Dreikampf an der Spielkonsole: Sony gegen Microsoft und Nintendo
Microsoft und Sony sind erbitterte Rivalen. Mit ihren neuen Spielkonsolen Xbox One und Playstation 4 buhlen sie auf der Kölner Spielemesse Gamescom um die Fans. Auch Nintendo versucht, mitzumischen. Ein hartes Spiel. Fouls inklusive: es geht um ein Marktvolumen von zwei Milliarden Euro.<br />
Es ist einerseits nur ein Datum, andererseits ein kleiner Triumph. Sony kündigt bereits im Vorfeld der Computerspielemesse Gamesccom an, seine Playstation 4 ab dem 29. November in Europa zu verkaufen, etwas früher schon in den USA. Es gibt also einen konkreten Termin, auf den sich die Fans freuen und die Händler einstellen können. „Ein Punktsieg“, meint Sony-Manager Uwe Bassendowski, der die deutsche Playstation-Sparte leitet. Konkurrent Microsoft, der vor Weihnachten seine Konsole Xbox One herausbringen will, hat noch kein Datum genannt.
Im Wettbewerb mit Microsoft kommt Sony derzeit jede Schlagzeile recht. Denn mit ihren neuen Konsolen, die im Herbst auf den Markt kommen, buhlen die beiden Unternehmen um dieselbe Gruppe: die zumeist jugendlichen und männlichen Spielefans, im Branchenjargon Hardcore Gamer genannt.
Es geht um viel. Sony sieht Computerspiele neben Smartphone und Kameras als einen Kernbereich, um sein schwächelndes Geschäft mit Unterhaltungselektronik aufzupäppeln. Microsoft verdient damit inzwischen ordentlich Geld und will die Xbox zur Zentrale des vernetzten Wohnzimmers machen.
„Für Firmen von der Größe von Microsoft und Sony ist die Gamescom eine Veranstaltung, die sich vor allem an die Verbraucher und die Presse richtet“, sagt Steve Bailey, Analyst beim Marktforscher IHS. 275.000 Besucher werden erwartet. In den Messehallen am Rhein können die Fachleute ab Mittwoch und die Fans ab Donnerstag erstmals selbst Hand an den Controller anlegen. Im schwülen August wird die Stimmung fürs nahende Weihnachtsgeschäft angeheizt. Und so beharken sich die beiden auf der Gamescom. Sony bezeichnet seine neue Playstation 4 als „leistungsstärkste Konsole“, Microsoft nimmt „das beste Spielaufgebot“ für sich in Anspruch. Sony wirbt damit, dass bereits eine Million Vorbestellungen eingetroffen sind; Microsoft heizt den Verkauf an, indem es Nutzern, die jetzt schon zuschlagen, das Fußballspiel „Fifa 14“ kostenlos dazugibt. Es gebe eine „1:1-Wettbewerbssituation“, sagt Microsoft-Manager Oliver Kaltner. Er vergleicht es mit dem Sport: „Das ist Dortmund gegen Bayern, das wollen alle sehen.“
Unterhaltungszentrale gegen Spielebolide
Wie die beiden deutschen Fußballclubs aus Dortmund und München stehen die Konsolen für unterschiedliche Philosophien. „Wir wollen die Xbox One zur Unterhaltungszentrale im Wohnzimmer machen“, sagt Microsoft-Manager Chris Lewis, der die europäische Xbox-Sparte leitet. Auf der Gamescom geht es um Spiele – aber immer auch um Multimedia-Funktionen für Filme, Musik und Internet. „Das kann niemand so gut wie wir“, sagt Lewis. Eine für alles.
Bei Sony lautet die Devise dagegen: Alles für das eine. „Wir haben immer gesagt: Wir machen eine Konsole von Gamern für Gamer. Das liegt in unserer DNA“, sagt Sony-Manager Bassendowksi. Auch die vierte Generation der Konsole hat Online-Funktionen und liefert beispielsweise Filme auf den Fernseher, in der Ansprache rückt der japanische Konzern jedoch die Spiele-Fans in den Mittelpunkt.
In Sachen Marketing bewies Sony zuletzt die bessere Form. Ursprünglich wollte Microsoft den Weiterverkauf von gebrauchten Spielen einschränken und zur Pflicht machen, dass die Xbox One sich einmal am Tag per Internet melden sollte. Die Fans protestierten laut, Microsoft ruderte zurück. „Wir nehmen die Kritik an“, betonte Kaltner.
Sony-Manager Andrew House nutzte die Gelegenheit trotzdem für ein kaum verstecktes Foul: „Während andere ihre Botschaft verändert haben, haben wir konsequent ein Modell verfolgt, das fair und im Einklang mit den Wünschen der Verbraucher ist“, sagte er auf der Sony-Pressekonferenz. Die Fans hatten verstanden und jubelten, House grinste.
Einer gerät bei all den Schlagzeilen um das Duell zwischen Sony und Microsoft fast in Vergessenheit: der japanische Spielepionier Nintendo. Der brachte bereits im vergangenen Jahr seine Wii U auf den Markt, doch der Start der Konsole verlief enttäuschend. Im gerade abgelaufenen Quartal setzte das Unternehmen weltweit nur 160.000 Geräte ab.
Mehr als zwei Milliarden Euro Umsatz erwartet
Die Spieleentwickler unterstützen die Konsole bislang verhalten, sieht man von Ubisoft ab. Deswegen schickt Nintendo etliche eigene Charaktere wie den hüpfenden Klempner Super-Mario und den stummen Schwertkämpfer Link aus dem Fantasyspiel „Zelda“ ins Rennen. „Wii Party U“ soll sich für ein paar Spielchen mit den Freunden eignen, „Wii Fit U“ für Gymnastikübungen vor dem Fernseher. „Wir haben auf der Gamescom viele spielbare Titel am Start“, sagt Fakesch. „Wir wollen den Konsumenten, dem Handel und den Medien zeigen, dass wir nun ein breites Angebot an Spielen haben, um die Menschen von der Wii U zu begeistern.“ Er ist überzeugt: „In unserer volatilen Branche muss man mit Schwankungen leben, aber wir befinden uns auf einem guten Weg.“ Wer im Wettbewerb der drei Musketiere der Spielkonsolen gewinnt, ist noch offen. „Technisch werden die neuen Konsolen der verschiedenen Hersteller wohl auf relativ ähnlichem Niveau liegen“, sagt Niklas Wilke, Experte für Computerspiele bei der Unternehmensberatung Pricewaterhouse Coopers (PWC). Und mit Blick auf Playstation 4 und Xbox One für er hinzu: „Auch wenn sich die Marketingstrategien unterscheiden, dürften wohl beide Geräte ihre Käuferschichten finden.“
Zu den Gewinnern dürften aber die meisten Spielehersteller zählen. Wilke prognostiziert: „Wir erwarten, dass der Markt für Spiele-Software nach der Delle im vergangenen Jahr wieder wächst, getrieben durch die neuen Konsolen.“ Mehr als zwei Milliarden Euro Umsatz rund um Xbox, Wii und Playstation erwartet der Experte. „Das Interesse an den neuen Spielkonsolen und den Spielen dafür ist enorm.“ Handelsblatt / Christof Kerkmann