Flatexdegiro erzielt neuen Rekordstand bei Kundenvermögen
Der Online-Broker bleibt auch 2023 auf Wachstumskurs. Zumindest, was Kundenbasis und Vermögen betrifft. Umsatz und Ergebnis hingegen schrumpften im ersten Halbjahr. Besserung ist jedoch in Sicht. Neue Übernahmen könnten folgen.
Der Online-Broker bleibt auch 2023 auf Wachstumskurs. Zumindest, was Kundenbasis und Vermögen betrifft. Umsatz und Ergebnis hingegen schrumpften im ersten Halbjahr. Besserung ist jedoch in Sicht. Neue Übernahmen könnten folgen.
In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres hat Flatexdegiro die Zahl seiner Kundenaccounts von 2,40 auf 2,56 Millionen steigern können. Das entspricht einem Zuwachs von 6,8 Prozent, womit man diesbezüglich eigenen Angaben nach rund doppelt so stark zulegen konnte wie die börsennotierte europäische Konkurrenz. Insgesamt hat der Online-Broker mit Sitz in Frankfurt am Main im ersten Halbjahr 186.000 Neukunden gewonnen, damit einhergehend stiegen die verwahrten Vermögenswerte auf ein neues Rekordniveau von 47,8 Milliarden Euro. Die Nettofinanzmittelzuflüsse betrugen 2,9 Milliarden Euro.
In einem schwierigen Marktumfeld konnte Flatexdegiro damit seinen eindrucksvollen Wachstumskurs der vergangenen Jahre fortsetzen. Was Umsatz und Ergebnis anbelangt, merkten aber auch die erfolgsverwöhnten Hessen die deutlich gesunkene Handelsaktivität an den Börsen. Die Zahl abgewickelter Transaktionen fiel von Januar bis Juni von 38,1 auf 29,5 Millionen, trotz des Anstiegs der Kundenzahl. Der Umsatz ging damit im Jahresvergleich von 209,6 auf 189,1 Millionen Euro zurück, das Ebitda sank von 89,1 auf 48,5 Millionen Euro.
Für das zweite Halbjahr gelobt Vorstandchef Frank Niehage jedoch Besserung. „Wir erwarten eine Ergebnisverbesserung“, sagte er in einer Konferenz vor Journalisten. Er sei zudem zuversichtlich, dass man, sobald die Zentralbanken ihre letzte Zinserhöhung verkündet hätten, auch wieder mehr Trades sehen werde.
Die Historie zeige, dass die Handelsaktivitäten häufig im zweiten Quartal schwach seien und zum Ende eines Jahres hin wieder zulegten, ergänzte sein Stellvertreter und COO Muhamad Chahrour, der das Unternehmen in beidseitigem Einvernehmen zum 31. Dezember überraschend verlassen wird. Dies sei eine „bittersüße“ Entscheidung, erklärte Chahrour, die CEO Niehage gleichzeitig „sehr bedauert“. Chahrour verlässt Flatexdegiro aus privaten Gründen. Eine Nachfolge ist bislang noch nicht bestimmt.
Die Prognose für das Gesamtjahr ließ das Unternehmen unberührt. Die bereinigte Ebitda-Marge soll bei Umsätzen von rund 380 Millionen Euro über 40 Prozent erreichen. Dazu will Flatexdegiro weiter sparen und vor allem Marketing- sowie Verwaltungskosten drücken. Nicht zuletzt aufgrund von Preiserhöhungen dürften zudem die Einnahmen aus den Transaktionsprovisionen zulegen. So will man zu den Wettbewerbern um Avanza und Nordnet aufschließen, die in puncto Marge vorne liegen. Avanca gebe rund sieben Millionen Euro für Werbung aus, wir 46 Millionen Euro, erklärte Chahrour. „Das liegt allerdings auch daran, dass wir stärker auf Wachstum ausgerichtet sind“, so der Manager. Der Markt in Skandinavien sei beispielsweise viel gesättigter als der in Deutschland.
Die Anleger zeigen sich bislang optimistisch. Die Flatexdegiro-Aktie liegt seit Jahresbeginn mit rund 50 Prozent im Plus. Einen weiteren Kursschub könnte die Aktie im September bekommen, dann wird das Ergebnis der Sonderprüfung, die die Bafin angeordnet hat, erwartet. Letztere hatte im vergangenen Jahr schwerwiegende Mängel im internen Kontrollsystem, im aufsichtlichen Meldewesen und in der Geldwäscheprävention bei Flatexdegiro festgestellt und entsprechend Maßnahmen zur Behebung befohlen. „Wir erwarten ein positives Ergebnis und keine neuen Auflagen“, sagte Niehage. „Wir befinden uns sehr gut im Zeitplan, alle Themen sind mit dem Sonderbeauftragten besprochen und abgearbeitet worden.“
Entsprechend richtet sich der Blick des CEOs bereits nach vorn. Man habe zunächst seine Hausaufgaben machen müssen, nun aber sei man „bereit für den nächsten großen Schritt“. Was das konkret bedeutet ließ Niehage offen, ergänzte aber noch: „Wir schauen uns immer organisches und anorganisches Wachstum an“.
OG
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