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Friendsurance - facebook im Versicherungssektor

Die Versicherungsbranche gilt als konservativ. Sie wird dominiert von großen Konzernen mit langer Geschichte. Für Neulinge scheint es da kaum Platz zu geben. Doch Friendsurance zeigt, dass man mit pfiffigen Ideen auch in die Versicherungsbrache frischen Wind bringen kann.

BÖRSE am Sonntag

Versicherungen beruhen traditionell auf dem Kollektivprinzip. Viele Mitglieder zahlen kontinuierlich Beiträge, die in einen gemeinsamen Topf fließen und vom Versicherer verwaltet werden. Schadensfälle werden dann aus diesen Mitteln behoben. Nicht anders funktioniert es auch bei der Alecto GmbH oder Friendsurance.de, wie die Plattform des Versicherungsvermittlers heißt. Allerdings mit einem kleinen, aber wichtigen Unterschied: Während bei den großen Versicherungen die Versicherten anonym sind und sich in den meisten Fällen nicht kennen, ist das bei Friendsurance anders. An die Stelle der großen Gemeinschaft der Versicherten tritt eine kleine Community. Die Mitglieder, zum Beispiel Freunde oder die Familie, schließen sich über Friendsurance zu einer Gruppe zusammen und zahlen Beiträge in einen gemeinsamen Topf. Sollte es nun zu einem Schaden kommen, wird er hieraus beglichen. Natürlich werden die so gewonnenen Mittel nicht die Höhe einer traditionellen Versicherung erreichen, in die Tausende von Mitgliedern einzahlen. Trotzdem brauchen die Versicherten keine Angst zu haben, auf größeren Schäden sitzen zu bleiben. Denn ab einer bestimmten Schadenshöhe übernehmen normale Versicherungen die Kosten.

Damit das funktioniert, arbeitet Friendsurance mit einem zweiteiligen Modell. Zunächst können die Nutzer auf der Homepage Verbindungen zu sogenannten V-Freunden aufbauen. Das „ V“ erinnert dabei nicht umsonst an die bekannten V-Männer. Hier wie da steht es für Vertrauen, also Personen, die als zuverlässig  angesehen werden. Untereinander bilden sie ein Sicherheitsnetz und unterstützen sich gegenseitig im Schadensfall. Dann schließen die V-Freunde eine Versicherung der gleichen Art ab, wobei es nicht notwendig ist, dass sie beim gleichen Versicherer Kunde werden. Für ihre Eigenleistung bekommen sie von den Assekuranzen einen Nachlass, da der Versicherer erst bei größeren Schadensfällen einspringen muss. Ganz wie in der Social-Media-Welt kommt es darauf an, möglichst viele Freunde zu haben, denn je mehr Mitglieder sich zusammenschließen, desto günstiger werden die Versicherungsprämien, weil so das Sicherheitsnetz, das einer Versicherung mit Selbstbeteiligung ähnelt,  stärker wird.

Das lohnt sich gerade bei Versicherungen, die mit geringen  Schadensbeiträgen verbunden sind. So liegt der durchschnittliche Haftpflichtschaden in Deutschland bei 140 Euro. Mit dem überschaubaren Beitrag sind jedoch hohe Kosten durch Schadensaufnahme, -prüfung und -regulierung verbunden. Da bei Friendsurance kleine Schäden durch das gemeinsame Sicherheitsnetz abgefangen werden, sparen die Versicherer hohe Kosten, die sie weitergeben können.

Neben den günstigeren Prämien haben die Kunden von Friendsurance weitere Vorteile. Tritt kein Schadensfall ein, dann erhalten die  Mitglieder einen Teil ihrer Beiträge aus dem Topf zurück. Dabei baut Friendsurance auf die Ehrlichkeit der Kunden. Während die Anonymität großer Versicherer zu Versicherungsbetrug verlockt, ist die Wahrscheinlichkeit dafür bei Freunden oder Familienmitgliedern geringer. Sollten die Schadensfälle aber wider Erwarten hoch sein, bietet Friendsurance seinen Mitgliedern einen zusätzlichen Service und erstattet den Betrag, der über die jährliche Ersparnis bei den Versicherungsprämien hinausgeht. Somit muss kein Versicherter mehr bezahlen, als in einem normalen Tarif fällig gewesen wäre.

Friendsurance ist ein echtes Start-up. Die Plattform wurde erst 2010 von Tim Kunde, Sebastian Herfurth, Sebastian Beuster, Kay Bucksch und Janis Meyer-Plath gegründet. Die Jungunternehmer verfügen über berufliche Erfahrungen in der Versicherungsbranche und mit dem Aufbau von Internet-Plattformen. Mit dieser Expertise haben sie das Vertrauen und die finanzielle Unterstützung mehrerer Privatinvestoren aus dem Internet- und Versicherungsbereich gewonnen.

Auch die Versicherungsbranche ist vom Konzept angetan. Sie erhofft sich neben Einsparungen auch die Gewinnung neuer Kundengruppen aus der „facebook-Generation“. Daher hat sie die Berliner Firma 2011 mit dem Service-Innovationspreis Assekuranz in der Kategorie „Vernetzung“ ausgezeichnet.