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Unternehmen > Profitabilität steigt deutlich

Henkel: Ist das jetzt das lang ersehnte Comeback?

(Foto: picture alliance / imageBROKER / Karl F. Schöfmann)

Der Konsumgüterkonzern erzielt im ersten Halbjahr mehr Gewinn, als erwartet und erhöht die Prognose. Kommt die Aktie jetzt endlich in Schwung?

Es gab mal eine Zeit, da war Henkel eine echte Dauerbrenner-Aktie in Deutschlands Leitindex, ein sicherer Hafen fast schon. Krisenresistente Marken wie Persil oder Pril, dazu Weltmarktführer im industriellen Klebstoffgeschäft – Henkel hatte einen Produktmix, der stetiges Wachstum und üppige Dividenden versprach. Von 2009 bis 2017 hatte sich die Aktie des Düsseldorfer Konzerns in etwa versechsfacht.

Es folgte der Kater. Im Sommer 2022 kosteten Henkel-Aktie nur noch um die 60 Euro. Das Rekordhoch aus dem Jahr 2017 bei rund 130 Euro war gleichbedeutend mit dem Ende der Erfolgsrally gewesen, in den Jahren danach ging es nur noch bergab. Henkel hatte es in den zuvor goldenen Jahren verpasst, die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen, sich auf dem Erfolg bereits bestehender Marken ausgeruht. Als dann infolge der Coronapandemie die Logistikosten stiegen, später dann unter anderem infolge des Ukraine-Krieges die Rohstoffkosten, brachen die Margen ein. Innovationen aus eigener Kraft oder passende Übernahmen fehlten, um gegenzusteuern oder zumindest den Investoren eine Perspektive zu geben. Andere Konsumgüterhersteller boten plötzlich die viel bessere Anlagealternative, L’Oréal zum Beispiel, Unilever oder auch Procter & Gamble.

Nun, im Juli 2024, könnte aus dem Kater wieder Rally werden. Die Aktienkurse der Konkurrenz stehen hoch, der eigene mit rund 83 Euro immer noch niedrig. Und der infolge der Krisenjahre eingeleitete Konzernumbau, der größte in der Unternehmensgeschichte, beginnt erste Früchte zu tragen. Zwar sind die Rohstoffpreise noch immer hoch, umso mehr jedoch erstaunt das Ergebnis fürs erste Halbjahr. Das bereinigte Betriebsergebnis kletterte um 28,4 Prozent auf 1,61 Milliarden Euro nach oben, womit die Marge deutlich, um 3,4 Prozentpunkte, auf 14,9 Prozent zulegte. Die Profitabilität des Konsumgüterkonzerns habe die Konsensschätzung klar übertroffen, lobte Analyst Bruno Monteyne von Bernstein Research Henkels Zahlenvorlage. Auch RBC-Experte James Edwardes zeigte sich positiv überrascht vom operativen Ergebnis und dem Gewinn je Aktie im zweiten Quartal. Beide Kennzahlen hätten die Markterwartungen klar übertroffen, so der Analyst. Der Gewinn je Aktie war um ein Drittel gestiegen.

Henkel-Aktie

Konzernchef Carsten Knobel hat die Kosmetik- und Reinigungssparte zusammenlegen lassen, um Wachstum und Marge wieder in Schwung zu bringen. Es scheint zu gelingen, besonders zweiteres. Dazu dürfte auch der Abbau von 2000 Jobs beitragen, sowie der Verkauf beziehungsweise das Einstellen von Marken mit einem Umsatz von 650 Millionen Euro. Verschlankung, Kosteneffizienz, Konzentration auf Kernmarken – die Konkurrenz hat darauf schon früher gesetzt. Henkel könnte nun nachziehen.

Es zeigten sich bereits deutliche Erfolge, lobte Knobel kürzlich seine eigene Strategie. Man sei auf „dem richtigen Weg für weiter profitables Wachstum“. Entsprechend hob Knobel direkt die Ergebnisprognose fürs Gesamtjahr an. Die Ebit-Marge soll nun 13,5 bis 14,5 Prozent betragen, statt der bislang erwarteten 13 bis 14 Prozent. Der bereinigte Gewinn je Aktie soll um 20 bis 30 Prozent steigen. Bislang hatte Henkel hier ein Plus von 15 bis 25 Prozent erwartet.

Anleger reagierten verhalten auf die Nachrichten, schickten die Aktie am Donnerstag um rund ein Prozent nach oben. Tatsächlich ist die Henkel-Aktie in diesem Jahr nun aber auch schon um rund 16 Prozent gestiegen. Ein Stück weit dürften Anleger also bereits auf bessere Ergebnisse und das Anheben des Ausblicks gehofft haben.

Gleichzeitig dürften Anleger aber auch die Zahlen zu Absatz und Umsatz verunsichern. Henkel wird profitabler, doch das propagierte profitable Wachstum kündigte sich nur ganz vorsichtig an. Der Umsatz im ersten Halbjahr stieg zwar aus eigener Kraft um 2,9 Prozent, summa summarum ging er aber um ein Prozent auf 10,8 Milliarden Euro zurück, weil Wechselkurseffekte und die Geschäftsaufgabe in Russland belasteten. Hinzu kommt: der Umsatz aus eigener Kraft stieg vor allem wegen besseren Geschäften in der Konsumgütersparte. Der dortige Umsatzanstieg von 4,3 Prozent resultiert aber größtenteils aus höheren Preisen, die um 5,1 Prozent zulegten. Insgesamt verkaufte Henkel sogar zum wiederholten Mal weniger Produkte. Der Absatz von Reinigungsmitteln ging um 0,9 Prozent zurück. Das liegt zum einen daran, dass Henkel Marken aus dem Portfolio geworfen hat, aber auch daran, dass immer mehr Kunden in den Supermärkten zu günstigeren No-Name-Produkten greifen, statt zu Markenartikeln. Darunter leidet aber freilich nicht nur Henkel, sondern die gesamte auf Konsumgüterbranche. Denkbar, dass sich dies, mit nun niedrigeren Inflationsraten, wieder ändert.

Fakt ist: Henkel ist dabei, wieder profitabler zu werden. Das funktioniert offenbar sogar schneller, als von der Mehrheit der Analysten und Investoren erwartet. Das spricht für die Aktie, denn an der Börse zählt am Ende der Gewinn. Für eine nachhaltige Trendumkehr aber braucht es nun zügig bessere Absatzzahlen und noch deutlicher steigende Umsätze. Dann könnten die Henkel-Titel wieder zu einer starken defensiven Anlageoption im Dax werden.

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