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Kneipp-Werke - Heilen mit der Kraft der Natur

Sebastian Kneipp ist heute vor allem für die gleichnamigen Wasserkuren berühmt. Weniger bekannt ist, dass der heilkundige Pfarrer den Grundstein für die erfolgreiche Herstellung von Naturarzneimitteln gelegt hat. Dabei tragen die Kneipp-Werke sogar seinen Namen.

BÖRSE am Sonntag

Neben den Wasseranwendungen, mit denen er eine eigene hydrotherapeutische Tradition begründete, beschäftigte sich Kneipp auch mit der Wirkung von Heilpflanzen. Sein Wissen verband der Geistliche in mehreren Büchern zu einer systematischen Lehre, doch erst der Apotheker Leonhard Oberhäußer begann, mit der Herstellung von naturheilkundlichen Produkten die Ideen des Geistlichen kommerziell zu nutzen.

Oberhäußer hatte Kneipp 1890 kennengelernt. Beide verband die Überzeugung, dass sich aus Pflanzen und anderen unverfälschten Inhaltsstoffen Therapeutika gewinnen lassen. Kneipp, der 1897 starb, verlieh Oberhäußer daher das Recht, unter seinem Namen pharmazeutische, kosmetische und diätische Produkte herzustellen und anzubieten. Die Produktion war zunächst überschaubar. Ab 1897 stellte Oberhäußer in seiner Würzburger Apotheke sogenannte Kneipp-Pillen gegen Darmbeschwerden her. Erst Oberhäußers Sohn Hermann gelang es, die Produktion nennenswert auszuweiten. 1920 begann das Unternehmen, auch andere Apotheken zu beliefern. Das bald boomende Geschäft führte dazu, dass die Kneipp-Mittel-Zentrale, so der neue Name, eigene Räumlichkeiten bezog.

Nach dem 2. Weltkrieg erfolgte die Trennung der Kneipp-Werke von der Engel-Apotheke. Das nun unabhängige Unternehmen wurde von Luitpold Leusser geleitet. Den großen Erfolg brachten die 70er-Jahre. Wachsendes Umweltbewusstsein, die „Zurück zur Natur“-Bewegung und ein zunehmend gesundheitsbewusster Lebensstil sorgten für große Nachfrage nach alternativen Heilmitteln. Die Kneipp-Werke begannen, nun auch Drogeriemärkte und den Lebensmitteleinzelhandel zu beliefern. Das kräftige Wachstum schlug sich in jährlichen Umsatzverdoppelungen nieder und führte zur Gründung einer Tochterfirma in Holland.

1980 gründete Leusser in Bad Wörishofen eine Teefabrik. Der Produktionsstandort war eine Verneigung vor Sebastian Kneipp, der hier gewirkt hatte. Auch bei einem anderen Projekt besann sich das Unternehmen auf seinen Namensgeber und wurde auf therapeutischem Gebiet aktiv: Mit der Einrichtung eines Gesundheitszentrums wurde das Angebot um Massagen, Fango- und natürlich Kneipp-Anwendungen erweitert.

In den folgenden Jahren blieb das Unternehmen auf Wachstumskurs. Nach dem Tod Luitpold Leussers 1996 übernahmen die Nachkommen die Firmenleitung und gründeten Tochterfirmen in den USA, der Schweiz und Österreich. Der Einstieg des Medizintechnikanbieters Paul Hartmann AG im Jahr 2001 brachte dann eine nochmalige Ausweitung des internationalen Geschäfts.

Das Angebot umfasst heute eine breite Palette an Bademitteln, Körperpflegeprodukten, pflanzlichen Arzneien und Nahrungsergänzungsmitteln, die auf Basis pflanzlicher Rohstoffe und weitestgehend naturbelassener Produkte hergestellt werden. Rund 400 Mitarbeiter sind an den beiden Standorten in der Nähe von Würzburg und in Bad Wörrishofen beschäftigt.

Dabei legt das Unternehmen Wert darauf, dass sich Naturkunde und wissenschaftliche Forschung nicht ausschließen. In ihren Labors betreiben die Kneipp-Werke intensive Forschung und Entwicklung sowie eingehende Qualitätskontrollen. Auch damit sehen sie sich in der Tradition des „Kräuterpfarrers“, der seine Heilerfolge nicht für Wundertaten hielt, sondern als wissenschaftlich begründbar ansah.