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Heuschrecke: Wohlschmeckendes aus streng biologischem Anbau

Der Name täuscht: Wer bei der Heuschrecke Naturkost GmbH vermutet, dass die Insektennahrung nun auch in deutsche Naturkostenläden Einzug hält, liegt falsch. Das Unternehmen hat sich vielmehr auf edle Tee- und Gewürzmischungen spezialisiert, die nach streng ökologischen  Kriterien hergestellt werden.

BÖRSE am Sonntag

Damit hebt sich die Heuschrecke GmbH vom Trend zu vermeintlichen Biolebensmitteln ab, die oft nur wenig mit unverfälschten, naturbelassenen Produkten zu tun haben. Hinter dem Unternehmen stecken Überzeugung und Engagement einer Firmenleitung, für die Gewinnmaximierung nicht an erster Stelle steht. Deshalb scheut die Firma weder Kosten noch Mühe bei den Zutaten für ihre Produkte. Um unnötige Wege zu sparen und direkten Kontakt zu den Zulieferern  zu haben, setzt sie vornehmlich auf Rohstoffe aus Deutschland und Europa. Koriander, Salbei und Melisse kommen aus Betrieben am Mittelrhein, Majoran und Thymian aus der Magdeburger Börde. Angelikawurzel, Zichorienwurzel, Baldrian und Weidenrinde aus dem Projekt „Terra Magnificia“, einem Netzwerk von Kräutersammlern in Kroatien. Anstatt die günstigsten Zulieferer zu wählen, setzt man bei Heuschrecke auf langfristige Beziehungen und intensiven Austausch mit den Lieferanten. Die höheren Einkaufspreise nimmt man angesichts der hohen Qualität, die gerade kleinere Produzenten erreichen, gerne in Kauf.

Das Unternehmen, das ausschließlich Naturkostenläden- und Versandhändler beliefert, ist auch selbst überschaubar geblieben. Die Inhaber Heinz-Dieter Gasper und Ursula Stübner sehen das als Vorteil, denn so bleiben sie flexibel und können auch Sonderwünsche schnell erfüllen. Dank der schlanken Produktion ist es möglich, Gewürzmischungen zeitnah zu mahlen und zu mischen, damit sie möglich frisch in den Handel gelangen.

Besonders stolz sind die Besitzer von Heuschrecke auf ihr Kräutersalz nach mediterraner Art. Das Salz, das schon über 25 Jahre lang angeboten wird, beruht auf der Rezeptur von Friedrich Hayne, einem Kräuterheiler, der durch sein Wörishofener Kräuterhaus in Köln Bekanntheit erlangte. Ob das Salz nun heilsame Wirkung entfaltet, mag dahingestellt bleiben, doch seine Zutaten versprechen zumindest geschmacklich Wohltaten: Neben Atlantik-Meersalz sind in der Mixtur 20% Mittelmeerkräuter enthalten, wie sie in der Provence wachsen. Ihren besonderen Geschmack entfalten sie durch die ausgewogene Rezeptur, die laut Heuschrecke zu einer gegenseitigen Verstärkung der Zutaten führt. Ansonsten greift die Firma gerne auf eigene Rezepturen für ihre Tee- und Gewürzmischungen zurück. Ihre Spezialität sind dabei komplexe Kompositionen. So werden im Curry-Gewürz immerhin 18 verschiedene Zutaten verwendet.

Die Wurzeln der Heuschrecke GmbH liegen in den ökologisch bewegten 1970er- und 1980er-Jahren, als aus der wachsenden Kritik an industrieller Massenproduktion und Umweltverschmutzung eine grüne Gegenbewegung entstand. Firmengründer Gasper arbeitet damals in einem Kölner Bioladen. Dabei waren die ökologischen Ansprüche der Ladenbetreiber, die im Kollektiv arbeiteten, allerdings größer als ihre Möglichkeiten. Es wurde zwar viel über umweltverträgliche Ernährung und Lebensformen diskutiert, aber die Umsetzung war schwieriger als gedacht. So waren bis Ende der 1980er-Jahre keine Biotees verfügbar und auch sonst  haperte es. Auch fehlte ein Naturkost-Großhandel, was von den Bioladenbesitzern bei der Beschaffung ihrer Waren Geduld, gute Kontakte und viel Einfallsreichtum verlangte.

Daher begann Gasper, sich mehr und mehr der Produktion und dem Großhandel zu widmen. Tee, Wein und Getreide waren die ersten Produkte im Sortiment. Er war damit einer der Pioniere in Deutschland. Beim Aufbau des Weinsortiments lernte er auch seine heutige Geschäftspartnerin Ursula Stübner kennen, mit der er seit 2002 die Geschäfte gemeinsam leitet.

Den skurrilen Firmennamen haben die Gründer übrigens nicht ohne Hintergedanken gewählt. Sie wollen damit einerseits daran erinnern, dass Heuschrecken in Deutschland vor allem dort vorkommen, wo keine Pestizide eingesetzt werden. Andererseits steht das Insekt für Eigensinn und Flinkheit – Tugenden, die sich auch das Unternehmen auf die Fahnen schreibt.