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Unternehmen > Abnehmspritzen boomen

Ist dieser Pharmakonzern bald eine Billion US-Dollar wert?

(Foto: Jonathan Weiss / Shutterstock)

Eli Lilly eilt an der Börse von Rekord zu Rekord. Bald könnte dem Arzneimittelhersteller gelingen, was bislang nur Technologieriesen schafften.

Die Rally geht weiter. Mit 882 US-Dollar erreichte die Eli Lilly-Aktie unter der Woche erneut ein Rekordhoch. Seit Jahresbeginn steht damit ein Kursplus von 51 Prozent zu Buche, auf Zwölfmonatssicht sind es 94 Prozent. Auf Dreijahressicht hat sich der Kurs verdreifacht. Was Nvidia im Tech-Sektor macht, macht Eli Lilly in der Pharmabranche. Der Konzern übertrifft in steter Regelmäßigkeit die Umsatz- und Gewinnschätzungen, erhöht Prognosen, vervielfacht Quartalsergebnisse. Kein ausgegebenes Ziel, sowohl fundamental wie auch an der Börse, war bislang zu hoch gesteckt für den einst von Apotheker Eli Lilly in Indianapolis gegründeten Medikamentenhersteller. Wer die Aktie von Tag Eins an im Depot hatte, der hätte heute fast 27.000 Prozent Rendite erzielte. Doch ein Großteil dieses sagenhaften Kursanstiegs stammt aus den vergangenen fünf Jahren. Anfang 2018 hatten die Eli-Lilly Anteile noch unter 80 US-Dollar gekostet.  

Eli Lilly-Aktie

Auslöser war die Entwicklung bestimmter GLP-1-Agonisten. Einst als Diabetes-Medikament gedacht, plötzlich dann aber erfolgreich als Mittel zur Gewichtsreduktion eingesetzt, handelt es sich fast schon um revolutionäre Arzneien. Die Nachfrage stieg schnell und übersteigt noch immer das Angebot. Bislang bieten nur der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk und Eli Lilly GLP-1-Agonisten, die nicht nur den Blutzuckerspiegel, sondern auch das Gewicht senken, an. Bei Novo Nordisk heißen sie Ozempic und – stärker dosiert, sowie als Abnehmspritze bekannt – Wegovy. Die Pendants von Eli Lilly dazu lauten Mounjaro und Zepbound. Die Experten der US-Investmentbank Goldman Sachs prognostizieren, dass mit diesen und ähnlichen Medikamenten bis 2030 weltweit Umsätze in Höhe von 100 Milliarden US-Dollar erzielt werden könnten. 2023 lagen die Umsätze Schätzungen nach gerade einmal bei sechs Milliarden Dollar.

Die Wachstumschancen sind also gigantisch. Vor allem, weil immer mehr Menschen an starkem Übergewicht leiden. 2022 taten das einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation zufolge über eine Milliarden Menschen. Knapp zwei Milliarden weitere seien leicht übergewichtig, hieß es.

Nachdem an der Börse gern die Zukunft gehandelt wird, lautet das Ergebnis: Novo Nordisk ist schon jetzt mit 440 Milliarden Euro Europas wertvollstes börsennotiertes Unternehmen. Eli Lilly ist mit zirka 830 Millionen US-Dollar unter den zehn wertvollsten börsennotierten Unternehmen der USA und mit Abstand wertvollster Pharmakonzern der Welt. Schon jetzt ist der Konzern höher bewertet als Tesla. Und bald könnte Eli Lilly sogar einen Börsenwert von über einer Billion Dollar erreichen. Das haben vorher ausschließlich Tech-Konzerne geschafft. Nun könnte es ausgerechnet einem bieder daherkommenden Pharmakonzern gelingen, der noch nicht einmal in die Biotech-Ecke einzuordnen ist.

Die sprudelnden Umsätze und Gewinne und die glänzenden Zukunftsaussichten lassen weiter Kurssteigerungen erahnen. Im ersten Quartal des laufenden Jahres erzielte Eli Lilly einen Umsatz von 8,77 Milliarden Dollar, ein Plus von 26 Prozent. Der Gewinn stieg um 67 Prozent auf 2,24 Milliarden Dollar. Die Umsätze mit Mounjaro lagen bei 1,81 Milliarden Dollar, die von Zepbound bei 517 Millionen Dollar.

Dass die Umsätze nicht noch höher liegen und stärker steigen, liegt daran, dass das Angebot nicht mit der Nachfrage mithalten kann. Bei Eli Lilly genauso nicht, wie bei Novo Nordisk. Beide Konzerne investieren derzeit Milliarden in den Ausbau von Fertigungsstrecken und neue Werke. Eli Lilly baut dafür unter anderem im rheinland-pfälzischen Alzey eine neue Produktionsstätte für rund 2,5 Milliarden Dollar.

Für 2024 hob Eli Lilly erst vor kurzem die Prognose an. Der Jahresumsatz soll nun 42,4 bis 43,6 Milliarden Dollar erreichen, der Gewinn je Aktie 13,50 bis 14 Dollar. Ursächlich für die Prognoseanhebung sind – natürlich – Mounjaro und Zepbound. Zepbound könnte Experten zufolge dem Novo Nordisk-Konkurrenzprodukt Wegovy sogar auf Dauer den Rang ablaufen, da die Wirksamkeit als leicht besser eingeschätzt wird. Schon wird Zepbound daher als zukünftig meistverkauftes Arzneimittel der Welt gehandelt.

Der nächste Blockbuster steht derweil schon so gut wie bereit. Mit Orforglipron hat Eli Lilly nun auch einen GLP-1-Agonisten entwickelt, der als Kapsel einzunehmen ist und eine hohe Wirksamkeit entfaltet. Den Studienergebnissen nach sollen die Teilnehmer 15 Prozent ihres Körpergewichts in 36 Wochen verloren haben. Die finale Studie steht zwar noch aus, aber es deutet nun vieles daraufhin, dass das Medikament seine Zulassung erhält. Eine Kapsel dürften viele Patienten gegenüber einer Spritze befürworten. Auch Konkurrent Novo Nordisk hat mit Amycretin deshalb eine Pille in der Pipeline.

Die Wachstumsmöglichkeiten scheinen für den Moment also riesig, womit es durchaus möglich erscheint, dass Eli Lilly an der Börse die Billionen-Bewertung erreicht. Stützen könnten dabei auch positive Nachrichten um das Alzheimer-Medikament Donanemab. Ob es zugelassen wird, entscheidet sich wohl Ende des Jahres, doch die US-Gesundheitsbehörde FDA teilte vor kurzem mit, dass eine Wirksamkeit im frühen Krankheitsstadium festzustellen sei.

Eine Zulassung könnte der Aktie nächsten Schub verleihen. Gleichwohl ist das Risiko eines Rücksetzers ob möglicher Enttäuschungen in der Medikamenten-Pipeline gestiegen. Bei der aktuellen Bewertung könnten negative Studienergebnisse und damit einhergehend verfehlte Erwartungen einen Kursrutsch auslösen. Bis dahin heißt es wohl: Die Rally geht weiter.

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