Microsoft hui, Alphabet pfui!
Die Quartalszahlen der beiden Tech-Giganten wurden von Anlegern mit Spannung erwartet. Am Ende überzeugt der Windows-Konzern, die Google-Mutter wird an der Börse abgestraft.
Die Quartalszahlen der beiden Tech-Giganten wurden von Anlegern mit Spannung erwartet. Am Ende überzeugt der Windows-Konzern, die Google-Mutter wird an der Börse abgestraft.
Wachstum allein reicht nicht mehr. Investoren schauen vor dem Hintergrund hoher Bewertungen und Zinsen genau hin, auch bei Billionen-Dollar-Konzernen wie Alphabet und Microsoft. Dabei kommt es vor allem auf zwei Sparten an: das Cloud-Geschäft und das mit Künstlicher Intelligenz. In diesen beiden Sparten liegt das größte Wachstumspotenzial und die größte Chance auf neue Märkte für Big Tech. Und in wenigen Bereichen geht es so sehr um Technologieführerschaft. Es geht um die beste Cloud und die leistungsfähigste KI, weniger um Markenglaube und Design. Mit Microsoft und Alphabet streiten sich zwei der größten und etabliertesten Konzerne der Welt um die Vorherrschaft. Vorbei sind damit die Zeiten, in denen beide Unternehmen quasi friedlich koexistierend Gewinne schaufeln konnten und den Höhenflug ihrer Aktien bestaunen konnten. Inzwischen gilt: Des einen Freud ist des anderen Leid.
So auch bei Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal. Milliardengewinne gab es auf beiden Seiten, steigende Umsätze auch. Allein, an der Börse kletterte nur der Kurs der Microsoft-Aktie in Richtung Rekordhoch, die Alphabet-Titel rutschten um über acht Prozent ab.
Microsoft konnte die Umsätze mit der Cloud-Plattform Azure von Juli bis September um 29 Prozent steigern und damit stärker als in den drei Monaten zuvor. Damit übertraf der Konzern um CEO Satya Nadella die Analystenerwartungen. Alphabet gelang im Cloud-Segment nur ein Sprung von 22 Prozent, obwohl der Google-Konzern von einem viel niedrigeren Niveau aus wächst. Microsoft erzielte in der zukunftsträchtigen Sparte im dritten Quartal 24,3 Milliarden US-Dollar Umsatz, Alphabet 8,4 Milliarden US-Dollar. Die Markterwartungen wurden klar verfehlt. „Microsofts Startvorteil bei der Künstlichen Intelligenz scheint sich auszuzahlen, während Alphabet sowohl in diesem Bereich als auch beim Cloud Computing im Aufholmodus zu sein scheint“, sagte Danni Hewson, Managerin beim Broker AJ Bell gegenüber Reuters.
Nach Zahlen über alle Geschäftssparten hinweg lieferten beide Konzerne ein überzeugendes Quartal ab. Der Microsoft-Umsatz stieg um 13 Prozent auf 56,5 Milliarden US-Dollar, der Gewinn um 27 Prozent auf 22 Milliarden US-Dollar. Bei Alphabet stand am Ende ein Umsatzplus von elf Prozent auf 22 Milliarden 76,7 Milliarden US-Dollar, der Gewinn kletterte sogar um 40 Prozent auf 19,7 Milliarden US-Dollar. Letzterer Sprung kam jedoch auch durch eine Abschreibungsänderung und durch den Aufschub von Steuerzahlungen zustande. Vor allem aber dürfte Anleger stören, dass es vor allem das Werbegeschäft von Google war, das mit einem Plus von 9,4 Prozent entscheidend zum Umsatzwachstum und wohl auch zum Gewinnwachstum beitrug. Dies zeigt einmal mehr die Abhängigkeit Alphabet von der Suchmaschine den dort laufenden Werbeanzeigen. Das macht den Konzern anfällig gegenüber ökonomischen Schocks. Microsoft erscheint hier breiter aufgestellt und kommt offenbar auch besser voran KI gewinnbringend in eigene Software einzusetzen. Schon ab November soll es ein KI-Add on für Microsoft 365 geben. Mehrkosten: 30 US-Dollar pro Monat. Gelingt ein Erfolg macht das eine Menge Umsatzpotenzial frei.
Die Zahlen der Tech-Giganten werden auch deshalb quartalsweise mit Spannung erwartet, weil sie ob ihres Gewichts in den Indizes die Richtung für den weiteren Verlauf des US-Markts vorgeben. Nach den Zahlen von Alphabet und Microsoft dürfte klar sein: der Weg zu neuen Höhen war schon einmal einfacher. Inzwischen braucht es Zauberzahlen, wie sie Microsoft diesmal im Stande war vorzulegen, um die Kurse noch antreiben zu können. Entscheidend dürfte nun auch sein, was die Konkurrenz um Meta, Apple und Amazon macht.
OG
Lesen Sie auch: Divdenden jagen mit der Deutschen Post