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Emir von Qatar stützt Aufsichtsrat der Deutschen Bank

Großaktionäre schienen mit Deutsche-Bank-Chefaufseher Paul Achleitner unzufrieden, weil er zu lange an dem alten Führungsduo Jain und Fitschen festgehalten habe. Jetzt stellt sich die Herrscherfamilie des arabischen Emirats Qatar hinter den ersten Mann im Aufsichtsrat. Am Mittwochmorgen reagierte die Aktie mit Kursgewinnen auf die Nachricht aus Qatar.

BÖRSE am Sonntag

Großaktionäre schienen mit Deutsche-Bank-Chefaufseher Paul Achleitner unzufrieden, weil er zu lange an dem alten Führungsduo Jain und Fitschen festgehalten habe. Jetzt stellt sich die Herrscherfamilie des arabischen Emirats Qatar hinter den ersten Mann im Aufsichtsrat.

Es sind nur wenige dürre Worte, aber sie sind Gold wert für Paul Achleitner und die Deutsche Bank. „Die Führungsqualität von Dr. Achleitner bleibt ein wichtiger Faktor für die Investment-Entscheidung und das Vertrauen von Paramount“, mit diesen Worten stärkt die Herrscherfamilie von Katar dem unter Druck geratenen Aufsichtsratschef der Deutschen Bank den Rücken. Und die Kataris werden noch deutlicher: Es sei nicht im Interesse der Aktionäre, wenn Achleitner seinen Posten mit Vertragsablauf 2017 aufgebe.

Paramount Services ist eines von zwei Investment-Vehikeln, über die Katar 6,1 Prozent an der Deutschen Bank hält. Dahinter stehen Scheich Hamad bin Jassim bin Jaber Al-Thani und sein Cousin Hamad bin Khalifa Al-Thani. Hinter dem US-Fondsriesen Blackrock mit einem Anteil von 6,5 Prozent sind sie zweitgrößter Aktionär der Deutschen Bank, ihre Stimme hat also Gewicht, zumal sich das Herrscherhaus des Golf-Emirats nur selten zu seinen Beteiligungen äußert.

Die Mitteilung aus Katar könnte der Deutschen Bank eine ähnlich chaotische Hauptversammlung wie im vergangenen Jahr ersparen. Damals hatten die Investoren dem Führungsduo Anshu Jain und Jürgen Fitschen mit einem miserablen Abstimmungsergebnis das Vertrauen entzogen. Jain musste nur wenige Wochen später zurücktreten, Fitschen bleibt nur noch bis zum nächsten Aktionärstreffen am 19. Mai an Bord, ab da übernimmt der neue Vorstandschef John Cryan endgültig alleine das Ruder.

Paramount gibt Rückendeckung

Während sich der Unwillen der Aktionäre bei der vergangenen Hauptversammlung vor allem auf die Doppelspitze des Vorstands konzentrierte, drohte dieses Mal Chefaufseher Achleitner unter Beschuss zu geraten. Bereits zu Jahresbeginn hatten Großaktionäre den Druck auf den ehemaligen Goldman-Sachs-Banker und Allianz-Vorstand erhöht, der seit 2012 die Deutsche Bank kontrolliert. Grund für die Unzufriedenheit: Achleitner habe zu lange am alten Führungsduo Jain und Fitschen sowie deren Strategie einer globalen Universalbank festgehalten. Allerdings wollen auch diese Kritiker einen geordneten Übergang und plädieren deshalb dafür, dass der 59jährigen Österreicher auf jeden Fall seinen bis 2017 laufenden Vertrag erfüllt. Das letzte was die Bank jetzt brauchen könne, sei eine Führungskrise, hieß es zuletzt.

Mit ihrer Erklärung reagiert die Paramount Holding auf einen  Bericht des „Manager Magazins“, wonach Katar auf einen raschen Wechsel an der Aufsichtsratsspitze dränge. Der Bericht sei dazu angetan, Unsicherheit zu erzeugen, begründete Paramount die ungewöhnliche öffentliche Rückendeckung für Achleitner. Das scheint auch sinnvoll, denn die Deutsche Bank steht unter Cryan erneut vor einem radikalen Umbau. Durch die teure Restrukturierung und diverse Altlasten fiel im vergangenen Jahr ein Rekordverlust von fast sieben Milliarden Euro an. Die Dividende für 2015 und 2016 wurde gestrichen, die Bank hat die Investoren auf ein schwaches erstes Quartal und einen möglichen leichten Verlust im laufenden Gesamtjahr eingestimmt. Am Mittwochmorgen reagierte die Aktie mit Kursgewinnen auf die Nachricht aus Qatar, was an gesichts der angespanten Gesamtlage doppelt erfreulich ist. Handelsblatt / Michael Maisch / sig