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EADS - Ein Unternehmen im Höhenflug

EADS, der europäische Konzern für Luft-, Raumfahrt und Verteidigung, hat seinen Wert seit Jahresbeginn bereits um 60 Prozent auf 38 Milliarden Euro gesteigert. Vergangene Woche kam ein weiterer Milliardenauftrag aus Japan hinzu. Während die EADS-Aktie abhebt, guckt der große US-Konkurrent Boeing in die Röhre. Lohnt es sich aber aktientechnisch noch mit an Bord zu steigen, wie lange geht der Höhenflug noch weiter?

BÖRSE am Sonntag

EADS, der europäische Konzern für Luft-, Raumfahrt und Verteidigung, hat seinen Wert seit Jahresbeginn bereits um 60 Prozent auf 38 Milliarden Euro gesteigert. Vergangene Woche kam ein weiterer Milliardenauftrag aus Japan hinzu. Während die EADS-Aktie abhebt, guckt der große US-Konkurrent Boeing in die Röhre. Lohnt es sich aber aktientechnisch noch mit an Bord zu steigen, wie lange geht der Höhenflug noch weiter?

Die Analysten sind begeistert. 31 Exemplare des neuen Langstreckenjets A350 hat Japan Airlines(JAL) für sieben Milliarden Euro beim EADS-Tochterkonzern Airbus bestellt. Die EADS-Aktie avanciert zum Liebling der Anleger. Pikanterweise waren die Japaner, die für das jüngste Stimmungshoch bei Europas Flugzeugbauer Nr. 1 sorgen, bislang Großkunde von Boeing. 

„Auf diesem Markt unseres Wettbewerbers den Durchbruch zu schaffen war eines unserer wichtigsten Ziele“, freut sich Fabrice Brégier, CEO von Airbus, über den Deal. Zwar ist der US-Konkurrent mit einem Wert von umgerechnet 64 Milliarden Dollar nach wie vor die klare Nummer eins im weltweiten Geschäft mit fliegendem Gerät, doch die Amerikaner haben zunehmend mit Problemen zu kämpfen.

Das Verteidigungsgeschäft gerät in den USA ins Stocken und belastet somit die Auftragslage bei Boeing. Außerdem sorgte der Langstreckenjet 787 Dreamliner für Negativschlagzeilen. Anfang des Jahres musste der Flugzeugtyp wegen Brandgefahr an den Lithium-Ionen-Akkus drei Monate lang am Boden bleiben - ein ungewöhnlicher und drastischer Schritt der Flugaufsicht weltweit. In einer Maschine war zuvor ein Feuer ausgebrochen, weitere Dreamliner musste wegen schmorender oder überhitzter Akkus notlanden.

Ganz anders sieht es da beim Airbus A350 aus. Inklusive der jüngsten Order aus Japan gibt es bereits 756 verbindliche Bestellungen für den Langstreckenjet, der seit seinem Jungfernflug im Juni auf rund 60 Flügen mehr als 300 Flugstunden absolviert hat. Besonders schätzen die Kunden an diesem Flugzeugtyp seine Effizienz. So verbraucht der A350 ein Viertel weniger Treibstoff als Boeings langjähriger Verkaufsschlager 777.

Klare Zahlen

Es nimmt angesichts derartiger Fakten nicht wunder, dass Geschäft bei Airbus, das rund 70 Prozent des Umsatzes von EADS ausmacht, exzellent läuft. Der Flugzeughersteller hat bereits in den ersten neun Monaten 2013 das selbstgesteckte Jahresziel erreicht. Dementsprechend optimistisch schätzen zahlreiche Anleger die EADS-Aktie ein. Der S&P Capital IQ-Analyst, Unai Franco, hat sein Rating für die EADS-Aktie bei „strong buy“ belassen. Das Kursziel werde von 53 auf 56 Euro erhöht. Mit den Bestellungen von Japan Airlines hätten sich die langfristigen Perspektiven für den Konzern verbessert, so Franco. Die US-Investmentbank Merrill Lynch hat die Einstufung auf „Buy“ mit einem Kursziel von 55 Euro belassen.

Der französisch-deutsche Luft- und Raumfahrtkonzern sei nach wie vor eine der interessantesten Geschichten unter den internationalen Industrietiteln, schrieb Analyst Mark Troman in einer Studie. Die Bewertung gegenüber Konkurrenten sei attraktiv, zudem weise die Airbus-Mutter einen soliden Trend und eine gute regionale Ausrichtung auf. EADS bleibt auf der „Capital Goods Most Preferred List“ des Analysten. Auch David Perry von JP Morgan Cazenove meint, dass die Aktie noch Luft nach oben habe: „In Bezug auf den geschätzten Gewinn ist EADS die billigste Aktie unter den zivilen Luftfahrtunternehmen Europas“. Der Gewinn je Aktie könnte zwischen 2012 und 2017 um 20 Prozent wachsen, erwartet der Analyst.

Allerdings gibt es auch gute Gründe, die gegen einen Kauf der Aktie sprechen. Nach den Kursgewinnen von rund 70 Prozent in diesem Jahr sind die Aktien derzeit relativ teuer. Es dürfte einige Anleger geben, die bei jeder noch so kleinen Negativmeldung sofort aussteigen und erst einmal ihre Gewinne mitnehmen, was zumindest vorübergehend zu Kurskorrekturen führen könnte. Außerdem ist das Wertpapier mit einem KGV von 18 momentan relativ teuer bewertet. Anleger, die ihren Fokus auf Dividendenzahlungen richten, dürften von der EADS-Aktie wenig  begeistert sein. Eine Rendite von zwei Prozent veranlasst selbst in Zeiten historisch niedriger Zinsen nicht gerade zu Luftsprüngen.

Schnell starten

Wer sich dennoch für den Kauf von EADS-Aktien entscheidet, der sollte es möglichst schnell tun. Denn im kommenden Jahr wird diese Aktien nicht mehr zu kaufen geben. Naja, strenggenommen schon noch, allerdings unter einem anderen Namen. Die EADS wird, dem Gewicht der Flugzeugsparte im Konzerngefüge logisch folgend, in Airbus umbenannt. Ansonsten bleibt alles so, wie es ist. An der Spitze des Konzern wird nach wie vor Thomas Enders stehen. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk begründetet er jüngst die Umbenennung des Weltkonzerns: „Der Grund ist einfach. Wir haben 13 Jahre nach der Gründung, wo wir mit diesem etwas sperrigen Namen EADS – European Aeronautic Defence and Space Company – gestartet sind, natürlich die Bestandsaufnahme gemacht und gesagt: Wir sind eigentlich zu 70 Prozent heute Airbus. 70 Prozent unseres Umsatzes wird von unserer Tochter Airbus gemacht. Und deswegen haben wir unsere Strategieüberprüfung, die wir im Sommer abgeschlossen haben, zum Anlass genommen zu sagen: Dann lassen Sie uns Nägel mit Köpfen machen und die ganze Gruppe in Airbus umbenennen.“

Es ist überhaupt kein Grund zu erkennen, warum die Namensänderung zu einem Sturzflug des Unternehmens führen könnte. Ganz im Gegenteil: Der stürmische Steigflug der europäischen Flugzeugbauer wird wohl so lange weiter anhalten, wie sie die spritsparenderen Maschinen bauen und ihnen Pannenserien wie beim Konkurrenten erspart bleiben. Gerade im arabischen Raum und in Schwellenländern, in denen die USA teils kritisch gesehen werden, ist das Prädikat „Made in Europe“ eine Menge wert. WIM

Titelbild: World Economic Forum / Natalie Behring / WikiCommons