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Unternehmen > E-Autobauer schwächelt

Giga-Absatzeinbruch bei Tesla

(Foto: Shutterstock)

Erstmals seit vier Jahren sinken bei Tesla die Auslieferungszahlen. Der E-Autokonzern unterbietet damit die ohnehin schon pessimistischen Erwartungen. Die Aktie manifestiert ihren Abwärtstrend.

Jahrelang kämpfte Tesla vor allem mit den eigenen Produktionskapazitäten. Die Nachfrage nach den E-Autos der Kalifornier stieg so schnell, dass trotz gewaltiger Investitionen in neue Werke, das Angebot nicht Schritt halten konnte.

Dieses Luxusproblem scheint inzwischen gelöst. Allerdings nicht in der Art, wie sich das Gründer und Chef Elon Musk vorgestellt haben dürfte. Im ersten Quartal 2024 liefen bei Tesla nämlich vor allem deshalb ausreichend viele neue E-Autos vom Band, weil die Nachfrage einbrach. So stehen von Januar bis März 433.000 produzierte Fahrzeuge nur 387.000 verkauften Fahrzeugen gegenüber. Im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum entspricht das einem Minus von 8,5 Prozent, im Vergleich zum Vorquartal einem Minus von rund 20 Prozent. Für Tesla bedeuten die Zahlen den ersten Rückgang bei den Auslieferungen seit vier Jahren.

Analysten hatten im Vorfeld bereits die Erwartungen niedrig gehalten. Doch selbst die konservative Schätzung von im Schnitt 443.000 Fahrzeugen, wurde von Tesla deutlich verfehlt. Tesla könnte ein ernsthaftes Nachfrageproblem haben, schrieb Deutsche Bank-Analyst Emmanuel Rosner, dessen Schätzungen Tesla ebenfalls deutlich unterboten hatte.

Die Aktie des E-Autobauers verlor nach Bekanntgabe der Zahlen rund sechs Prozent und setzten damit ihren Abwärtstrend fort. Seit Jahresbeginn haben die Titel schon in etwa ein Drittel ihres Werts eingebüßt. Mit einem aktuellen Kurs von rund 167 US-Dollar sind die Papiere inzwischen meilenweit von ihrem Rekordhoch bei 414 US-Dollar entfernt. Seit November 2021 befindet sich die Tesla-Aktie nun schon in einem übergeordneten Abwärtstrend und seit Oktober 2022 laufen die Anteilsscheine fast schon konträr zum Gesamtmarkt. Der Dax beispielsweise hat seither fast 50 Prozent an Wert zugelegt, der Nasdaq100 sogar fast 60 Prozent. Egal also, ob Tech-Fokus oder eher konservatives Value-Investment, die Tesla-Aktie war in den vergangenen eineinhalb Jahren leicht zu schlagen.

Tesla-Aktie

Tesla kämpft aktuell an zwei Fronten. Zum einen schwächt sich die Nachfrage im Heimatmarkt ab. Kunden greifen wieder häufiger zu Verbrenner-Fahrzeugen oder Autos mit Hybrid-Antrieb. Gleichzeitig bleibt die Kauflaune weltweit ob der hohen Zinsen getrübt. Zum anderen spürt Tesla erheblichen Konkurrenzdruck aus und in China. Zwar stottert auch im Reich der Mitte aktuell der Konjunkturmotor, was zu einer gewissen Zurückhaltung bei den Autokäufen führt, doch vor allem greifen immer mehr Chinesen bei einheimischen Marken wie BYD oder Nio zu.

Immerhin: Weltweit verkaufte im ersten Quartal 2024 kein E-Auto-Hersteller so viele Fahrzeuge wie Tesla. Doch bereits im letzten Quartal 2023 war BYD an Tesla vorbeigezogen. Mit der geplanten internationalen Expansion, nicht zuletzt mit Fokus auf Europa, könnten die Chinesen auf lange Sicht die Spitzenposition einnehmen. Die Umweltorganisation Transport & Environment schätzt, dass chinesische Autobauer bis 2027 in Europa einen Anteil von 20 Prozent an den batteriebetriebenen Fahrzeugen haben könnten.

Tesla dürfte sich als starke Marke einen gewissen Schutzschild aufgebaut haben, der zumindest in Europa und den USA Konkurrenz abwehren könnte. Doch alles in allem ist das Erstarken von Chinas Autobauern für nahezu alle westlichen Marken eine Herausforderung. Technologisch schließlich haben BYD und Co. deutlich aufgeholt und haben im E-Auto-Bereich teilweise sogar die Nase vorn. Dazu bieten sie hohe Preisnachlässe, auch weil sie im Heimatland vergleichsweise günstig produzieren können.

Tesla wird sich also strecken müssen, auch wenn dem Konzern der langfristige E-Auto-Trend natürlich weiter in die Karten spielt. An der Börse wird der Tesla-Aktie aktuell wohl neben den schlechten Nachrichten auch der einst stark emporgeschnellte Kurs zum Verhängnis. Nicht nur die Tesla-Aktie, auch die Papiere der Branchenkonkurrenz aus dem Inland mussten zuletzt deutliche Kursverluste beklagen. Einer Handelsblatt-Auswertung nach sank die Marktkapitalisierung der zehn größten US-E-Autohersteller seit 2021 von 1,5 Billionen auf nur noch 600 Milliarden US-Dollar.

Solche Wertverluste deuten aber meist auch Chancen an. Die sich angestaute heiße Luft wurde so womöglich zum größten Teil abgelassen und die Aktien sind wieder ein Stück fairer bewertet.

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