit Coca Cola, Sprite, Fanta und der Diet Coke gehören vier Marken des Konzerns zu den weltweiten Top Fünf der nicht alkoholischen und kohlesäurehaltigen Getränke. Allein 17 Marken der Amerikaner kommen auf einen Jahresumsatz von mindestens einer Milliarde US-Dollar. Zudem hält Coca Cola weltweit Rechte an über 500 Marken und verkauft seine Produkte in über 200 Ländern. Vor allem in den asiatischen Schwellenländern steigt gerade die Nachfrage.

Coca Cola ist damit der Inbegriff eines Weltkonzerns und verfügt über Produkte, die sich weder digitalisieren noch durch neue, radikale Innovationen vom Markt vertreiben lassen. Freilich scheint das Wachstum auf Dauer begrenzt, doch zunächst klingt Coca Cola nach Stabilität. Und nach nicht anderem scheinen sich Anleger derzeit so sehr zu sehnen. Als klassischer Value-Wert gehört Coca Cola übrigens auch zu den Top-Fünf-Positionen von Starinvestor Warren Buffett.

McDonalds: Eine Dividende zum Verlieben

Ganz ähnlich sieht es bei McDonalds aus. Das weltweit größte Systemgastronomie-Unternehmen verkauft in über 100 Ländern Pommes, Burger und Co, kommt nach eigenen Angaben allein an einem Tag auf rund 69 Millionen Kunden in knapp 37.000 Restaurants. Damit verfügt die Fast-Food-Kette über eine ähnlich starke Marktposition wie Coca Cola, ist allerdings deutlich abhängiger von der Marke McDonalds als Coca Cola von Coca Cola.

Doch auch für den Konzern aus Chicago gilt: Burger lassen sich nicht digitalisieren, werden durch Handelsstreitigkeiten wohl kaum teurer und die Nachfrage nach ihnen wird durch politische Unsicherheiten oder einen wirtschaftlichen Abschwung kaum beeinflusst. Essen muss der Mensch schließlich, ein teures Auto fahren nicht. So bekam McDonalds an der Börse bereits zur Zeit der Finanzkrise 2008 kaum negative Auswirkungen zu spüren. Seit 2003 befindet sich die Aktie des Konzerns in einem langfristigen Aufwärtstrend, stieg in ihrem Wert von etwas mehr als zwölf auf inzwischen 183,85 Dollar. Ähnlich wie bei Coca Cola lief es für das Papier vor allem in den letzten Wochen blendend. In der Zeit vom ersten Oktober bis heute stieg der Kurs um 11,4 Prozent, von 165 auf die bereits erwähnten 183,85 Dollar. Zwischenzeitlich kletterte er sogar auf ein klares neues Rekordhoch von 187 Dollar. Die Angst vor einem wirtschaftlichen Abschwung und die Schwankungen der Tech-Papiere treiben Anleger neben Coca Cola als offenbar auch in Aktien von McDonalds.

Neben der starken und relativ krisenresistenten Marktposition dürfte auch bei der Fast-Food-Kette eine starke Dividende Grund dafür sein. McDonalds hebt sie 2018 zum 42. Mal in Folge an, zahlt so 4,64 US-Dollar je Aktie. Da wirken die 1,56 Dollar von Coca-Cola beinahe schon mickrig. Die Dividendenrendite allerdings ist bei dem Softdrink-Giganten höher. Gleichauf liegen die beiden Konsumschwergewichte in Sachen KGV. Hier kommt auch McDonalds auf einen Wert von zirka 23.

Das bereinigte Ergebnis je Aktie stieg im dritten Quartal um 19 Prozent auf 2,10 Dollar, womit die Analystenerwartungen übertroffen wurden. Der Gesamtumsatz ging zwar leicht zurück, das lag jedoch an dem weiter ansteigenden Franchise-Anteil. Diesen außer Acht gelassen stieg er um 4,2 Prozent. Für die kommenden vier Jahre rechnen Analysten weiter mit kräftigen Gewinnsteigerungen je Aktie. Goldman Sachs-Analystin Karen Holthouse hat ihr Kursziel jüngst auf 195 Dollar angehoben und die Aktie auf der Conviction Buy List belassen. Die wichtigsten Absatzmärkte entwickelten sich weiterhin dynamisch, am Markt werde das Wachstumspotenzial der Restaurant-Kette noch immer unterschätzt“, schrieb sie in ihrer Studie. In der Tat profitiert McDonalds derzeit ähnlich wie Coca Cola von Veränderungen der Produktpalette und nicht zuletzt von einer serviceorientierten Modernisierung.

Fazit

An der Börse profitieren derzeit sowohl Coca Cola als auch McDonalds aber wohl hauptsächlich von ihrer relativen Sicherheit, die beide Konzerne ausstrahlen. Aufgrund der stark gestiegenen Kurse könnte sich nun das Abwarten eines Rücksetzers lohnen. Dann aber bieten beide Weltkonzerne nicht nur überaus solide Fundamentaldaten sondern auch wieder bessere Wachstumsaussichten als noch vor wenigen Jahren. Dank einer phänomenalen Marktposition sieht es sehr danach aus, als würden weltweit noch sehr lange Coca Cola-Softdrinks getrunken und McDonalds-Fast Food gegessen.

Oliver Götz