Ist das Deutschlands beste Auto-Aktie?
Nach Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal sieht sich BMW auf Kurs seine im Sommer erhöhten Jahresziele zu erreichen. VW und Mercedes-Benz mussten ihre Gewinnprognosen zuletzt einkassieren. Zeichnet sich hier ein Trend ab?
Nach Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal sieht sich BMW auf Kurs seine im Sommer erhöhten Jahresziele zu erreichen. VW und Mercedes-Benz mussten ihre Gewinnprognosen zuletzt einkassieren. Zeichnet sich hier ein Trend ab?
Positive Nachrichten sind selten geworden in und rundum Deutschlands Autobranche. Eine schwierige Wirtschaftslage setzt die erfolgsverwöhnte Industrie zunehmend unter Druck. In China erstarkt eine ernstzunehmende E-Auto-Konkurrenz, die mit den deutschen Herstellern nicht nur preislich, sondern längst auch technologisch in Wettbewerb tritt. An der Börse ist das schon lange ein Thema. Es ist kein Geheimnis, das die Branche hierzulande viel zu lange mit der Antriebswende gezögert hat und damit Technologievorteile verspielt hat. Läuft die Zeit des Verbrenners aus, läuft wohl auch die internationale Vormachtstellung der deutschen Autoindustrie ab. Man wird sich dann messen lassen müssen mit einer globalen Konkurrenz rundum Tesla, BYD und Co.
In China bekommen das die etablierten Hersteller bereits jetzt zu spüren. Was die Verkäufe von E-Modellen anbelangt, liegen BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen meilenweit hinter Tesla und der inländischen Konkurrenz zurück. Von Januar bis September hätten die deutschen Autobauer im Reich der Mitte insgesamt 200.000 batterieelektrische Fahrzeuge verkauft, schreiben die Auto-Experten von PwC in einer Studie. Allein das Model Y von Tesla wurde im selben Zeitraum 280.000-mal verkauft. Um zehn Jahre sei China Deutschland bei Sprachsteuerung und autonomen Fahren voraus, erklärte jüngst der viel beachtete Branchenanalyst und Gründer des Center Automotive Research Ferdinand Dudenhöffer. Das lässt die chinesischen Marken auch im Ansehen in Europa steigen. „Wenn sie Innovationen haben, eine gute Qualität haben, Dinge haben, die andere nicht haben, dann werden die Leute das kaufen“, ist Dudenhöffer überzeugt.
An der Börse sorgt das für ein hohes Maß an Unsicherheit, was die jüngsten Abverkäufe der Aktien aus dem Sektor nahelegt. Die VW-Aktie hat sich seit Mai 2021 mehr als halbiert. Die Porsche-Aktie kostete unter der Woche wieder so viel wie einst zum Börsengang und auch die Aktie von Mercedes Benz ist seit Juni von 76 auf 55 Euro eingebrochen. Dazu passen zusammengekürzte Gewinnprognosen aus Wolfsburg und Stuttgart nach einem schwächer als erwartet gelaufenen dritten Quartal.
Einziger Lichtblick: BMW. Der Münchner Premiumhersteller erweist sich als erstaunlich widerstandsfähig – auch an der Börse. Nach Vorlage der Quartalszahlen hielt CEO Oliver Zipse die Gewinnerwartung für das Gesamtjahr stabil, trotz negativer Währungseffekte. Der als Branchenexperte geschätzte Analyst Jose Asumendi von JPMorgan erkannte ein „starkes Quartal“. Der Umsatz stieg von Juli bis September um 3,4 Prozent auf 38,5 Milliarden Euro, auch weil der Absatz um sechs Prozent auf 621.699 Autos zulegte. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern stieg um 18,2 Prozent auf 4,35 Milliarden Euro, mehr als von Analysten erwartet. Die in der Branche wichtige operative Marge kletterte im Kerngeschäft auf 9,8 Prozent.
Gleichzeitig konnte BMW den Anteil vollelektrischer Fahrzeuge am Gesamtabsatz von 8,9 Prozent vor einem Jahr auf 15,1 Prozent steigern. Das lag sogar minimal über den anvisierten 15 Prozent für das Gesamtjahr. Es spricht für die Münchner, dass trotz dieses Verkaufsanstiegs der margenschwächeren E-Modelle, die Marge insgesamt um einen ganzen Prozentpunkt gestiegen ist. 2025 will BMW dann auch mit seiner E-Flotte ähnliche Margen erzielen wie mit Verbrennern. Es ist also noch Luft nach oben, was die Gewinne angeht. „Wir steuern unser Kerngeschäft auf einem langfristigen und profitablen Wachstumskurs“, sagte Finanzchef Walter Mertl. BMW sei in der Lage seine Preise durchzusetzen und mit Blick auf das kommende Jahr „mit dem Auftragsbestand gut unterwegs“.
Trotz des hohen Konkurrenzdrucks in China, den auch BMW spürt, kommen die Münchner bislang also erstaunlich gut durchs Jahr. Das liegt wohl auch daran, dass sich BMW bislang aus Rabattschlachten raushalten kann und seine Autos noch recht hochpreisig losbekommt. Für die Marke scheinen viele Chinesen immer noch gern Geld zu bezahlen.
An der Börse honorieren die Anleger die Widerstandskraft des bayerischen Autobauers. Auf Jahressicht steht die BMW-Aktie mit über zwölf Prozent im Plus, obwohl der Kurs zuletzt auch unter der schlechten Branchenstimmung litt. VW-Aktien haben im selben Zeitraum zehn Prozent verloren, Mercedes-Benz-Titel notieren fünf Prozent tiefer. Im europäischen Branchenindex Stoxx 600 Europe Automobiles & Parts belegt BMW einen der vordersten Plätze. Die Dividendenrendite ist mit 6,3 Prozent nicht ganz so hoch wie bei VW (8,9 Prozent) oder Mercedes-Benz (9,3 Prozent). Auch das KGV liegt mit 4,9 etwas höher. VW und Mercedes kommen auf Werte von 3,2 und 4,3. Dafür sind die Zahlen und der Kursverlauf aber besser – und eine Dividendenrendite von 6,3 Prozent kann sich sehen lassen.
Am Ende sieht BMW den gleichen Herausforderungen, wie die deutsche Konkurrenz, entgegen. Das kommende Jahr dürfte schwierig werden und die neue Begeisterung der Chinesen für heimische Automarken ist ein Problem. Aber für den Moment bekommen die Münchner ihre teuren Modelle noch an den Kunden und die E-Auto-Reihen scheinen immer besser zu funktionieren. Damit ist BMW in einer zuletzt vor allem auch am Aktienmarkt strauchelnden deutschen Branche zweifellos ein Lichtblick. Für wie lange, das bleibt abzuwarten.
OG
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