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Lufthansa-Aktie nach Tarifeinigung im Steigflug?

Die Lufthansa einigt sich mit ihren Flugbegleitern. Die Zeit der vielen Streiks ist damit erst einmal vorbei. Fluggäste und Aktionäre freut dies zwar, der Aktienkurs erholt sich aber nur vorübergehend. Mit neuer Technik und starken Strategien will sich die Traditionsairline jetzt gut für die nächsten Jahre aufstellen.

BÖRSE am Sonntag

Die Lufthansa einigt sich mit ihren Flugbegleitern. Die Zeit der vielen Streiks ist damit erst einmal vorbei. Fluggäste und Aktionäre freut dies zwar, der Aktienkurs erholt sich aber nur vorübergehend. Mit neuer Technik und starken Strategien will sich die Traditionsairline jetzt gut für die nächsten Jahre aufstellen.

In den vergangenen Jahren war die Lufthansa schwer von einer unangenehmen Unternehmenskrankheit befallen: Der Streikeritis. Sie brach wieder und wieder aus und erstreckte sich gleich über verschiedenste Personalfelder. Aufgrund der Streiks von Piloten, Flugbegleitern und Lotsen, fielen 2015 12.310 Flüge der Lufthansa aus. Das sind umgerechnet fast 34 Flüge pro Tag. Kein Wunder, dass das auch die Bilanz der Traditionsairline trübt. 2014 und 2015 verlor die Kranich-Airline nach eigenen Angaben eine halbe Milliarde Euro durch Piloten- und Flugbegleiterstreiks.

Erstmals seit Langem ist nun eine ernstzunehmende Lösung des Tarifkonfliktes in Sicht. Unter der Regie von Matthias Platzeck einigen sich die Flugbegleiter-Gewerkschaft (UFO) und die Lufthansa in den kritischen Themen um Altersversorgung und Gehalt. Jetzt steht bereits fest, dass die UFO ihre Mitglieder bis zum Sommer nicht zu Streiks mobilisieren darf. Die Aktionäre reagierten darauf begeistert und brachten den Kurs auf deutlich über 14 Euro. Inzwischen gab es aber wieder teils deutliche Korrekturen nach unten. Momentan liegt das Wertpapier bei rund 13,50 Euro.

2015 war das letzte Jahr des Spar- und Umstrukturierungsprogramms „SCORE“. Gemessen an der Passagierzahl war der Konzernumbau erfolgreich: Denn 2015 erzielte die Lufthansa Group mit 107,7 Millionen Fluggästen einen neuen Passagierrekord. Auf weitere Kennzahlen müssen Anleger noch bis Mitte März warten: Dann präsentiert CEO Carsten Spohr den Jahresabschluss 2015. Bis dahin stehen einige Indikatoren auf einen Seitwärtstrend bei der Kranich-Aktie.

Technologischer Vorreiter

Ein Aviation-Konzern wie die Deutsche Lufthansa muss ständig auf dem neuesten Stand der Technik sein. Genau das zeichnet die Premium-Fluggesellschaft auch aus. So ließ das Unternehmen letzte Woche erstmals eines der neuen A320neo Modelle mit Lufthansa-Lackierung starten und landen. Die Kranich-Airline ist damit die erste Fluggesellschaft, die den leiseren Airbus mit niedrigerem Verbrauch in ihre Flotte aufnimmt. Insgesamt 60 dieser Kurz- und Mittelstreckenflieger hat die Lufthansa bei Airbus bestellt. Auch Eurowinds trägt mit zahlreichen Neuordern zu einer ungewöhnlich starken Verjüngung der Lufthansa Group Flotte bei. Neben den technischen Kernkompetenzen des deutschen Branchenprimus, investiert das Unternehmen nun auch in andere potentielle Einnahmequellen.

DJI heißt ein chinesischer Drohnenproduzent, der zu den weltweit größten Herstellern seines Fachs gehört. Bis zum Ende des Jahres möchte die Lufthansa eine noch engere Kooperation mit DJI prüfen. Die LH-Tochter Aerial Services testet den Einsatz von Drohnen bereits beim Überprüfen von Windkraftanlagen oder schwer zugänglichen Pipelines. Auch an Flughäfen wäre der Einsatz von Drohnen zu verschiedensten Zwecken denkbar. Das Geschäft mit den unbemannten Flugobjekten stellt ein riesiges Marktpotential dar und passt recht gut ins Portfolio eines zukunftsgewandten Aviation-Konzerns.

Hohe Kursziele

In Analystenkreisen bewertet man die Handlungen des Konzerns sowie das allgemeine Marktumfeld positiv. Die niedrigen Ölpreise kommen den Airlines grundsätzlich entgegen — besonders denen, die mit ihrem Hauptsitz nicht ohnehin auf den Ölfeldern der Golfstaaten sitzen. Die Gewinndynamik der Lufthansa werde unterschätzt, schrieb der Commerzbank-Analyst Johannes Braun. Jarrod Castle von der Großbank UBS lobte in dieser Woche die besseren Durchschnittserlöse je Passagier, die die Lufthansa auf ihren Nordatlantikrouten generieren konnte. Das Kursziel der Schweizer UBS für die Lufthansa-Aktie liegt nun bei stolzen 19,50 Euro. Die Commerzbank erwartet langfristig 19 und HSBC immerhin 18 Euro.

Die Lufthansa hat es sich selbst zum Ziel gemacht ihren Kunden ein besonderes Flugerlebnis zu bescheren. Das Wort „Extraordinary“ hört man im lufthanseatischen „Glaspalast“, dem Frankfurter Headquarter, des Öfteren. Kulante Aktionen wie der Umgang mit dem jüngst aufkommenden Zika-Virus gehören zur Strategie der besonderen Airline. Schwangere Frauen und ihre Begleitung dürfen demnach Flüge in die betroffenen Regionen kostenfrei umbuchen.

Fazit

Die jüngsten Nachrichten von sparsameren neuen Flugzeugen und einer Einigung mit den Flugbegleitern sind Zeichen für eine neue Lufthansa, wie sie dringend nötig war. Dennoch sind längst nicht alle Probleme gelöst. Eine Übereinkunft mit der Piloten-Gewerkschaft steht beispielsweise noch in weiter Ferne. Auch die Marktsituation hat sich kaum verändert — die Airline-Industrie gehört zu den umkämpftesten in der globalen Wirtschaft. Die Lufthansa muss ein weltklasse Dienstleister sein, der Kosten reduzieren muss ohne das Premium-Flugerleben beschneiden zu dürfen. Der Handlungsspielraum ist eng, neue Möglichkeiten wie das Drohnengeschäft aber auch weitreichend und lukrativ. Spohr fliegt den Kranich momentan auf einer guten Route, Turbulenzen können aber jederzeit unerwartet auftreten. WCW