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Hoffentlich Allianz gekauft

Der Versicherungskonzern strotzt wieder vor Kraft. Der Kurs seiner Aktien hat sich binnen Jahresfrist um 40 Prozent erh&ouml;ht. Nicht einmal die Flutkatastrophe macht den M&uuml;nchnern Probleme. Und doch st&ouml;rt eine Kursschwelle.<br /><br />Den Banken mag es schlecht gehen, Naturkatastrophen m&ouml;gen viel Geld kosten - doch die gr&ouml;&szlig;te Versicherung steht blendend da. Wer vor Jahresfrist Allianz-Aktien gekauft hat, kann sich &uuml;ber einen Kursgewinn von rund 40 Prozent freuen. Das Ergebnis je Aktie steigt kontinuierlich, das Kurs/Gewinn-Verh&auml;ltnis liegt niedriger als zehn, die Dividendenrendite betr&auml;gt mehr als vier Prozent. Von Merrill Lynch bis Soci&eacute;t&eacute; G&eacute;n&eacute;rale raten die Analysten derzeit zum Kauf. Nur wenige B&ouml;rsianer mahnen zur Vorsicht &ndash; mit zwei Argumenten: In Anbetracht der dauerhaften Niedrigzinszinsphase werde das Gesch&auml;ft auch f&uuml;r die Allianz schwieriger. Au&szlig;erdem sei der Titel schon weit gelaufen, bei 120 Euro gebe es einen massiven Widerstand, an dem der Kurs immer wieder abprallen k&ouml;nne. Tats&auml;chlich zeigte die Aktie in dieser Woche wieder einmal ihre Furcht vor dieser Schwelle. Als w&uuml;rde man gebissen, wenn die Kurse endlich dar&uuml;ber steigen!<br />Gleichwohl f&auml;llt die ver&ouml;ffentlichte Bilanz des zweiten Quartals f&uuml;r die Allianz hervorragend aus. Selbst die j&uuml;ngste Hochwasserkatastrophe, die in den Juni fiel, kann die positiven Gesch&auml;ftszahlen nicht verw&auml;ssern, der Konzern steckt sie derzeit locker weg. Von April bis Ende Juni gelang es der Allianz, das operative Gesch&auml;ft um f&uuml;nf Prozent auf 2,4 Milliarden Euro zu steigern. Der Gewinn legte dabei um 27 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro zu. Das &uuml;berraschte sogar zahlreiche Experten positiv. Auch der Quartalsumsatz wuchs im Vergleich zum Vorjahresquartal um 6,3 Prozent auf 26,8 Milliarden Euro. &bdquo;Trotz Rekordhochwasser in Mitteleuropa, anhaltend niedriger Zinsen und unbest&auml;ndiger Kapitalm&auml;rkte ist unser Gesch&auml;ft profitabel gewachsen&ldquo;, res&uuml;miert Vorstandschef Michael Diekmann zufrieden die j&uuml;ngste Entwicklung seines Unternehmens.

BÖRSE am Sonntag

Vermögen gut angelegt

Besonders gut lief es für die Allianz bei der Vermögensverwaltung, die sich wiederholt als Stütze profilierte und rund um die beiden Marken Pimco und Allianz Global Investors verlässliche Gewinne erwirtschaften konnte. Dank hoher Gebühren und niedriger Kosten gelang es der Vermögensverwaltung, das operative Geschäft des abgelaufenen Quartals um üppige 40 Prozent auf 804 Millionen Euro erhöhen. Auch das Schaden-und Unfallgeschäft erwies sich trotz der Hochwasserkatastrophe in Mitteleuropa, die den Münchner Weltkonzern rund 330 Millionen Euro kostet, als profitabel, was vor allem auf ein starkes Wachstum in Lateinamerika und der Türkei zurückzuführen ist. Das Ergebnis kletterte um zwölf Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar. Die Schaden-Kosten-Quote, eine Kennziffer für die Profitabilität der Versicherer, verbesserte sich gegenüber dem Vergleichsquartal 2012 um 1,2 Prozent auf 96 Prozent. Je weiter diese Quote unter 100 Prozent liegt, desto mehr bleibt dem Versicherer von Prämieneinnahmen übrig. Probleme im Geschäftsbereich Lebensversicherungsgeschäft, das durch niedrige Zinsen und regulatorische Vorgaben, die die Anlagemöglichkeiten der Allianz einschränken, zunehmend unter Druck gerät, treten angesichts solcher Zahlen dabei eher in den Hintergrund.
Für zusätzlichen Optimismus hinsichtlich der Zukunft des weltweit größten Versicherers dürfte bei den Anlegern die Erfolgsgeschichte der Allianz in Asien sorgen, wo der Gesamtumsatz im ersten Halbjahr 2013 um 4,9 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro gestiegen ist. „Die kontinuierlich guten Ergebnisse spiegeln eine Kombination unserer globalen Stärke und lokalen Expertise wider. In unseren Kernmärkten konnten wir weiterhin Wachstum verzeichnen und dabei gleichzeitig profitabel sowie nachhaltig unsere Position in der Region ausbauen“, so Manuel Bauer, zuständiger Vorstand der Allianz SE für Wachstumsmärkte. In China hat sich der Münchner Versicherungsriese vor einigen Wochen mit dem drittgrößten Versicherer CPIC zusammengetan, um den Eintritt in den Krankenversicherungsmark im Land der Mitte zu vollziehen. Pekings Führung arbeitet zur Zeit an einem gewaltigen Umbau des Gesundheitssystems. Darin wittert die Allianz, die in China bislang vor allem im Lebensversicherungsgeschäft aktiv war, ein großes Geschäft.

Analysten sind äußerst angetan

Derart positive Entwicklungen lassen besonders Analysten aufhorchen. Daher bestätigt Peter Eliot in der Studie der Privatbank Berenberg sein Buy-Rating und erhöht das Kursziel für die Allianz-Aktie von 141 auf 144 Euro. Die Allianz entwickele sich weiterhin besser als seine Konkurrenten, heißt es in seiner Begründung. So verbuchte etwa der französische Rivale Axa aufgrund von Sonderbelastungen einen Gewinnrückgang im abgelaufenen Quartal. Roderick Wallace vom Analysehaus S&P Capital erhöhte ebenfalls sein Kursziel für das Versicherungs-Papier von 122 auf 130 Euro, bleibt allerdings beim hold Rating. Das neue Kursziel basiere auf den niedrigen Eigenkapitalkosten, so Wallace. Maximilian Völkl von Der Aktionär sieht die Allianz ebenfalls als interessantes Investment: „Die Aktie ist mit einem KGV von neun und einer Dividendenrendite von über vier Prozent vor allem für konservative Anleger sehr attraktiv.“
Kein Wunder also, dass auch die Allianz selber für das Gesamtjahr immer zuversichtlicher wird. So wird für das laufende Kalenderjahr 2013 ein Betriebsergebnis in Höhe von 8,7 bis 9,7 Milliarden Euro angepeilt, wobei Konzernchef Diekmann das Ergebnis sogar am oberen Ende der Spanne erwartet. Analysten wie die von JP Morgan gehen sogar davon aus, dass der Firmenlenker nach Vorlage der Neun-Monats-Zahlen den Ausblick noch einmal anheben wird. Zum einen hat der Konzern Preiserhöhungen von 1,9 Prozent durchgesetzt, zum anderen wurde vom Allianz-Management bereits eine kräftige Auflösung von Rückstellungen angekündigt. Ein weiterhin erfolgreiches Geschäft würde nicht nur Aktionäre erfreuen, sondern auch den Finanzstabilitätsrat (FSB) der G-20-Staaten, der die Allianz unlängst auf die Liste der systemrelevanten Versicherer setzte. WIM